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Niederlande  Niederlande : Willem-Alexander und seine Frau Maxima erobern die Herzen

Von Detlef Drewes 19.04.2013, 17:44
Der niederländische Thronfolger Willem-Alexander und seine Frau Prinzessin Maxima mit ihren Töchtern Ariane (links), Amalia (Mitte) und Alexia
Der niederländische Thronfolger Willem-Alexander und seine Frau Prinzessin Maxima mit ihren Töchtern Ariane (links), Amalia (Mitte) und Alexia dpa Lizenz

Amsterdam/MZ - Nach 50 Minuten war aus „Prinz Pilsje“ der neue niederländische König geworden. Willem-Alexander und seine Frau Maxima, das künftige Königspaar, haben ein Kunststück geschafft: Sie zogen mit nur einem TV-Gespräch auch diejenigen auf ihre Seite, die die Monarchie zumindest beschneiden, wenn nicht gar abschaffen wollen. Sogar ihnen ist der künftige König aus dem Haus Oranje entgegengekommen.

Mittwochabend, 20.30 Uhr: Zur besten Sendezeit spricht das künftige niederländische Staatsoberhaupt davon, dass sich „die Monarchie mit der Gesellschaft verändern“ werde. Bisher gehört der König laut Gesetz der Regierung an. Es gibt Bestrebungen, dies zu ändern. „Ich werde alles akzeptieren, solange es ein demokratischer Prozess ist und die Regeln der Verfassung befolgt werden“, sagt Willem-Alexander, der in wenigen Tagen 46 Jahre wird.

Ihm ist anderes wichtig: Die Monarchie des 21. Jahrhunderts müsse eine andere sein, als vor 200 Jahren. Der König habe die Aufgabe, „die Menschen zu verbinden“. Für die Niederlande, die sich als tief gespaltene Gesellschaft erleben, eine zentrale Botschaft. „Unser Land ist immer in Bewegung“, der Monarch müsse Veränderungen begleiten, unterstützen und nicht bremsen. Und wenn man nach seiner Amtszeit über ihn sagen könne, er habe der jungen Generation etwas gegeben, dann sei er zufrieden, so Willem-Alexander. An das große Erbe seiner Mutter Beatrix werde es möglicherweise nicht heranreichen. „Es ist sehr schwer, es ebenso gut oder besser zu machen als meine Mutter. Denn sie hat es in den 33 Jahren ihrer Regentschaft sehr gut gemacht.“

Neben so vielen staatstragenden Äußerungen ging die Frau fast unter, von der viele Niederländer sagen, ihre Wahl zur Ehefrau sei die beste Entscheidung im Leben des bisherigen Thronfolgers gewesen. Prinzessin Maxima (41) nahm sich zurück. Die gebürtige Argentinierin hat - das war deutlich zu spüren - ihre Rolle an der Seite des Königs angenommen. Und sie blieb trotzdem, das zeigten gestern die ersten Umfragen, das beliebteste Mitglied der Königsfamilie. „Jeder nennt mich Maxima. Ob Königin oder Prinzessin, das ist egal. Es geht um das, wofür wir stehen, nicht um den Titel“, gab sie freimütig ihre innere Distanz zu den höfischen Etiketten zu. Und auch ihr Mann ist kein „Protokollfetischist“. Warum er sich nicht „König Willem IV“ nennen wolle, wird er gefragt. „Ich habe 46 Jahre mit dem Namen Willem-Alexander gelebt. Das soll so bleiben“, sagte er und setzt schlagfertig hinzu: „Willem IV steht auf der Weide neben Berta 38“.

Die drei Töchter des Paares sollen auch weiterhin ein ganz normales Leben mit ihren Freundinnen führen. Selbst Thronfolgerin Amalia, die gerade neun Jahre alt geworden ist, solle mindestens bis zu ihrem 18. Geburtstag von offiziellen königlichen Verpflichtungen ferngehalten werden. „Natürlich haben wir mit ihr gesprochen, sie weiß, dass sie als nächste dran ist“, gibt Maxima lächelnd zu. Daraufhin habe sie ihren Vater gefragt, wie lange er König bleiben wolle. „Dann kann sie das schon mal in ihrem Kalender ankreuzen“, setzt Willem-Alexander herzhaft lachend hinzu.

So viel familiär-menschliche Normalität ihrer Monarchen samt herzhaftem Lachen über sich selbst ist neu für die Niederländer. Schilderungen aus dem Privatbereich der Royals hätte die scheidende Beatrix niemals zugelassen. Nicht einmal Tränen halten die künftigen Royals an diesem Abend zurück - als der Kronprinz auf das Schicksal seines verunglückten Bruders Friso angesprochen wird, der immer noch im Koma liegt („Es geht ihm leider unverändert schlecht“).

Sogar Kritik ist bei dem Interview erlaubt. Beispielsweise an dem Bau eines Ferienhauses in Mosambik, das man wieder abreißen lassen musste. Antwort Willem-Alexanders: „Wir sind Menschen. Wir machen Fehler. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt.“ Auch die Diskussion um eventuelle Kürzungen der königlichen Apanage, die derzeit bei 850 000 Euro im Jahr liegt, wird nicht ausgespart. Seine Familie bemühe sich, die Ausgaben so gering wie möglich zu halten, lautet die Antwort. „Aber ich versuche den Menschen auch immer wieder zu sagen, dass sie Verständnis dafür haben müssen, dass ein Königshaus etwas kostet.“

Die holländische Königskrone samt Zepter
Die holländische Königskrone samt Zepter
dpa Lizenz