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Mafiamorde von Duisburg Mafiamorde von Duisburg: Polizei fahndet nach möglichem Drahtzieher

31.08.2007, 17:38
Die Syndikate der Mafia in Italien (Grafik: dpa)
Die Syndikate der Mafia in Italien (Grafik: dpa) dpa

Duisburg/dpa. - Die Polizei hat einen möglichen Drahtzieher derMafiamorde von Duisburg im Visier. Der Italiener Giovanni Strangio stehe im Verdacht, die Tat mitgeplant zu haben, teilte die PolizeiDuisburg am Freitag mit. Wie der 28-Jährige genau in den Anschlagverwickelt gewesen sei und ob er einer der beiden gesuchten Schützensei, ist nach Angaben eines Sprechers noch unklar. Der Mann, der imrheinischen Kaarst gemeldet ist, wird nun mit einem Haftbefehl wegenMordes gesucht.

Giovanni Strangio stammt aus der Nähe des kalabrischen Dorfes SanLuca, der Hochburg der Mafia-Organisation 'NDrangheta. Er soll einVerwandter von Maria Strangio sein, die im vergangenen Dezember inSan Luca bei einer seit langem dauernden Fehder zweier Mafia-Familiengetötet worden war. Sie war die Ehefrau eines mutmaßlichen Mafia-Clan-Chefs. Die Sechsfachmorde von Duisburg waren nachPolizeierkenntnissen ein Racheakt für den Mord an Maria Strangio.

Der Tatverdächtige sei bereits bei ihrer Beisetzung von deritalienischen Polizei kontrolliert und festgenommen worden, weil ereine Schusswaffe mit sich geführt habe. Deswegen habe er bis Mittedes Jahres in Italien in Haft gesessen.

In Duisburg hat sich nach Aussage des obersten Mafia-JägersItaliens in den vergangenen Jahren eine Zelle der 'Ndranghetagebildet. Der Clan habe wie in seinem Heimatort San Luca auch inDuisburg Mitglieder und Logistik, sagte Pietro Grasso, italienischerOberstaatsanwalt zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität, ineinem Interview des WDR-Hörfunks. Es sei möglich, dass auch diegegnerische Seite ihre Basis und ihre Logistik in Duisburg habe. Nurso ließe sich der Ausbruch von offener Gewalt zwischen den beidenClans außerhalb von San Luca erklären. Ein Indiz dafür sei auch dasZelebrieren von Aufnahmeriten außerhalb Italiens, wie dies imRestaurant «Da Bruno» direkt vor dem Sechsfachmord geschehen war.

In Duisburg arbeitet eine 120-köpfige Mordkommission an der Lösungdes Falles. Sie hatte bei breit angelegten Durchsuchungen amvergangenen Freitag auch die Wohnung des Verdächtigen in Kaarst unterdie Lupe genommen. Sie habe «wie fluchtartig verlassen» gewirkt, hießes. Die Polizei sucht neben Strangio nun auch ein von ihm gemietetesAuto, einen schwarzen Renault «Clio» mit Hamburger Kennzeichen (HH -BM 7070).

Strangio hatte sich den Erkenntnissen zufolge seit dem 8. Augustin Deutschland aufgehalten. Das Auto mietete er am 10. August, fünfTage vor dem Blutbad. Die Staatsanwaltschaft Duisburg setzte fürHinweise, die zur Aufklärung der Tat und zur Ergreifung Strangiosführen, eine Belohnung von 10 000 Euro aus. Bis zum Abend seienbereits vereinzelte Hinweise auf den 28-Jährigen und das Autoeingegangen, berichtete die Polizei.

Die italienische Polizei hatte am Donnerstag in San Luca 32mutmaßliche Mafia-Mitglieder festgenommen, darunter auch einen Mannnamens Giovanni Strangio - allerdings handele es sich dabei nur umeinen zufälligen Namensvetter des in Deutschland gesuchten 28-Jährigen. Die Festgenommenen sollen in Zusammenhang mit der blutigenFamilienfehde in dem Ort stehen, die bereits seit 16 Jahren zwischenden Familien Strangio-Nirta und Vottari-Pelle-Romeo tobt. Fast 20Menschen wurde in ihrem Verlauf getötet.

Bei der Bluttat in Duisburg waren in der Nacht zum 15. August vordem italienischen Restaurant «Da Bruno» sechs Italiener im Alterzwischen 16 und 38 Jahren erschossen worden. Fünf von ihnen stammtenaus San Luca.