Kriminalität Razzia gegen „falsche Polizisten“: Festnahmen im Libanon
Immer wieder bringen „falsche Polizisten“ vorzugsweise ältere Menschen um sehr viel Geld. Jetzt haben Münchner Ermittler einen Erfolg vorzuweisen. Dieser zeigt: Die Betrüger suchen immer neue Wege.
München - Im Kampf gegen die Betrugsmasche falscher Polizisten haben Münchner Ermittler ein Callcenter im Libanon zerschlagen. Neun Menschen wurden bei der Aktion in Zusammenarbeit mit den Behörden vor Ort festgenommen, sieben von ihnen verhaftet - darunter zwei Deutsche aus Bremen. Sie sollen von Beirut aus im großen Stil vorwiegend alte Menschen angerufen und ihnen vorgespielt haben, deren Vermögen sei wegen Einbrüchen in der Nachbarschaft in Gefahr. Vor Ort wurden Geld und Wertgegenstände dann von vermeintlichen Beamten abgeholt.
Die Polizei geht von mehreren hundert Betroffenen in Deutschland aus. Rund 40 davon seien bereits erfasst, teilte der Leiter des zuständigen, neu eingerichteten Kommissariats 61, Hans-Peter Chloupek vom Polizeipräsidium München am Dienstag mit.
Seinen Anfang nahmen die Ermittlungen, als 2022 in München eine Frau festgenommen wurde, die als Abholerin für einen Betrügerring tätig war und umfangreich aussagte. Schließlich ergaben sich über Umwege Bezüge zu einem Bremer Clan - und schließlich eine Spur zu einem neuen Callcenter in der libanesischen Hauptstadt Beirut.
Polizei und Staatsanwaltschaft München I werten die Zerschlagung des Callcenters nach langwierigen und komplizierten Ermittlungen als großen Erfolg. „Ein Callcenter im Libanon zu zerschlagen, das kommt nicht alle Tage vor“, sagte Oberstaatsanwalt Kai Gräber. Die Aktion zeige, „wie lang der Arm der Münchner Strafverfolgung reicht“.
Nach Angaben Chloupeks ist das Callcenter im Libanon bereits das achte im Ausland, an dessen Aushebung die Münchner Polizei beteiligt war. Gegen mehr als 100 Tatverdächtige in verschiedenen Callcentern sei bislang ermittelt worden.
Bisher gelangen die Schläge allerdings - mit einer Ausnahme in Polen - ausschließlich gegen Callcenter in der Türkei. Es gebe aber inzwischen Erkenntnisse, dass die Betrüger ihre Aktivitäten verstärkt in den Libanon verlagerten, weil ihnen „der Boden in der Türkei zu heiß geworden ist“, sagte Kommissarin Desiree Schelshorn.
Gegen die sieben Verhafteten wurde im Libanon bereits Anklage erhoben, für einen der beiden Deutschen haben die Münchner Behörden bereits ein Auslieferungsgesuch gestellt.
Die Ermittler gehen davon aus, dass betrügerische Callcenter und immer neue Maschen Polizei und Staatsanwaltschaften auch weiterhin beschäftigen werden. Darum hat das Münchner Polizeipräsidium nun aus der bisherigen „Arbeitsgruppe Phänomene“ das dauerhaft angelegte Kommissariat 61 gemacht.