Geschichte Politiker wollen Goebbels-Villa und FDJ-Hochschule erhalten
Nördlich von Berlin liegt am Bogensee in der Gemeinde Wandlitz mitten im Wald ein Ensemble von Gebäuden, über das seit Jahren diskutiert wird. Kommunalpolitiker fordern ein Abrissmoratorium.
Wandlitz - Gegen den befürchteten Abriss mehrerer Gebäude wie einer ehemaligen FDJ-Hochschule und der Villa von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels nördlich von Berlin wird der Protest lauter. Das Areal am Bogensee in der brandenburgischen Gemeinde Wandlitz gehört dem Land Berlin. In einem Schreiben an die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) fordern unter anderen der Landrat des Kreises Barnim, Daniel Kurth, und der Bürgermeister von Wandlitz, Oliver Borchert, ein Abriss-Moratorium und die Fortsetzung der Diskussionen um den Erhalt des Bogensee-Areals, wie das Landratsamt am Freitag mitteilte. Beide befürchten, der Aufsichtsrat der BIM plane Schritte zum Abriss der Gebäude.
Bürgermeister wünscht sich eine künftige Nutzung
Das bundesweit einzigartige Areal sei historisch sowie architektonisch von herausragender Bedeutung und unbedingt schützenswert, sagte Kurth. Borchert warnte, ein Abriss würde die Vernichtung eines wichtigen Erinnerungsortes bedeuten. „Die baulichen Zeugnisse auf dem Bogensee-Areal - FDJ-Hochschule und Goebbels-Villa - sind erinnerungskulturell von internationaler Bedeutung.“ Das Areal und die Gebäude sollten erhalten und weitergenutzt werden, zum Beispiel als „Ort der Demokratie“, des Austauschs und der Toleranz. Landrat und Bürgermeister fordern, für die Dauer von fünf Jahren dürfe es keinerlei Maßnahmen und Entscheidungen über einen Abriss geben. In der Zeit soll ein Konzept zu künftigen Nutzungsmöglichkeiten entwickelt werden.
Die Berliner Immobilienmanagement GmbH teilte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, Gespräche zwischen dem Bund und dem Land Berlin zum Bogensee-Areal seien in einer intensiven Phase. Die Immobilie habe einen hohen zeitgeschichtlichen Wert und sei bautechnisch herausfordernd. „Mögliche Weiterentwicklungs- und Nutzungskonzepte müssen dem gerecht werden. Der Bund könnte sich ein Engagement vorstellen, allerdings müssen dazu noch wichtige Voraussetzungen und Fragen geklärt werden.“
Mehrere Verkaufsversuche waren erfolglos
Das Areal am Bogensee nördlich von Berlin ist seit dem Jahr 2000 ungenutzt und verfällt. Mehrere Versuche zum Verkauf sind bisher gescheitert. 1936 schenkte die Stadt Berlin Reichspropagandaminister Goebbels den Bogensee mit umliegendem Gelände. Goebbels ließ sich dort ein Landhaus bauen. Nach dem Ende der NS-Diktatur nutzten die Alliierten das Gelände kurzzeitig als Lazarett. Die Sowjets übergaben das Gelände 1946 der Freien Deutschen Jugend (FDJ), die dort eine Jugendhochschule gründete. In den 1950er Jahren entstand das übrige Gebäudeensemble. Nach der Wende wurde die Schule aufgelöst.