Michelle Martin Michelle Martin: Die heimatlose Komplizin
Brüssel/MZ - Belgien kommt im Fall des Sexualverbrechers Marc Dutroux nicht zur Ruhe. Erst in der Vorwoche hatte ein Gericht in Brüssel die vorzeitige Entlassung des zu lebenslanger Haft verurteilten Kinderschänders abgelehnt. Nun sorgt seine geschiedene Frau und Komplizin für Aufsehen. Michelle Martin war im August vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen worden und hatte in einem Klarissen-Kloster in Malonne nahe Namur Zuflucht gefunden. Das war eine Bedingung des Gerichts.
Umzug wegen Nachwuchsmangel
Nun aber werden die Nonnen das Kloster wegen Nachwuchsmangels bis spätestens 2015 aufgeben und nach Woluwe nahe Brüssel übersiedeln. Damit entfalle eine wichtige Auflage für die vorzeitige Freilassung, so der Anwalt Georges-Henri Beauthier, der die Angehörigen der Opfer vertritt. Er forderte in der belgischen Zeitung Standaard, Michelle Martin müsse einen neuen Aufenthaltsort mitteilen, andernfalls müsse die Justiz ihre vorzeitige Haftentlassung überprüfen.
Dutroux hatte in den 90er Jahren sechs Mädchen entführt und vergewaltigt, vier davon starben. Nur zwei Mädchen konnte die Polizei 1996 bei der Festnahme Dutroux’ befreien. Michelle Martin wurde als Komplizin zu 30 Jahren Haft verurteilt, unter anderem hatte sie zwei Mädchen in der Geiselhaft im eigenen Haus verhungern lassen, als Dutroux“ in den 90er Jahren im Gefängnis saß.
Martin ließ sich zwar noch während der Haft scheiden, sie stellte sich vor Gericht als erstes Opfer von Dutroux dar, Reue hat sie öffentlich nie bekundet. Auch deshalb war die Empörung groß, als Martin im vergangenen Sommer freikam. Die Klarissen in Malonne boten ihr einen Rückzugsort. Doch zur Ruhe kamen weder Malonne noch Belgien.
Hohe Kosten für dem Schutz
Mal gab es Demonstrationen in dem kleinen Ort, mal erregten die hohen Kosten von rund 150 000 Euro für den Schutz des Klosters durch die belgische Polizei für Unmut, mal sorgte ein Strandausflug von Martin für Aufsehen. Nun berichtete die Zeitung Standaard unter Berufung auf Quellen hinter der Klostermauer, dass Michelle Martin ihre Zeit meist allein verbringe. Auf Spaziergängen im Klostergarten werde sie stets von drei Nonnen begleitet, hieß es.
Schon in der Vorwoche hatte Belgien heftige Debatten erlebt. Zwar war eine vorzeitige Haftentlassung Dutroux’ abgelehnt worden. Doch kam im Zuge des Prozesses heraus, dass er durch Börsengeschäfte in der Haft zu einem kleinen Vermögen gekommen war. Opferverbände hatten gefordert, das Geld zu beschlagnahmen und für die Entschädigungszahlungen zu verwenden.