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Magische Brüder Magische Brüder: "Ehrlich Brothers" verzaubern Mitteldeutschland

Von Antonie Städter 20.01.2018, 14:00
Die zwei Zauberer mit dem Monstertruck: Andreas (l.) und Chris Ehrlich sind bekannt für ihre spektakulären Großillusionen.
Die zwei Zauberer mit dem Monstertruck: Andreas (l.) und Chris Ehrlich sind bekannt für ihre spektakulären Großillusionen. Sebastian Drüen

Halle (Saale) - Von Andreas und Chris Ehrlich, den „Ehrlich Brothers“, gibt es dieses eine, etwas körnige Foto aus dem Jahr 1986. Ein Bild, wie es zu Weihnachten zigfach gemacht wird: Zwei Brüder stehen vor einem geschmückten Baum und präsentieren stolz Geschenke. In diesem Fall hält der ältere der beiden einen Zauberkasten in die Kamera. Was für ein Wink in die Zukunft!

Gehört das Duo doch heute längst zu dem Größten, was Deutschland in der Zauberkunst zu bieten hat. Und es ist nicht übertrieben, wenn mancher sie als Erben von Siegfried & Roy bezeichnet. Dabei besetzen die Ehrlich Brothers die Rolle der modernen Magier mit den Mega-Shows.

Statt bravem Kurzhaarschnitt wie als Jungs vor dreißig Jahren tragen sie auf der Bühne nun wilde Gel-Frisuren, statt Kragen-Shirt und Stoffhose gern Lederjacke und Jeans.  Und auch die Sache mit dem Zauberstab und dem Kaninchen auf dem Zauberkasten von damals stimmt aus heutiger Sicht nicht mehr. Hat doch  das, was die Ehrlich Brothers machen, nicht viel mit herkömmlichen Zaubervorstellungen gemeinsam.

„Ehrlich Brothers“: „Unsere Illusionen gehen über die klassische Zauberei hinaus“

Genau das sieht Chris Ehrlich im Gespräch mit der MZ auch als einen bedeutenden Faktor für ihren durchschlagenden Erfolg an. „Die Zauberkunst galt lange als angestaubt. Doch wir sind nicht die Zauberonkel, die weiße Kaninchen aus schwarzen Zylindern hervorholen. Unsere Illusionen gehen über die klassische Zauberei hinaus.“

Markenzeichen der Brüder: spektakuläre Großillusionen, Lichteffekte, Pyro-Einlagen, lockere Sprüche und poppige Musik - sie wollen unterhalten. In ihren aufwendigen  Programmen verbiegen sie schon mal Bahnschienen, lassen Frauen verschwinden oder einen Acht-Tonnen-Monstertruck auf der Bühne erscheinen. Das Publikum, eine bunte Mischung der Generationen, staunt begeistert. Wie machen die das?

Das könnte man auch angesichts der Massen fragen, die die beiden mit ihrer Zauberkunst anziehen. Mehr als eine Million Zuschauer besuchten ihre vorherige Show, mit der sie gar im „Guinness World Records“-Buch landeten: und zwar für „die meisten Zuschauer bei einer Zaubershow“ im Juni 2016. Genau 38.503 Menschen waren dafür in die Frankfurter Commerzbank-Arena gekommen. Mit der aktuellen Tour „Faszination“ sind die Magier seit Ende des Jahres wieder unterwegs, dieser Tage auch in Mitteldeutschland.

Füllen riesige Hallen, ein Stadionauftritt gehört ebenfalls wieder dazu.  Zwölf Lkw sind nötig, um das Bühnenbild und die Requisiten herumzufahren, die Crew der Zauberbrüder besteht aus 70 Leuten. Und: „Wir produzieren die Show komplett selbst“, erzählt Chris Ehrlich, der auch staatlich geprüfter Pyrotechniker ist - was natürlich ein klarer Vorteil bei der  Planung ihrer gern mit Feuerwerk untermalten Auftritte ist.

„Ehrlich Brothers“ haben lange auf den Durchbruch gewartet

Dabei fing alles ganz klein an. Es war Andreas, den der Reiz der Magie zuerst packte. Klar, er hatte ja auch den Zauberkasten geschenkt bekommen.  Nicht nur das, auch diese hübsche, kleine Anekdote gehört zur Geschichte der Ehrlich Brothers: Der damals Achtjährige hatte den Kasten schon vor Heiligabend im Versteck der Eltern entdeckt und heimlich geübt. Was war die Familie zu Weihnachten dann verblüfft und angetan von seinem Talent!

