Vorgeschichte von Taleb A. Magdeburg-Attentäter lebte nach Einreise in Hamburg
Seine ersten Jahre in Deutschland verbrachte der Attentäter vom Magdeburger Weihnachtsmarkt in Hamburg. Die Behörden sprachen mit ihm über Sicherheitsbedenken. Danach war er am Uniklinikum tätig.
Hamburg - Zur Vergangenheit des Attentäters von Magdeburg werden immer mehr Details bekannt. Taleb A. lebte nach seiner Einreise nach Deutschland im Jahr 2006 zunächst in Hamburg. Er sei vom 3. März 2006 bis zum 14. Januar 2008 in der Hansestadt gemeldet gewesen, teilte der Senat auf eine Kleine Anfrage der CDU-Bürgerschaftsfraktion mit. Der Mann aus Saudi-Arabien habe zunächst eine Aufenthaltserlaubnis zum Studium bekommen. Im Oktober 2007 habe es eine Befragung zur Klärung von Sicherheitsbedenken gegeben, wie aus dem Ausländerzentralregister hervorgehe. Danach wurden ihm zwei weitere Aufenthaltsgenehmigungen zur Suche nach einem Studien- oder Ausbildungsplatz erteilt.
Am 20. Dezember 2024 war der inzwischen 50 Jahre alte Arzt über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg gerast. Sechs Menschen starben, darunter ein neunjähriger Junge. Fast 300 Menschen wurden verletzt. Über den Aufenthalt in Hamburg hatte zunächst die „Hamburger Morgenpost“ berichtet.
Taleb A. war Behörden bekannt
Bereits Mitte Januar war ein Bericht aus dem Bundesinnenministerium bekannt geworden, wonach sich Deutschlands Sicherheitsbehörden vor dem Terrorakt schon 110 Mal mit dem späteren Täter befassten. In mindestens sechs Bundesländern und im Bund waren die Behörden mit Taleb A. beschäftigt. Das waren neben Sachsen-Anhalt und Hamburg auch Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Berlin und Bayern. Hinweise auf mögliche Straftaten kamen auch aus Großbritannien und Kuwait. Mehr als ein Dutzend Ermittlungsverfahren liefen in den Jahren vor dem Anschlag gegen ihn in Deutschland, die meistens eingestellt wurden.
Knapp drei Monate ohne Aufenthaltstitel in Hamburg
Ab dem 15. Januar 2008 habe sich Taleb A. neun Monate außerhalb des Bundesgebietes aufgehalten. Dadurch sei seine Aufenthaltserlaubnis erloschen. Als er am 15. Oktober wieder einreiste, meldete er sich erneut in Hamburg. Die Behörden gaben ihm im November 2008 eine Duldung. Damit wurde seine Abschiebung für drei Monate ausgesetzt, und zwar bis zum 19. Februar 2009. Allerdings erfolgte die Abmeldung von Taleb A. aus dem Hamburger Melderegister erst knapp weitere drei Monate später am 14. Mai 2009, wie der Senat weiter mitteilte.
Ausbildung am Universitätsklinikum
Nach Informationen der „Welt am Sonntag“ hatte Taleb A. seine Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie im November 2007 am Hamburger Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) begonnen. Eine Sprecherin des Klinikums bestätigte, dass er ab November 2007 ein Jahr lang im Rahmen einer unentgeltlichen Tätigkeit am UKE war.
Dem Medienbericht zufolge fiel Taleb A. bereits im ersten Jahr nach seiner Einreise negativ auf. Mehrere UKE-Mitarbeiter hätten gravierende Bedenken angemeldet, dem damals 33-Jährigen Patienten anzuvertrauen. Auf kritische Hinweise habe er latent aggressiv reagiert. In einem Gespräch mit Verantwortlichen habe Taleb A. die Ärzte plötzlich mehrfach wie ein Hund angeknurrt. Die leitenden Ärzte hätten ihm mitgeteilt, dass das Ausbildungsverhältnis nicht weitergeführt werden könne. Er habe darauf gekränkt reagiert und den Raum empört verlassen.
Die UKE-Sprecherin konnte sich zu dem Medienbericht nicht äußern. Die Personalakte des Mannes habe nach zehn Jahren gelöscht werden müssen.