Extremismus Queer-Beauftragter: Vermisse Aufschrei der Gesellschaft
Berlin - Zwei homosexuellenfeindliche Angriffe auf ein Denkmal und eine Initiative in Berlin sind vom Queer-Beauftragten der Hauptstadt, Alfonso Pantisano (SPD), verurteilt worden. Derzeit geschähen deutlich mehr Übergriffe und Angriffe auf Schwule, Lesben, Transsexuelle und ihre Einrichtungen als in den vergangenen Jahren, sagte Pantisano der Deutschen Presse-Agentur. „Ich bin zutiefst geschockt über das Ausmaß der Gewalt gegen queere Menschen. Und zugleich vermisse ich einen Aufschrei und die Solidarität in der Zivilgesellschaft.“
In der Nacht zu Samstag war das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen am Tiergarten im Visier eines bislang unbekannten Täters. Laut Polizei versuchte er, einen brennenden Gegenstand auf das Denkmal zu werfen, was ihm aber nicht gelungen sei. Zudem brachte er zwei Zettel mit einem abgewandelten Zitat aus der Bibel, das sich gegen Homosexuelle richtete, an.
In der Nacht zu Montag wurde ein Brandanschlag auf einen Verein lesbischer Frauen in Neukölln verübt. Die Schaufensterscheibe wurde zerstört und jemand warf Brandsätze ins Innere des Ladens. Ein größeres Feuer brach nicht aus. Polizisten stellten vor Ort verbrannte und verkohlte Flugblätter fest. Auf einem Flugblatt an der Scheibe fand sich erneut das Bibelzitat.
Ob es auch einen Zusammenhang zu einem antisemitischen Brandanschlag in der Nacht zu Samstag auf eine Bücherbox nahe dem Holocaust-Mahnmal „Gleis 17“ im Berliner Grunewald gibt, war noch unklar. Alle drei Fälle hat die Staatsanwaltschaft Berlin auf dem Tisch und prüft die Hintergründe.
Zum Angriff im Grunewald gab es ein Bekennerschreiben. Zeugen hatten von einem Mann berichtet, der eine Kiste in die zur Bücherbox umgebaute frühere Telefonzelle gestellt und angezündet habe. Bücher, die zum Lesen bereitstanden und die Zeit des Nationalsozialismus zum Thema hatten, wurden zerstört.
Das Mahnmal „Gleis 17“ erinnert an die Opfer des Holocausts. Von dort wurden 1941 und 1942 etwa 10.000 Juden mit Zügen der Reichsbahn in Arbeits-, Konzentrations- und Vernichtungslager der Nazis gebracht.