Hochwasser Normalisierung an Hochwasser-Krisenpunkten in Thüringen
Die Sorge war groß im Kyffhäuserkreis, dass die Hochwasser führende Helme das Dörfchen Mönchpfiffel-Nikolausrieth überschwemmen könnte. Die gezielte Öffnung eines Deiches hat dies verhindert.
Mönchpfiffel-Nikolausrieth/Windehausen - Die Öffnung eines Helme-Deichs hat dem Ort Mönchpfiffel-Nikolausrieth im Kyffhäuserkreis Erleichterung in der Hochwassersituation gebracht. Die seit dem Donnerstag kritische Lage in dem 300-Einwohner-Dorf direkt an der Grenze zu Sachsen-Anhalt habe sich entspannt, sagte ein Sprecher des Landratsamtes am Freitag. Der Deich in der Nähe des Ortes war am Donnerstagabend kontrolliert geöffnet worden, um das Wasser aus dem Fluss auf Felder abzuleiten. „Es hat sich herausgestellt, dass das die richtige Entscheidung war“, so der Sprecher. Die Pegelstände in der Helme stiegen derzeit nicht weiter. Komplette Entwarnung gebe es aber noch nicht.
Der Wasserstand werde laufend beobachtet, ein Krisenstab des Landkreises sei weiter im Einsatz. Nach Einschätzung des Thüringer Landesamtes für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) ist auch in den nächsten Tagen weiter mit einem hohen Wasserstand der Helme zu rechnen, da aus der nach massiven Regenfällen um Weihnachten überlasteten Talsperre Kelbra im benachbarten Sachsen-Anhalt weiterhin kontrolliert Wasser in den Fluss abgelassen werden müsse. „Wir hoffen, dass der geöffnete Deich dann auch hält“, sagte Behördensprecher Nils Fröhlich.
In der Nähe von Mönchpfiffel-Nikolausrieth hatten Bagger ein Stück der Helme-Deichkrone abgetragen, um das Wasser von dem kleinen Ort wegzuleiten. Es fließt nun weiter südlich bei Kalbsrieth in einen Flutgraben. Aus Sicht des Kyffhäuser-Landratsamtes hat die Zusammenarbeit mit den Behörden in Sachsen-Anhalt bei der Deichöffnung gut funktioniert. Der Helme-Deich gehört ebenso wie die Talsperre Kelbra zu Sachsen-Anhalt.
Auch in Windehausen (Landkreis Nordhausen) hat sich die Lage vor dem Jahreswechsel weiter normalisiert. Windehausen war Weihnachten nach heftigen Regenfällen von Schmelzwasser aus dem Fluss Zorge und nach oben gedrücktem Grundwasser überflutet worden. Der Ortsteil von Heringen wurde evakuiert. Die Bewohner hatten am Donnerstag in ihre Häuser zurückkehren können. Ortsfremde durften den Ort nach Angaben von Bürgermeister Matthias Marquardt (Linke) am Freitag vorerst weiterhin nicht betreten - zum Schutz vor „Katastrophentouristen“.
„Das Grundwasser geht immer weiter zurück“, sagte Marquardt. Die Aufräumarbeiten und die Aufnahme der Schäden seien im Gange. Noch nicht alle Keller seien wieder trocken. Für die Einwohner war auch am Freitag noch ein Bus-Pendelverkehr eingerichtet, um den Ort während der Aufräumarbeiten von Privatfahrzeugen zu entlasten. Am Samstag soll nach Angaben des Bürgermeisters aber wieder Normalität einkehren. Neue Probleme in Windehausen wegen prognostizierter neuer ergiebiger Regenfälle im Südharz erwarte er nicht, sagte Marquardt.
Sorge bereite allerdings eine Trafostation im ebenfalls zu Heringen gehörenden Auleben. Sie sei vom Wasserrückstau aus dem Stausee Kelbra in Sachsen-Anhalt bedroht. „Sollte die Station ausfallen, wird es kritisch, dann fehlt der Strom für die Wasserpumpen in der gesamten Goldenen Aue“, so Marquardt. Die Goldene Aue ist eine vom Fluss Helme durchzogene Landschaft zwischen Nordhausen (Thüringen) und Sangerhausen (Sachsen-Anhalt).
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte für Freitag neue ergiebige Regenfälle im Südharzraum angekündigt. Ohnehin ist der Dezember in Thüringen niederschlagsreich ausgefallen, wie der DWD am Freitag bilanzierte. Bis zum Monatsende fielen im Schnitt 95 Liter Niederschlag, ein Plus von rund 55 Prozent zur Referenzperiode. Insgesamt sei die winterliche Witterung mit mäßigen Frösten schnell in eine milde und nasse Witterung umgeschlagen. An den Weihnachtstagen stiegen die Temperaturen örtlich auf Werte über 12 Grad Celsius, in Jena beispielsweise auf 12,9 Grad am 24. Dezember.
An den Festtagen habe es ergiebige Niederschläge und Tauwetter gegeben mit Hochwasser in einigen Regionen Nord- und Südthüringens. Im Thüringer Wald seien örtlich bis zu 300 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gemessen worden.