Reemtsma-Entführung Reemtsma-Entführung: Sechseinhalb Jahre wegen Geldwäsche

Aachen/dpa. - Der Bruder von Reemtsma-Entführer Thomas Drach hatteumgerechnet 3,9 Millionen Euro beiseite geschafft, dafür Geldkassiert und sich damit der banden- und gewerbsmäßigen Geldwäscheschuldig gemacht. Mit seinen Diensten für den inhaftierten Bruderhabe er sich eine Einnahmequelle sichern wollen, stellten die Richteram Aachener Landgericht am Dienstag fest. Der Bundesgerichtshof hatteein erstes Urteil über fünf Jahre Haft teilweise aufgehoben.
Das Gericht verurteilte Lutz Drach wegen schwerer Geldwäsche indrei Fällen. Obwohl der 44-Jährige nach Einschätzung des Gerichts fürdiese Dienste kassiert hat, habe er eher eine untergeordnete Rollegespielt. Bei der Urteilsverkündung einen Tag vor dem zehntenJahrestag der Freilassung des entführten Hamburger Millionärs JanPhilipp Reemtsma wirkte der Mann auf der Anklagebank äußerlichgelassen. Verteidigung und Anklage nahmen das Urteil an. Damit gehtein sehr zähes Verfahren zu Ende, das vom Schweigen des jüngerenDrach-Bruders geprägt war.
Die zentrale Frage in dem zum Teil neu aufgelegten Verfahren war,ob Lutz Drach Teile des Lösegeldes tatsächlich aus reinerGefälligkeit beiseite geschafft hatte. Nachdem die 6. GroßeStrafkammer dem Angeklagten eine relativ milde Strafe vonsechseinhalb Jahren in Aussicht gestellt hatte, legte Lutz Drach ein«mageres» Geständnis ab - wie Staatsanwalt Lutz Bernklau esbezeichnete.
Darin gab Drach zu, dass ihm für die Dienste eine «Belohnung»versprochen war. Und die sollte für ihn eine dauerhafteEinnahmequelle sein. Er gab keine weiteren Details preis: KeineAngabe zur Höhe dieser «Belohnung» und wer sie zahlte. Er verlor keinWort über die Bande bestehend aus dem Bruder Thomas, der seineHaftstrafe absitzt, einem Komplizen und Lutz Drach selbst - kein Wortüber das verschwundene Lösegeld. Die 3,9 Millionen Euro waren durcheinen Kurier von Aachen nach Spanien und zurück gebracht worden. DieSpur verlor sich in Lüttich.
Das Gericht verschließe nicht die Augen vor dem Wert desGeständnisses, sagte der Vorsitzende Richter Hans Laufenberg. DerAngeklagte hätte «von vorne herein die Hosen herunter lassen» undetwas zum Verbleib des Geldes von ursprünglich umgerechnet 15Millionen Euro sagen können.
Lutz Drach sitzt seit gut 40 Monaten in Haft. Das Gericht hatte imLaufe der Verhandlungen bei einem Geständnis eine frühzeitigeEntlassung nach zwei Dritteln Haft in Aussicht gestellt. Sein BruderThomas wird als Kopf der Entführung länger im Gefängnis sitzen: Erwar im März 2001 zu vierzehneinhalb Jahren Haft verurteilt worden.Drei Komplizen erhielten Haftstrafen zwischen fünf und zehneinhalbJahren.