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Porträt Porträt: Severino Antinori ist Spezialist für Tabu-Brüche

27.11.2002, 13:19
Der umstrittene italienische Frauenarzt Severino Antinori (Archivbild vom 7.8.2001) ist einer der prominentesten Verfechter des Klonens. (Foto: dpa)
Der umstrittene italienische Frauenarzt Severino Antinori (Archivbild vom 7.8.2001) ist einer der prominentesten Verfechter des Klonens. (Foto: dpa) dpa

Rom/dpa. - Wenn der Name des römischen Frauenarztes Severino Antinori fällt, dann immer in Verbindung mit dem Eigenschaftswort «umstritten». Denn der 57-Jährige hat wie kaum ein anderer Arzt in den vergangenen Jahren für Aufregung und Empörung gesorgt - seine Spezialität ist das Brechen von Tabus. Die Schlagzeilen eroberte er erstmals Anfang der 90er Jahre, indem er Frauen, die längst ihre Wechseljahre hinter sich hatten, zu Mutterfreuden verhalf. Den «Weltrekord» stellte der Spezialist für künstliche Befruchtungen 1994 auf, als eine von ihm behandelte 63-jährige Frau einen Jungen zur Welt brachte. Damit brachte er nicht nur die Medizinwelt gegen sich auf.

Doch davon hat sich Antinori nicht beirren lassen. In Rom betreibt der aus den Abruzzen stammende Mediziner eine Fruchtbarkeitsklinik, die ihn zu einem reichen Mann gemacht hat. Als Statussymbol habe er sich einen gepanzerten Wagen und Leibwächter zugelegt, ist in den italienischen Zeitungen zu lesen. Selbst für Interviews verlange er Geld.

Seit einigen Jahren hat Antinori das Klonen als ein Reizthema entdeckt, das ihm internationale Aufmerksamkeit garantiert. Im Vorjahr kündigte er vor der internationalen Presse gemeinsam mit seinem amerikanischen Kollegen Panayiotis Zavos an, erstmals Menschen klonen zu wollen. Mit Zavos soll er sich allerdings italienischen Medienberichten zufolge mittlerweile überworfen haben.

In diesem Frühjahr sprach Antinori dann von einigen Schwangerschaften, die durch Klonen entstanden seien. Am Dienstag gab er schließlich bekannt, dass im Januar das erste geklonte Kind zur Welt kommen soll. Doch bisher ist er Beweise dafür schuldig geblieben, dass seine Behauptungen stimmen. Er bezeichnet sich inzwischen als jemand, der Ärzte in einem Land, das er nicht nennen könne, bei Klon-Experimenten berate.

Seine Geheimnistuerei ist Wasser auf die Mühlen seiner Kritiker: «Alles eine Erfindung», sagte etwa der italienische Nobelpreisträger Renato Dulbecchio schon im April über Antinoris angebliche Klon- Experimente. Andere Mediziner bezweifelten, dass Antinori überhaupt über die Kenntnisse verfüge, einen Menschen zu klonen. Ihr stichhaltigstes Argument: In seiner bisherigen Laufbahn hat Antinori zu dem Thema keine wissenschaftlichen Arbeiten veröffentlicht.

In Italien ist Antinori mittlerweile unten durch. Die Ärztevereinigung hat sich wiederholt von ihm distanziert und ist dazu übergegangen, ihn zu ignorieren. Selbst die ansonsten Sensationsfreudigen italienischen Medien widmen ihm kaum noch Aufmerksamkeit. Viele Zeitungen widmeten Antinoris jüngsten Klon- Ankündigungen nur wenigen Zeilen.