Nordkorea Nordkorea: Landete Rammler Robert im Topf?

Eberswalde/dpa. - Eigentlich sollte Rammler Robert die Nahrungsknappheit im fernen Nordkorea lindern. Doch nun hat der brandenburgische Züchter, der mehrere Riesen-Kaninchen samt Robert nach Asien lieferte, einen bösen Verdacht: «Ich befürchte, dass meine Tiere nicht wie geplant für die Zucht gehalten werden, sondern schonim Kochtopf gelandet sind», sagte Karl Szmolinsky am Dienstag. Eineandere Erklärung für die jüngste Absage für seine eigentlich jetztvorgesehene Asienreise durch die Botschaft Nordkoreas könne er nichtfinden. «Man sagte mir, vor Ort sei alles unter Kontrolle und denKaninchen gehe es gut - aber da habe ich meine Zweifel.»
Der «Berliner Kurier am Sonntag» hatte mit Verweis auf britischeQuellen berichtet, dass Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il dieKaninchen zum Geburtstag verspeist haben könnte. «Ich weiß nichtsüber das Schicksal meiner Tiere», betonte dazu Szmolinsky. Eigentlichsollte er Mitte April nach Nordkorea fliegen, um die neue Zuchtanlagefür die «Deutschen Riesen grau» zu begutachten. Doch nun versagte dieBotschaft das Visum. Während ein durchschnittliches Kaninchen lautSzmolinsky gerade einmal vier Kilo auf die Waage bringt und 30Zentimeter lang wird, kommen Tiere dieser «größten Kaninchenrasseweltweit» auf bis zu zehn Kilo und eine Länge von 74 Zentimetern.
Und sie liefern immerhin rund sieben Kilo Fleisch je Exemplar. Fürdas unter Nahrungsknappheit leidende Nordkorea eine offenbarwillkommene Möglichkeit, mehr Fleisch zu produzieren. Nach jüngstenAngaben des Welternährungsprogramms (WFP) hat sich die Lage vonMillionen hungernder Menschen in dem Land zuletzt dramatischverschlechtert. Zwischen einem Drittel und der Hälfte der 23Millionen Nordkoreaner müsse täglich darum kämpfen, Essen auf denTisch zu bringen. Ob die Riesen-Kaninchen aus Brandenburg da etwashelfen könnten, wird wohl ungewiss bleiben.
Zumindest hatte die Botschaft Nordkoreas laut Szmolinsky bei ihmsechs Tiere für eine Zucht geordert, darunter zwei Rammler. Weiteresechs Kaninchen seien von Privatpersonen mit in das kommunistischeLand genommen worden. Ein fettes Geschäft hat der 68-Jährige ausEberswalde dabei keineswegs gemacht - auf gerade einmal wenigehundert Euro bezifferte er seine Einnahmen. «Ich bin maßlosenttäuscht über die Absage der Botschaft», sagte Szmolinsky. «Ich binauch nicht mehr bereit, denen später nochmal zu helfen.»
Auf den Fall angesprochen, reagierte ein Sprecher in der BotschaftNordkoreas in Berlin äußerst barsch. Man habe die Kaninchen an dasLandwirtschaftsministerium geleitet. «Warum sollten wir den Züchterjetzt einladen?» Auf die Frage hin, ob die Tiere geschlachtet wordenseien, beendete der Sprecher das Telefonat. Szmolinsky meinte, erhabe aus der Sache eines gelernt: «Von mir bekommt kein Land mehrKaninchen, ohne dass ich vor Ort die Bedingungen gesehen habe». UndInteressenten für Mega-Kaninchen wie Rammler Robert stehen fast schonSchlange: «Für den Sommer hat sich eine Delegation aus Schanghai zuVorgesprächen angesagt, Anfragen gibt es auch aus Uruguay und denUSA.»