Später tritt er als „Andy McJoy“ auf, beginnt ein Lehramtsstudium - und entscheidet sich letztlich doch für die Zauberkunst. Sein vier Jahre jüngerer Bruder zaubert inzwischen ebenfalls; mit Anfang, Mitte 20 machen sie dann gemeinsame Sache als Ehrlich Brothers.

Deutlich kleiner als heute, natürlich. „Auf den Durchbruch haben wir viele Jahre gewartet, haben auf Kindergeburtstagen gezaubert, auf der Straße. Später eine eigene kleine Tour finanziert. Und  das, was wir verdient haben, immer in neue Shows gesteckt“, erinnert sich Chris Ehrlich. Wenn er so erzählt, klingt es, als sei der große Erfolg der Brüder aus der westfälischen Provinz, die ihrer Heimat bis heute treu geblieben sind, dennoch kein Zufall gewesen. Dazu meint der 35-Jährige: „Geplant haben wir immer kurzfristig, geträumt aber haben wir langfristig.“

Und: „Wenn man etwas aus tiefstem Herzen macht, dann gibt es nur den Weg nach vorne. Wir waren immer verrückt nach der Zauberkunst - auch wenn es Durchhaltevermögen brauchte.“

Und harte Arbeit. Zauberei habe sehr viel mit einem großen Erfahrungsschatz und Wissen zu tun. Aber es braucht auch Perfektionismus und Detailverliebtheit. An ihren auftrittsfreien Tagen planen die Brüder schon die nächste Stadionshow, tüfteln an neuen Tricks.

„Wir sind sehr stolz und fühlen uns innerlich angekommen mit dem, was wir machen“, sagt Chris Ehrlich. Doch sie denken gar nicht daran, sich zurückzulehnen: „Gerade saßen wir wieder zusammen und haben uns eine geile neue Illusion ausgedacht.“ Ja, man muss wohl auch - im besten Sinne - ein bisschen Freak sein, um zu solchem Erfolg zu kommen. Oder? „Wir sind mit Sicherheit durchgeknallt, was die Kunst angeht, aber sonst ganz normale Menschen - eben mit einem extremen Hobby.“   

„Sie sind unkonventionell und beherrschen das Handwerk perfekt“

Nach dem Erfolgsgeheimnis der Ehrlich Brothers gefragt, bringt Eberhard Riese gleich mehrere Faktoren ins Spiel: „Sie sind Originale. Ihr Aussehen prägt sich ein. Sie sind unkonventionell und beherrschen das Handwerk perfekt.“ Riese muss es wissen. Er ist Präsident des Magischen Zirkels  von Deutschland. Mit fast 3 000 Mitgliedern sei das die größte Vereinigung von Zauberkünstlern in Europa.  Darin wird die Zauberkunst gepflegt und gefördert, das Handwerk vermittelt, Gleichgesinnte tauschen sich aus.   Zu den Mitgliedern zählen Hobbyzauberer genauso wie Zauber-Stars wie die Ehrlich Brothers. Bei denen Riese noch etwas entscheidend findet: „Sie haben - trotz ihrer Welterfolge - nie die Bodenhaftung verloren. Sind menschlich geblieben, sympathisch.“

Sehnen sich Andreas und Chris Ehrlich manchmal nach der kleinen Bühne zurück, nach der unmittelbaren Nähe zum Publikum - so wie Rockstars, die undercover in Clubs auftreten? „Nein, unser Ziel war schon immer die große Show“, sagt Chris Ehrlich. Wobei sich wiederum die Frage stellt: Was soll da denn jetzt noch kommen? Las Vegas vielleicht? Er winkt entschieden ab, das ist nicht ihr Ding. „Ja, es hat Anfragen gegeben. Und wir sind auch ab und zu in Las Vegas, gehen in Shows und finden das toll. Aber dort selbst jeden Tag das gleiche Programm zu zeigen, das wäre für uns der Inbegriff eines monotonen Lebens.“ Viel interessanter, findet er, wäre eine Welttournee.

Die „Ehrlich Brothers“ sind kommende Woche am Donnerstag in Leipzig und am Samstag in Magdeburg zu erleben. (Rest-)Karten bei TiM-Ticket unter 0345/2 02 97 71. Weitere Termine für beide Städte im Januar 2019 wurden soeben bestätigt.  (mz)