Arbeitsbedingungen Medizinische Fachangestellte streiken
Sie kümmern sich um Terminvergaben oder unterstützen bei Untersuchungen: Medizinische Fachangestellte sind für Arztpraxen unerlässlich. Doch sie sind unzufrieden - und protestieren.
Berlin - Patienten in Berlin und Brandenburg mussten sich am Donnerstag auf längere Wartezeiten in Arztpraxen einstellen: Im Kampf für bessere Arbeitsbedingungen haben einige Arzthelferinnen und -helfer ihre Arbeit niedergelegt. Erstmals in seiner Geschichte hat der Verband medizinischer Fachberufe (VMF) die bundesweit 330.000 Medizinischen Fachangestellten (MFA) in der ambulanten Patientenversorgung zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Bundesweit sind insgesamt sechs Kundgebungen angekündigt, unter anderem in Stuttgart und Dortmund. Die zentrale Veranstaltung findet in Berlin statt.
„Für die Kundgebung in Berlin heute haben sich rund 200 Teilnehmende angemeldet, bundesweit mehr als 2000“, sagte Heike Rösch vom VMF der Deutschen Presse-Agentur. Es könnten aber auch mehr werden. „Ob ganze Praxen schließen, wissen wir nicht“, sagte Rösch. Nur ein Teil der Angestellten ist dem Verband zufolge gewerkschaftlich organisiert. In betroffenen Praxen kann es den Angaben zufolge zu erheblichen Verzögerungen bei den Abläufen und längeren Wartezeiten kommen. Die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg teilte mit, den Warnstreik zu unterstützen.
In der Hauptstadt versammelten sich die Streikenden ab 9.30 Uhr auf dem Herbert-Lewin-Platz vor dem Gebäude der Bundesärztekammer. Auf Schildern standen Sprüche wie „Wir wollen gesehen, gehört und wertgeschätzt werden“, „Wir retten Leben, können aber kaum unser eigenes Leben finanzieren“ oder „Habe Arbeit brauche Geld“.
Mit dem Warnstreik wollen die Fachangestellten den Druck auf die Arbeitgeberseite bei den laufenden Tarifverhandlungen erhöhen, sagte Rösch. „Der Arbeitsalltag ist gekennzeichnet durch hohen Stress und hohe Verantwortung bei niedrigen Gehältern. MFA werden von allgemeinen Gehaltsentwicklungen im Gesundheitswesen immer mehr abgekoppelt.“ Der Verband fordert unter anderem ein höheres Einstiegsgehalt und eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung.
Zu den Arbeitsbereichen gehören neben Anmeldung und Terminvergabe auch die Assistenz bei Untersuchungen, Behandlungen und chirurgischen Eingriffen. Die MFA sind den Angaben nach außerdem zuständig für Dokumentation, Hygienemaßnahmen, Praxismanagement und Abrechnungen.