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Rennsteigtunnel Rennsteigtunnel: Spezialisten testeten die Sicherheitssysteme

26.03.2003, 14:03
Rennsteigtunnel bei Oberhof. (Foto: dpa)
Rennsteigtunnel bei Oberhof. (Foto: dpa) dpa

Suhl/dpa. - Deutschlands längster Autobahntunnel steht vorseiner Feuerprobe. Damit sich im 7900 Meter langen Rennsteigtunnel inThüringen niemals Katastrophen wie im Montblanc-Tunnel ereignen,starten Spezialisten in den nächsten Wochen mehrere Brandversuche.Dazu wird ein Gemisch aus Diesel, Wasser und Benzin in großenStahlwannen angezündet. Rauchmelder und Hochleistungslüfter müssendann perfekt funktionieren. «Die Strecke wird erst eröffnet, wenn dieSicherheitssysteme getestet sind», stellt Torsten Löck von derBaugesellschaft DEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und BauGmbH) klar.

Funktioniert die Technik, rollen voraussichtlich Anfang Juli dieersten Fahrzeuge durch das Bauwerk im Verlauf der Autobahn A 71.Zwischen Erfurt und Meiningen passieren Autofahrer dann eine deringenieurtechnisch aufwendigsten Strecken in ganz Deutschland. Aufder 19,6 Kilometer langen Etappe zwischen Geraberg bei Ilmenau undSuhl führt die Fernstraße zunächst durch den 874 Meter langen Alte-Burg-Tunnel. Dann folgt der fast acht Kilometer langeRennsteigtunnel. Ans Tageslicht können sich die Augen auch danachkaum gewöhnen - nach kurzer Fahrt geht es in die Tunnel Hochwald(1058 Meter) und Berg Bock (2750 Meter) hinein.

Momentan legen Bauarbeiter im Rennsteigtunnel letzte Hand an dieSicherheitstechnik, montieren Kameras, verlegen Kabel und gießen dieAsphaltdecke. Am 30. März können Jogger bei einem Lauf zum ersten Maleine der Röhren erkunden. Mit dem Auto wird die Fahrt hindurch rundsechs Minuten dauern - bei Tempo 80. Wer kräftiger aufs Gas tritt,bekommt Post von der Polizei. Im Tunnel ist ein neuartigesKamerasystem installiert, das ohne verräterischen Blitz funktioniert.Hauptkommissar Frank Beyer von der Suhler Polizei ist von erstenTests der Anlage begeistert: «Ganz saubere Bilder», macht er Rasernkeine Hoffnung.

Ihren Einsatz bei einem Unfall im Tunnel haben die Retter aus derRegion um den Rennsteig im vergangenen Herbst schon realitätsnahtrainiert: Aus einem umgekippten Reisebus und Autowracks mussten imBerg-Bock-Tunnel mehrere Dutzend Verletztenschauspieler geborgenwerden. Kommt es in den Tunneln zur Katastrophe, sind kurzfristig biszu 400 Feuerwehrleute, Polizisten, Sanitäter und Spezialisten desTechnischen Hilfswerks einsatzbereit.

Den Ernstfall haben die Ingenieure auch bei der Bauplanung schonberücksichtigt: Im Abstand von 300 Metern verbinden Querstollen dieTunnelröhren. Sie sind einerseits Fluchtweg, aber auch Zugang fürRettungstrupps. Mehrere Verbindungen sind so groß dimensioniert, dassFeuerwehrautos hindurchfahren können. Gasdichte Türen schließen dieGänge. Brennt es in einem Tunnel, wird der Luftdruck in der zweitenRöhre erhöht. «Dadurch halten wir die Brandgase ab», erläutert Löck.

Insgesamt verkürzen Tunnel und mehrere Großbrücken im Verlauf derA 71 die Fahrzeit zwischen Erfurt und Südthüringen von zwei Stundenauf rund 30 Minuten. Die Autobahnen A 71 und A 73 verbinden dieRegionen Erfurt, Schweinfurt und Coburg. Rund 2,3 Milliarden Eurofließen in das gesamte Verkehrsprojekt. Mit dem Bau der Streckenwurde 1996 begonnen - 2007 sollen die Fernstraßen komplett fertiggestellt sein.