1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Model-Wettbewerb: Model-Wettbewerb: Mit dem Rollstuhl auf den Laufsteg

Model-Wettbewerb Model-Wettbewerb: Mit dem Rollstuhl auf den Laufsteg

Von Karina Scholz 30.09.2008, 15:20
Models in Rollstühlen posieren in Hannover im Variete GOP während des Finales von «Beauties in Motion».(Foto: ddp)
Models in Rollstühlen posieren in Hannover im Variete GOP während des Finales von «Beauties in Motion».(Foto: ddp) ddp

Hannover/ddp. - Doch trotz oder gerade wegen dieses Handicaps versteckt sie sichnicht. «Ich flirte sehr gerne», sagt sie am Montagabend dem Moderatorauf der Bühne des GOP Varieté in Hannover. Katrin ist eine von achtFinalistinnen, die sich beim Schönheitswettbewerb für Models imRollstuhl «Beauties in Motion» der Jury präsentieren. Der Wettbewerbin Hannover ist deutschlandweit einzigartig und kennt sonst nurinternationale Vergleiche. Nach der fünften Auflage verkündeten dieVeranstalter nun das Aus für «Beauties in Motion» - es fehlenSponsorengelder.

Trotz eines enormen Medieninteresses versiegt das Geld derUnterstützer. «Es fehlt an allen Ecken und Enden», sagt OrganisatorinRenate Weidner. Sie und ihr Team vom Verein Partizip sehen keineChance mehr, den Wettbewerb noch ein weiteres Mal auszurichten. «Allesagen, sie finden es gut. Nur Geld geben will keiner», sagt sie.Dabei wolle Hannover immer sogenannte Event-Leuchttürme haben. «Wirsind solch ein Leuchtturm. Aber weil ein Rollstuhl daran klebt,möchte man diesen Leuchtturm wohl nicht haben», argwöhnt Weidner.

Ihr Verein bietet integrative Medien-, Kommunikations- undFortbildungsdienste zum Thema Behinderung an und hat mit demWettbewerb «Beauties in Motion» eine Veranstaltung etabliert, die esin Deutschland kein zweites Mal gibt. Prominente Gäste wie der ausdem Fernsehen bekannte Modelcoach Bruce Darnell kamen nach Hannover,um die Rollstuhl-Models als Juroren zu begutachten. Nun klafft imHaushaltsplan des Wettbewerbs ein Finanzierungsloch von 8500 Euro. Zubezahlen sind Fotoshootings und Aufenthalte der weit gereistenTeilnehmerinnen in Hannover.

Beim Finale verzichteten die Gewinnerinnen sogar auf das Preisgeldvon insgesamt 3500 Euro. Die Siegerin Marina Maurer aus dembaden-württembergischen Renchen begnügt sich mit einem Fotoshootingals Preis. «Am liebsten würde ich einmal mit Heidi Klum über denLaufsteg rollen», sagt die 24-Jährige. Die Lebensfreude ist Marina,Katrin und allen anderen Teilnehmerinnen des Wettbewerbs deutlichanzumerken. Im Rampenlicht und in schicken Kleidern setzen sie ihreReize ebenso gekonnt in Szene wie nichtbehinderte Models.

«Dieser Wettbewerb ist wichtig und schön. Und er ist vergleichbarmit anderen, 'normalen' Model-Wettbewerben», sagt Heike Menzel vomNetzwerk behinderter Frauen in der Region Hannover. «Ich kann garnicht nachvollziehen, dass sich dafür keine Sponsoren finden.Model-Castings sind doch gerade in», sagt Menzel, die selbst imRollstuhl sitzt. Sie findet es wichtig, dass Behinderte aus der ihnenzugeschriebenen Opferrolle herausfinden. Dazu sei der Wettbewerb einwichtiger gesellschaftlicher Beitrag und noch dazu für Deutschlandeinmalig.

Ein Werbekunde der Modelagentur vom Verein Partizip ist HannoversVerkehrsunternehmen Üstra. Faltblätter zur Barrierefreiheit vonStraßenbahnen und Bussen werden hier mit den Bildern der Rolli-Modelsvon «Beauties in Motion» illustriert. «Wir wollen auch dazubeitragen, psychische Barrieren zu beseitigen», sagt einÜstra-Sprecher. «Wir sind ein sehr zufriedener Kunde der Agentur. DieZusammenarbeit mit den Models war professionell.» DenCasting-Wettbewerb für die Rolli-Models findet man bei der Üstra gut:«Wir unterstützen die Aktion», sagt der Sprecher.

Auf der Liste der Sponsoren vertreten ist auch die RegionHannover. Die Gleichstellungsbeauftragte der Region, MechthildSchramme-Haack, sagt: «Wir haben diesen Wettbewerb von Anfang anunterstützt.» Gleichwohl werde man sich künftig nicht mehr finanziellengagieren, nachdem die Veranstalter das Aus für den Wettbewerbverkündet hätten, sagt eine Sprecherin der Region. Indes ist sichWeidner sicher: »Wenn das ein normaler Model-Wettbewerb wäre, sähedas Interesse der Sponsoren ganz anders aus.»