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Liebe, Sex und Zärtlichkeit Liebe, Sex und Zärtlichkeit: Männer verwechseln Freundlichkeit mit Interesse an Sex

02.04.2008, 06:26
Ob sich dieses Pärchen auch gut beschnuppert hat? Bianca Lewin als Bianca und Victor Montero als Victor in «Sabado - Das Hochzeitstape». In diesem chilenischen Mix aus Satire, Romantik und Drama muss Braut Bianca eine böse Neuigkeit verdauen: Ihr neuer Gatte hat nicht nur seine Ex geschwängert, sondern auch noch am Polterabend Sex mit ihr gehabt. (Foto: dpa)
Ob sich dieses Pärchen auch gut beschnuppert hat? Bianca Lewin als Bianca und Victor Montero als Victor in «Sabado - Das Hochzeitstape». In diesem chilenischen Mix aus Satire, Romantik und Drama muss Braut Bianca eine böse Neuigkeit verdauen: Ihr neuer Gatte hat nicht nur seine Ex geschwängert, sondern auch noch am Polterabend Sex mit ihr gehabt. (Foto: dpa) Flax film

Ithaca/ddp. - Männer verwechseln Freundlichkeit häufiger mitsexuellem Interesse als Frauen. Nach Meinung von US-Psychologensteckt dahinter allerdings weder böser Wille noch eine grundlegendeNeigung, überall Sexuelles hineinzuinterpretieren: Männer seienschlicht und einfach weniger sensibel gegenüber Gefühlen und könntensie schlechter allein anhand der Körpersprache unterscheiden alsFrauen. Der deutlichste Beleg dafür sei die Tatsache, dass Männereben nicht nur freundliche Gesten fälschlich als sexuell deuteten,sondern häufig auch umgekehrt echtes sexuelles Interesse als reineNettigkeit, schreiben Coreen Farris von der Indiana University inBoomington und ihre Kollegen in der Fachzeitschrift «PsychologicalScience» (Bd. 19, Nr. 4).

Ein Lächeln, ein flüchtiger Augenkontakt, ein kurzes Herüberlehnenund leichte Berührungen - sendet eine Frau diese Zeichen, kann siedabei sowohl ein romantisch-sexuelles Interesse als auch einefreundlich-mitfühlende Haltung im Sinn haben. Diese Doppeldeutigkeitscheint vor allem Männern Probleme zu bereiten, wie bereits frühereStudien angedeutet hatten. Denn sie tendieren eher dazu, solcheSignale als sexuell zu interpretieren, als Frauen es in der gleichenSituation tun würden.

Für diesen Effekt kommen laut Farris und ihrem Team zweiErklärungsansätze infrage: Entweder liegt bei Männern die Schwelle,ab der eine Verhaltensweise als eindeutig sexuell eingestuft wird,tatsächlich niedriger als bei Frauen, oder aber Männer sindgrundsätzlich nicht so sensibel für die Art der Signale, die eineFrau aussendet und können sexuelle Hinweise daher nicht gut vonanderen unterscheiden.

Um das abzuklären, zeigten die Wissenschaftler in ihrer Studie 280Studenten und Studentinnen jeweils ganz kurz Fotos von Frauen, diesie in eine von vier Kategorien einteilen sollten - freundlich,sexuell interessiert, traurig oder abweisend. Das Ergebnis fiel nurzum Teil aus wie erwartet: Zwar interpretierten die Männer einefreundliche Frau in 12,1 Prozent der Fälle fälschlich als sexuellinteressiert, während die weiblichen Probanden nur bei 8,6 Prozentfalsch lagen. Eine Tendenz, die Bilder zu sexualisieren, ließ sichdaraus jedoch nicht ablesen - denn umgekehrt übersahen die Männerauch immerhin in 38 Prozent der Fälle ein echtes sexuelles Interesse,wohingegen die Frauen nur etwa 32 Prozent fehlinterpretierten.

Es scheint also einen ganz allgemeinen Geschlechtsunterschied beider Fähigkeit zu geben, aus nicht-verbalen Signalen auf Gefühle undAbsichten zu schließen, bilanzieren die Forscher. Warum viele Frauentrotzdem das Gefühl haben, freundliche Gesten ihrerseits würdenhäufiger sexuell aufgefasst als umgekehrt, lasse sich ebenfallserklären: Zum einen sei eine unerwünschte sexuelle Annäherungunangenehmer und damit auch einprägsamer als eine fehlende Reaktionauf eigene Signale. Zum anderen bemerkten viele Frauen gar nicht,dass auch ihre Signale in die andere Richtung missverstanden werden,weil sie glaubten, ein Mann sei einfach nicht interessiert, wenn ernicht auf ihre unausgesprochene Einladung reagiert.