1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Porzellan-Manufaktur: Porzellan-Manufaktur: Nymphenburger Sorgfalt für exklusive Kunden

Porzellan-Manufaktur Porzellan-Manufaktur: Nymphenburger Sorgfalt für exklusive Kunden

11.08.2003, 09:24
Geduldsprobe für Menschen mit ruhiger Hand: Das Bemalen mancher Geschirrteile und Figuren kann mehrere Tage dauern. (Foto: dpa)
Geduldsprobe für Menschen mit ruhiger Hand: Das Bemalen mancher Geschirrteile und Figuren kann mehrere Tage dauern. (Foto: dpa) Nymphenburger Porzellan-Manufakt

München/dpa. - In der Figurenmalerei tönen aus einem kleinen Radio leise aktuelle Hits, und auf dem Arbeitstisch steht eine Cola-Flasche. Sonst jedoch hat sich in den Werkstätten der Nymphenburger Porzellan-Manufaktur in München seit ihrer Gründung im Jahre 1747 zumindest optisch nicht viel verändert. Ob Teller, Mokkatasse oder eine Kakadu-Figur in Übergröße für den Garten: Noch immer wird hier alles per Hand hergestellt, angefangen von der Porzellan-Rohmasse bis zum Polieren der Gold-Dekore.

«Nymphenburg ist einer der wenigen Hersteller, der noch seine Masse selber produziert», erläutert Nedda Hamami von der Pressevertretung des Unternehmens. Bis zu 90 Stunden lang werden dafür zunächst Feldspat und Quarz in einer Mühle gemahlen, die nicht nur altertümlich wirkt, sondern tatsächlich schon viele Jahrzehnte in Betrieb ist - nach Hamamis Worten stammt sie aus dem Jahr 1897. Und ebenso wie damals werden sowohl die Mühle als auch die Drehscheiben in den Werkstätten heute noch von einem Wasserrad angetrieben.

Seit 1761 residiert die Manufaktur im so genannten Kavaliersbau am Nymphenburger Schlossrondell. Eingebettet in das herrschaftliche Grün des Schlossparks fertigen heute rund 90 Mitarbeiter in Werkstätten wie der Figurenformerei und der Porzellanmalerei Porzellan für den Export in die ganze Welt.

In den Anfangsjahren der Manufaktur war dieser Erfolg allerdings nicht abzusehen. Zum Glanz und zur Würde des Hofes sollte nach den Wünschen von Kurfürst Max III Joseph das Porzellan aus der ersten Porzellanmanufaktur Bayerns beitragen. Doch zunächst kam alles andere als das angestrebte «weiße Gold» aus den Brennöfen. Erst 1751 wurde schließlich die richtige Mischung gefunden.

Im Laufe der mehr als 250-jährigen Firmengeschichte entstanden rund 30 000 Entwürfe, die vom verspielten Rokoko bis zu den modernen Formen zeitgenössischer Designer wie Konstantin Grcic oder Ted Muehling reichen. Außerdem hat das Unternehmen nach eigenen Angaben weit mehr als 2000 Figuren im Sortiment, darunter allein 700 Tiere. Zu den bekanntesten Figuren zählen die rund 150 Rokoko-Kleinplastiken von Franz Anton Bustelli aus dem 18. Jahrhundert.

Bis zu einer Woche kann das Bemalen einer einzigen Figur dauern, weshalb viel Geduld und eine ruhige Hand gefragt sind: «Man fängt mit dem Bemalen von Geschirr an, um erst einmal die richtige Pinselführung zu lernen«, erzählt die Porzellanmalerin Viviane Schwaighofer.

Letzter Schritt in der langen Fertigungskette ist das Vergolden. «Wir verwenden dafür 24-karätiges Feingold», erklärt Gerda Buchner, in der Manufaktur seit 14 Jahren für das Polieren der Goldauflage verantwortlich. «Das Polieren dauert dreimal solange wie die Malerei», so die gelernte Glas- und Porzellanmalerin. Mit Hilfe von Achat und Blutsteinen holt sie vorsichtig «die Tiefe des Goldes» heraus: «Man muss sich jede Handbewegung überlegen».

Die mühevolle Handarbeit und die hochwertigen Materialien haben ihren Preis. Für die Suppenterrine aus dem reich verzierten «Cumberland»-Service müssen etwa 3000 Euro einkalkuliert werden, für die Teekanne aus dem «Bayerischen Königsservice» 5040 Euro. Auch wenn die Entwürfe aus der Nymphenburger Manufaktur längst nicht mehr Blaublütern vorbehalten sind: Der Kundenkreis ist weiterhin exklusiv - zumindest wer ein Service haben möchte, sollte daher besser zum Geldadel gehören.

Informationen: Porzellan-Manufaktur Nymphenburg, Nördliches Schloßrondell 8, 80638 München (Tel.: 089/17 91 97 10, Fax: 089/17 91 97 58, Internet: http://www.nymphenburg-porzellan.de

Die Nymphenburger Porzellan-Manufaktur produziert auch ihre Rohmasse noch nach traditionellen Methoden in Handarbeit. Mühlen und Drehscheiben werden per Wasserkraft angetrieben. (Foto: dpa)
Die Nymphenburger Porzellan-Manufaktur produziert auch ihre Rohmasse noch nach traditionellen Methoden in Handarbeit. Mühlen und Drehscheiben werden per Wasserkraft angetrieben. (Foto: dpa)
Nymphenburger Porzellan-Manufakt