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Pfalz Pfalz: Entsetzen über Tötung von Siebenjährigem

Von Thomas Struk 02.04.2003, 14:02
Schüler gehen am Dienstagmorgen (01.04.2003) über den Schulhof des Erich-Kästner-Schulzentrums in Schönenberg-Kübelberg (Kreis Kusel) an einer Polizeiabsperrung vorbei zum Hauptgebäude der Schule. Ein siebenjähriger Junge ist in der Nacht zum Dienstag tot auf dem Schulhof in seinem rheinland-pfälzischen Heimatort gefunden worden. Die Leiche des Jungen weist nach Polizeiangaben schwere Kopfverletzungen auf, die auf einen gewaltsamen Tod hindeuten. Die Eltern hatten ihr Kind um 21.30 Uhr vermisst gemeldet, nachdem die Familie zuvor etwa zwei Stunden nach dem Siebenjährigen gesucht hatte. Kurz nach Mitternacht fanden Polizisten die Leiche auf dem Schulgelände. (Foto: dpa)
Schüler gehen am Dienstagmorgen (01.04.2003) über den Schulhof des Erich-Kästner-Schulzentrums in Schönenberg-Kübelberg (Kreis Kusel) an einer Polizeiabsperrung vorbei zum Hauptgebäude der Schule. Ein siebenjähriger Junge ist in der Nacht zum Dienstag tot auf dem Schulhof in seinem rheinland-pfälzischen Heimatort gefunden worden. Die Leiche des Jungen weist nach Polizeiangaben schwere Kopfverletzungen auf, die auf einen gewaltsamen Tod hindeuten. Die Eltern hatten ihr Kind um 21.30 Uhr vermisst gemeldet, nachdem die Familie zuvor etwa zwei Stunden nach dem Siebenjährigen gesucht hatte. Kurz nach Mitternacht fanden Polizisten die Leiche auf dem Schulgelände. (Foto: dpa) dpa

Schönenberg-Kübelberg/dpa. - Keine Blumen, keine Kerzen: Am Fundort der Leiche des kleinen Anton deutet am Mittwoch nichts auf das schreckliche Verbrechen am Schulzentrum in Schönenberg-Kübelberg in der Westpfalz hin. Nur zwei Meter vom Chemie-Übungsraum entfernt wurde der vermutlich mit Pflastersteinen erschlagene Siebenjährige in der Nacht zum Dienstag an einer Böschung entdeckt - frische Erde bedeckt die blutgetränkte Fundstelle. Auch wenn Anton nicht Schüler des Erich-Kästner-Schulzentrums war, ist dort die Betroffenheit am Mittwoch noch groß. Die Nachricht, dass der Junge möglicherweise von seinem eigenen Bruder erschlagen wurde, ist zu den rund 1000 Schülern noch nicht durchgedrungen.

Schulleiter Michael Jochum hat sich mit seinen Lehrerkollegen gegen Kerzen und Blumen am Fundort entschieden, «um voyeuristische Tendenzen zu vermeiden». An einem anderen Ort an der Schule solle aber noch ein Platz zum Gedenken an den Siebenjährigen errichtet werden, der auf die rund zwei Kilometer entfernte Grundschule ging.

Anton stammte aus einer Aussiedlerfamilie, die erst vor wenigen Jahren nach Schönenberg-Kübelberg in die Nähe von Kaiserslautern kam. Die Familie habe zurückgezogen gelebt und sei nicht richtig integriert gewesen, sagen mehrere Anwohner am Mittwoch. Sie sind einerseits erleichtert, dass die Tat offensichtlich schnell aufgeklärt wurde. Das Entsetzen ist aber groß, dass einer der beiden Brüder mit dem Verbrechen zumindest zu tun haben soll. Der Junge wurde festgenommen, weil an seiner Kleidung Spuren vom Blut Antons gefunden wurden. Der 14 Jahre alte Festgenommene bestreitet eine Beteiligung an der Tat.

Der Verdächtige hatte bis vor kurzem das Erich-Kästner- Schulzentrum besucht. Um seine Deutschkenntnisse zu verbessern, wechselte er an eine andere Hauptschule. Eine ehemalige Mitschülerin beschreibt den Jungen als «sehr ruhig». Sie könne sich überhaupt nicht vorstellen, dass er möglicherweise seinen eigenen Bruder getötet hat, sagt das Mädchen. Ein 14-Jähriger sagt nach Schulschluss: «Wir sind alle geschockt, dass so was an unserer Schule passiert ist.» Dass in der Zwischenzeit ein Gleichaltriger als Tatverdächtiger festgenommen wurde, weiß der Jugendliche noch nicht.

Die von der Tat betroffene Familie ist in der Gemeinde mit rund 6000 Einwohnern kaum bekannt. An der Grundschule hingegen hatte der getötete Junge seit seiner Einschulung im vergangenen Sommer einen «lieben, freundlichen und umgänglichen Eindruck» gemacht, wie Schulleiter Karl Heinz Mootz sagt. Zusammen mit seinen Kollegen habe er versucht, den 330 Schülern die schreckliche Tat näher zu bringen. «Doch wir sind selbst genauso bestürzt und hilflos.»

In einer kleinen Kneipe an der Hauptstraße hat sich dagegen schon die Gewissheit breit gemacht, dass der Festgenommene der Täter war. Als der Nachrichtensprecher im Radio berichtet, dass der 14-Jährige die Tat abstreitet, sagt ein Gast am Tresen: «Der kann bestreiten, was er will. Die Sache ist hundertprozentig.»