Niederlande Niederlande: Königin Beatrix feiert silbernes Thronjubiläum
Den Haag/dpa. - Königin Beatrix lächelt. Sie lächelt fast immer.Auch wenn sie im Fernsehinterview bekennt: «Es ist einsam.» Seit 25 Jahren ist Beatrix Königin der Niederlande - sie weiß, wovon siespricht. Aber sofort fügt sie hinzu, es sei nicht wirklich schlimm,nur müsse sie immer zur Verfügung stehen. Und daran hält sich die 67-Jährige, die es als Beruf auffasst, Königin zu sein.
«Nur der Wille, der Gemeinschaft zu dienen, kann einerRegentschaft heutzutage Inhalt verleihen», hatte Beatrix bei ihrerInthronisierung am 30. April 1980 in der Neuen Kirche in Amsterdamgesagt. Draußen lieferten sich die damals sehr aktiven «Kraker»(Hausbesetzer) Straßenschlachten mit der Polizei. Ihr Motto: «KeineWohnung, keine Krönung.» Beatrix focht das nicht an.
Im Gegensatz zu ihrer eher unkomplizierten Mutter Juliana siehtBeatrix für sich eine feste Rolle in Politik und Gesellschaft. «Siemag es nicht, wenn jemand unverbindlich mit ihrem Amt umgeht»,berichtet ein früherer Berater. Die Anrede «Ihre Majestät» muss sein.«Qualität» verlangt sie: «Für mich bedeutet das, dass man sein Bestesgibt.» Oberflächlichkeit mag sie nicht.
Die Königin ist bekannt für ihr Interesse an Details - seien esaußenpolitische Ereignisse oder innenpolitischer Alltag. An jedemMontag lässt sie sich von Ministerpräsident Jan Peter Balkenendeinformieren. Aber ihr Einfluss ist begrenzt. Die Regierung bestimmtdie Politik, daran muss sich auch die Königin halten. Der Staaterleichtert ihr das mit einem persönlichen Gehalt von 719 000 Euround einem Ausgabe-Budget in Höhe von 3,2 Millionen Euro.
Innerhalb des Königshauses herrscht Beatrix uneingeschränkt. Siehat einen Stab von Beratern, gilt jedoch als eigensinnig. Auf ihrenbesten und einflussreichsten Ratgeber muss sie seit zweieinhalbJahren verzichten: Ihr Mann, der aus Deutschland stammende PrinzClaus, starb im Oktober 2002. Im März 2004 verlor die Königin auchihre Mutter Juliana, im Dezember ihren Vater, Prinz Bernhard.
Solche Schicksalsschläge sind der Monarchin kaum anzumerken. Siebesteht auf einer absoluten Trennung zwischen ihrem privaten Lebenund ihrem öffentlichen Beruf als Königin. Aber dass sie gerne Omaist, gibt sie mit Freude zu. «Ich hätte nie gedacht, dass das soschön ist.» Wenn sie eines ihr vier Enkelkinder auf dem Schoß hält,dann lächelt Beatrix nicht, dann lacht sie sogar.
Dass die Königin manchmal so unnahbar wirkt, scheint ihreUntertanen nicht zu stören. Manche von ihnen haben sie anders erlebt,wenn sie zum Beispiel die Opfer von Unglücken besucht. «Ich glaubenicht, dass man dann wirklich Trost spenden kann», sagt sie ganzzurückhaltend dazu. «Aber man kann versuchen, so gut wie möglich seinMitgefühl zu zeigen.» Die Hälfte der Niederländer, so ergab eineUmfrage, sieht ihre Königin am liebsten in der Rolle als «Mutter desVaterlandes», ein Drittel mag sie lieber politischer in ihrer Rolleals Staatsoberhaupt.
An ihrem Jubiläumstag geht die Monarchin unters Volk: Bei einemRundgang durch Scheveningen und bei einem abendlichen Fest unterfreiem Himmel. Nur das Knie muss durchhalten: Nachdem Beatrix schoneinmal am rechten Meniskus operiert wurde, steht jetzt eine Operationdes linken Knies bevor. Aber erst, wenn die Königin aufrecht undlächelnd durch ihr Jubiläumsjahr gegangen ist.