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Mord an Alexandra Mord an Alexandra: Prozess hat in Stuttgart begonnen

20.11.2001, 11:34
Die Eltern der sechsjährigen Alexandra,
Die Eltern der sechsjährigen Alexandra, AP/Pool

Stuttgart/dpa. - Die Anklage wirft dem Techniker vor, Alexandra nach Schulschlussgewaltsam in seine Wohnung gebracht zu haben. Dort habe er sievergewaltigt, sagte Staatsanwältin Brigitte Köhler im bis auf denletzten Platz gefüllten Gerichtssaal. Mit Schlaftabletten soll dermutmaßliche Mörder versucht haben, das Mädchen zu töten. Als diesscheiterte, habe er sie mit einem Kissen erstickt. Noch sieben Tageblieb die tote Alexandra nach Angaben der Staatsanwältin in derWohnung und auf dem Balkon des Angeklagten. Danach sie der Mann aufeinem Friedhof vergraben.

Ausführlich schilderte der in Stuttgart geborene 36-Jährige seinenbisherigen Lebensweg. «Ich habe mich immer abgegeben gefühlt»,erzählte der Mann. Er sei in einem Kinderheim und bei Pflegeelternaufgewachsen, weil seine allein erziehende Mutter kaum Zeit für ihngehabt hätte. Viele Beziehungen zu meist jüngeren Mädchenscheiterten. Als «Traumfrau» charakterisierte der leise und flüssigerzählende Mann ein zehnjähriges Mädchen, zu dem er im Alter von 20Jahren eine Beziehung gehabt hätte.

Sich selbst beschrieb der Angeklagte als verängstigt undschüchtern. Früh habe er mit dem Spannen begonnen. Das Anschauen vonMädchen in Umkleideräumen oder beim Zubettgehen, das er als «guckengehen» bezeichnete, habe ihn sexuell erregt.

Die Eltern der toten Alexandra, die an den neun StuttgarterVerhandlungstagen als Nebenkläger auftreten, machten zu Prozessbeginneinen gefassten Eindruck. Als der Angeklagte in den Gerichtssaalgeführt wurde, ergriff die Mutter die Hand ihres Mannes. Bereits inden vergangenen Monaten waren beide wiederholt an die Öffentlichkeitgegangen. Im Oktober ließen sie in Filderstadt-Bonlanden ein Mahnmalfür ihre tote Tochter errichten und gründeten einen Verein zurPrävention von Sexualstraftaten.

Das Interesse von Journalisten und der Öffentlichkeit wargewaltig: Zuhörer standen Schlange vor dem bereits gefüllten Saal.Der Vorsitzende Richter, Klaus Teichmann, hatte Sicherheitskontrollenangeordnet. Vor dem Gerichtsgebäude demonstrierte ein Familienvatermit seiner kleinen Tochter für «lebenslange Sicherheitsverwahrung beiKinderschändung».