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Psychologie Psychologie: Wenn der Lehrer zum Schwarm wird

26.08.2009, 06:34

Wuppertal/Mannheim/dpa. - Auch Jungs vergucken sich hin und wiederin ihre Lehrerin. Das ist nicht leicht, denn immerhin ist esverboten. Trotzdem ist es keine Katastrophe. Und ein paar Tippskönnen helfen, mit der Situation umzugehen.

«Wenn's einen trifft, dann trifft's einen eben», sagt Beate Friesevom Jugendberatungstelefon «Nummer gegen Kummer» in Wuppertal. Dassman sich in den Lehrer verliebt, sei gar nicht so selten. «Manverbringt viel Zeit in der Schule. Da kann es schon passieren, dassman für einen jungen, gut aussehenden Lehrer ins Schwärmen gerät.»Meist bleibe es aber bei dieser harmlosen Schwärmerei. Liebe, das seinoch einmal etwas anderes.

«Diese Gefühle sollten betroffene Schüler ernst nehmen. Und vorallem sollten sie sich keine Schuld daran geben», rät die Pädagogin.Trotzdem sei diese Liebe eine schwierige Geschichte. Den Schülernsollte immer klar sein, welche Konsequenzen eine Beziehung mit demLehrer haben könnte. Gerade der Lehrer gerate höchstwahrscheinlich inernste Schwierigkeiten, sollte er auf die Gefühle eingehen.

So sieht es jedenfalls das Gesetz. Mascha Huster istRechtsanwältin in Köln und Expertin für Lehrerdienstrecht: «DasProblem ist, dass der Lehrer immer eine übergeordnete Rolle hat undder Schüler in einem Abhängigkeitsverhältnis steht.» Daher könne ihmleicht vorgeworfen werden, er erpresse seine Schüler: Sex gegen guteNoten. Ist das der Fall und sind seine Schüler unter 18 Jahre alt,kann ihm eine Freiheitsstrafe drohen.

Doch selbst, wenn es strafrechtlich nichts zu beanstanden gibt,kann es für den Lehrer eng werden. «Es gibt zwar im Disziplinarrechtkeine zwingende Rechtsvorschrift. Es kann aber zum Beispiel sein,dass der Lehrer an eine andere Schule versetzt wird», erklärt Huster.Seine Gefühle für einen Lehrer öffentlich auszuleben, kann also böseFolgen haben.

Dennoch ist eine Schwärmerei nichts Ungewöhnliches. «Das ist eineganz normale Reaktion, das sollte man nicht dramatisieren», sagtAndreas Hundsalz, Leiter der psychologischen Beratungsstelle fürKinder, Jugendliche und Eltern in Mannheim. Er rät Betroffenen, einerVertrauensperson von den eigenen Gefühlen für den Lehrer zu erzählen.«Alle Gefühlsäußerungen sollten ernst genommen werden.»

Wenn die Gefühle über eine Schwärmerei hinausgehen, können auchBeratungsstellen helfen. Wer nicht mit einer realen Person sprechemmöchte, für den ist vielleicht eine Online-Beratung das Richtige.Solche Angebote gibt es beispielsweise bei der Bundeskonferenz fürErziehungsberatung (www.bke-beratung.de/User/) oder von der Nummergegen Kummer (http://ngk.cycro-project.de/frontend/itid__187/).

Friese rät davon ab, dem Lehrer die Gefühle zu gestehen. «Er hateine Rolle, und die muss er auch behalten. Das Wissen um die Liebekönnte die Objektivität im Unterricht trügen.» Das Verhältniszwischen Lehrer und Schüler würde dann eine ganz andere Qualitätbekommen. Eine schlechte Note, auch wenn sie sachlich gerechtfertigtist, könne den verliebten Schüler dann sehr verletzen.

Die Gefühle abzuschalten, ist natürlich nicht einfach. Und dennochsollte man sich klar machen: Jeder Liebeskummer geht irgendwannvorbei. Dabei kann es sinnvoll sein, dem Lehrer außerhalb der Schuleaus dem Weg zu gehen. Wenn es ohnehin schon schwierig ist, ihm zubegegnen, müsse man ihn ja nicht auch noch auf eine Party einladen,sagt Hundsalz. Friese rät außerdem zu Ablenkung: «Etwas mit denFreunden unternehmen und sich auf gar keinen Fall isolieren.»Vielleicht wartet da draußen ja auch schon der nächste potenzielleSchwarm.

Informationen: Nummer gegen Kummer (Tel.: 0800/111 0 333).

Zeit zum Abschied nehmen

Bei einer enttäuschten Liebe sollten sich Jugendliche immer einegewisse Zeit nehmen, um das wirklich zu bedauern - aber ohne dabei inTrauer zu versinken, sagt Beate Friese vom Jugendberatungstelefon«Nummer gegen Kummer». Manchmal helfe es, sich klarzumachen: DerLehrer ist toll, aber ich treffe ihn in der Schule, und eineBeziehung würde ein hohes Risiko bergen. Ein Ritual wie ein nichtversendeter Abschiedsbrief könne beim Loslassen helfen.