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Heidekreis Millionenteure Sanierung von Dethlinger Teich ab August

In der Lüneburger Heide verseuchen Altlasten Boden und Grundwasser. Aus dem Dethlinger Teich sollen nun chemische Waffen geborgen werden, die von der Wehrmacht stammen. Das Ganze dauert Jahre und kostet Millionen.

Von dpa 30.06.2023, 13:44

Munster - Mehr als 100.000 verschiedene Kampfmittel könnten im Dethlinger Teich bei Munster lagern, im August soll es mit der Bergung losgehen. Die für die Arbeiten benötigte Infrastruktur und Verkehrsflächen sind fertiggestellt, aus einer überdimensionalen Bergungshalle kann kein chemischer Stoff nach außen dringen. „Ich bin froh, dass wir Menschen haben, die das können“, sagte Umweltminister Christian Meyer am Freitag bei einem Besuch. „Ich habe hohe Achtung vor den Mitarbeitern“, betonte der Grünen-Politiker. Die Sicherheit müsse oberste Priorität haben.

Am 14. August beginnen die gefährlichen Arbeiten, wobei zunächst die Bodenschichten abgetragen werden. „Das ist ein Meilenstein“, sagte Carsten Bubke, Umwelttechniker des Heidekreises und Experte für Sprengstoffe. Der Boden müsse auf 3600 Quadratmetern bis zu etwa zwei Meter Tiefe abgetragen werden. „Richtige Munition holen wir erst im Herbst raus“, ergänzte der Bauleiter.

Ausgehend von der Kapazität der in Munster ansässigen Gesellschaft zur Entsorgung chemischer Kampfstoffe und Rüstungsaltlasten sind die Arbeiten zunächst für einen Zeitraum von fünf Jahren geplant. An 180 Tagen im Jahr wird die Munition gefördert. Die Kampfmittel-Spezialisten in der Halle, die später von Hand ihre Arbeit verrichten, also jedes der geschätzten 30.000 Kampfmittel in der Hand haben werden, sind durch Schutzanzüge und Atemschutzmasken vor den giftigen Gasen geschützt.

Eine erste Kostenschätzung 2015 des Heidekreises ergab Gesamtkosten von 50 Millionen Euro für die Sanierung dieser bundesweit einmaligen Rüstungsaltlast. Wegen gestiegener Kosten und unter der Annahme, dass sämtliche Teichinhalte entsorgt werden müssen, liegen die Gesamtkosten bei bis zu rund 80 Millionen Euro.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Teich zugeschüttet worden. Eine Untersuchung eines benachbarten Grundgewässers hatte eine massive Belastung mit Kampfstoff-Abbauprodukten ergeben. Bei der Erkundung des Teichs zwischen September 2019 und April 2020 an drei Teilflächen wurden insgesamt 2552 Teile Kampfstoffmunition geborgen. Tausende von Granaten wurden bereits aus dem Boden geholt.