Rekordversuch Rekordversuch: scheitert im Bodensee
Bodman/dapd. - Bruno „Orca“ Dobelmann misslingt auch der zweite Versuch, das Gewässer längs zu durchqueren. Offenbar war er nicht fit genug.
Bodman/dapd - Mehrere Schichten Melkfett und Sonnencreme sollten ihn bei seinem Weltrekordversuch im Bodensee vor Hitze, wunden Stellen und Kälte schützen. Zehren wollte der 111 Kilogramm schwere Bruno Dobelmann von seinem Körpergewicht - und einer großen Familienportion Spaghetti Bolognese, die er am Vorabend noch verdrückt hatte. Zum Frühstück gab es dann nichts mehr, dafür war er auch zu aufgeregt. Doch am Ende kam es anders.
Um Punkt 8.37 Uhr war der 53-jährige Extremsportler gestern am nördlichen Bodensee-Ufer zum zweiten Mal ins Wasser gestiegen, um sich den Weltrekord zu erkraulen: Er wollte den See als erster ohne Neoprenanzug und nur mit Badehose bekleidet in Längsrichtung von Bodman aus durchqueren. 64 Kilometer in 28 bis 30 Stunden ohne Pause.
Schon erster Versuch gescheitert
„Wir sehen uns in Bregenz“, rief Dobelmann noch, bevor er ins 19 Grad warme Wasser watete und sich in die Fluten stürzte. Die Sonne brannte bereits morgens um kurz vor neun. Mittwochmittag wollte er in Österreich wieder an Land gehen.
Doch am späten Abend sieht die Welt für den Extremsportler anders aus. „Er könnte rein krafttechnisch noch“, ließ sein Sprecher Oliver Halder wissen. Die widrigen Wetterbedingungen zuvor hätten ihn aber „mental ausgepowert“, so dass er den Rekordversuch abgebrochen habe.
Erst im Mai hatte Dobelmann versucht, den Weltrekord aufzustellen, war jedoch in Höhe Hagnau bei Kilometer 28 wegen massiver Blasenprobleme gescheitert. Wie weit er diesmal kam, ist noch unklar. Das Ergebnis der letzten Untersuchung in einer Zürcher Klinik klang bereits alles andere als erfolgversprechend: „Unsportlich und untrainiert.“ Für seinen Arzt, der ihn auf einer Motorjacht die ganze Zeit begleitete, war dies jedoch nicht relevant. „Bei einem 24-Stunden-Schwimmen sind ganz andere Variablen wichtig, als beim EEG auf einem Fahrrad“, sagte Beat Knechtle. Die Grundkondition seines Schützlings, der in früheren Zeiten bei ähnlich massigem Körperbau mehrere Marathon-Läufe in über fünf Stunden absolviert hat, sei gut.
„Die Fettleibigkeit kommt ihm im Wasser noch zu Gute. Das isoliert“, sagte Knechtle. Unterwegs wollte der Allgemein-Mediziner, der selbst gern extreme Strecken schwimmt, immer wieder Dobelmanns Körpertemperatur messen. „Bei seinem letzten Versuch lag sie immer um die 37 Grad Celsius.“
Erprobter Langstreckenschwimmer
Im Schnitt wollte Dobelmann, der eigentlich in der Motorenentwicklung arbeitet und viel am Schreibtisch sitzt, 2,5 Kilometer pro Stunde zurücklegen. Zwischendurch sollte ihm Manager Halder immer wieder Kohlenhydratgele zum Trinken reichen. „Ihr haltet mich für verrückt, oder?“, sagte Dobelmann noch kurz vor seinem Start und gab dann selbst zu: „Ich fühle mich wie jemand, der gerade aus der Psychiatrie abgehauen ist.“ Am Vortag hatte er noch von dem ungeheuren Druck gesprochen, der nach dem ersten abgebrochenen Versuch vom vergangenen Mai auf ihm lastete.
„Orca“, wie man ihn im Freundeskreis nach dem lateinischen Wort für Schwertwal nennt, hat schon viele Freigewässer durchschwommen. 50 Kilometer legte der Stuttgarter bei seiner Doppelquerung des Fehmarnbelts zwischen Deutschland und Dänemark zurück, dafür benötigte er rund 19 Stunden. Auch den Ärmelkanal hat er als Teil einer Fünferstaffel durchschwommen. Gut möglich, dass er am Bodensee irgendwann einen dritten Versuch wagt.