Oman Oman: Deutsche muss lebenslänglich hinter Gitter
Maskat/Kairo/dpa. - Gerlich, die immer wieder ihre Unschuld beteuert hatte, weintenach der Urteilsverkündung. Auch Verwandte der vier verurteiltenOmaner weinten und schrien im Gerichtssaal. Beobachter hatten jedochnoch schlimmeres befürchtet, nachdem das Anfang Mai im Geheimengefällte Urteil zur Überprüfung an den Mufti gegangen war. Denn daspassiert in der Regel nur, wenn die Todesstrafe verhängt werden soll.
Das gleiche Gericht verurteilte am Samstag eine Amerikanerin wegender Ermordung ihres Ehemannes zum Tode. Ihr 14 Jahre alter Sohn wurdezu drei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt und soll ausgewiesenwerden. Außerdem verkündete es ein Todesurteil gegen einen Mann ausBangladesch, der eine Omanerin vergewaltigt und getötet haben soll.
Bundesaußenminister Joschka Fischer hatte sich bei Sultan Kabus imJuni für Gerlich eingesetzt und betont, dass Deutschland dieTodesstrafe grundsätzlich ablehne. Ob dies und der Einfluss desGroßmuftis, der im Prozess das letzte Wort hatte, die Verhängung derTodesstrafe gegen Gerlich verhindert haben, ist aber unklar.
Die Bundesregierung zeigte sich erleichtert, dass die Deutschenicht zum Tode verurteilt wurde. Das Auswärtige Amt werde über diedeutsche Botschaft in Maskat die intensive konsularische Betreuungvon Dana Gerlich fortsetzen, hieß es in Berlin. Es werde sich inAbstimmung mit ihr und ihrem Anwalt dafür einsetzen, dass sie so frühwie möglich aus der omanischen Haft entlassen werden kann. Auch inGerlichs sächsischer Heimatgemeinde Gornsdorf bei Chemnitz wurde derVerzicht auf die Todesstrafe erleichtert aufgenommen.
Dabei hatte die Zukunft für Dana Gerlich noch rosig ausgesehen,als die Physiotherapeutin vor drei Jahren bei der Arbeit ihrenomanischen Freund kennen lernte. Fausi el Ghammari ist seit einemAutounfall querschnittsgelähmt und ließ sich in einer deutschenRehabilitationsklinik behandeln. Gerlich verliebte sich und folgteihm gegen den Willen ihrer Eltern in seine Heimat. Sie eröffnete indem arabischen Land eine eigene Praxis.
Als Tatmotiv vermutete das Gericht Rache. Die Anklage ging davonaus, dass die Deutsche und ihr Freund die drei Mitangeklagten zurErmordung des Vaters angestiftet haben. Der 51 Jahre alte Vater sollseine Ehefrau betrogen haben. Außerdem stand er der Beziehung seinerTochter zu dem Omaner auch dann noch skeptisch gegenüber, als sichdie Mutter damit arrangiert hatte. Weil Gerlich in der Nähe derbritischen Botschaft erschossen wurde, gingen Ausländer in Oman erstvon einem anti-westlichen Attentat islamistischer Terroristen aus.
Gegen das Urteil können sowohl Gerlich als auch der Staatsanwaltbinnen 40 Tagen Berufung einlegen, allerdings würde der Fall dannerneut vor dem gleichen Gericht aufgerollt. Eine höhere Instanz kannnicht angerufen werden. Die Verteidigung muss nun entscheiden, ob beieiner Berufung die Chancen oder das Risiko größer wären. Nach Ablaufder Frist könnte Gerlich nur noch eine Amnestie des Sultans zu einervorzeitigen Haftentlassung verhelfen.