Kriminalität Kriminalität: Nachahmer drohten mit Amokläufen an Schulen
Hamburg/dpa. - Es handelte sich um Schulen in Sassnitz auf Rügen, in Rostock, Greifswald sowie im schleswig-holsteinischen Timmendorf, wie ein Polizeisprecher in Schwerin sagte. Waffen wurden nicht gefunden. Die Polizei zog nach Unterrichtsbeginnwieder ab. Im sächsischen Görlitz wurde ein Gymnasium vorsorglichgeschlossen, nachdem ein Unbekannter einen Amoklauf für Montagangekündigt hatte. Die Ermittler im Schweriner Fall gehen davon aus, dass es sich um einen so genannten Trittbrettfahrer handelte.
Nach der Warnung vor einem Amoklauf in Baden-Württemberg am 6.Dezember hatte es bundesweit eine Reihe ähnlicher Drohungen gegeben. Allein in Baden-Württemberg fasste die Polizei seitdem elfTrittbrettfahrer. Zwei Nachahmer wurden bereits zu Jugendarrestverurteilt. «Das ist das einzige richtige Signal an die Adressedieser Täter, die in einer schwierigen Situation Angst und Schreckenverbreiten», sagte Landesinnenminister Heribert Rech (CDU) am Montagin Stuttgart. Nach drei weiteren Trittbrettfahrern fahndete diePolizei zunächst noch. Auch die Suche nach dem Unbekannten, der fürden Nikolaustag in einem Killerspiel im Internet ein Blutbad an einerSchule angekündigt hatte, ging weiter. Gleichzeitig hielt die Polizeiden verstärkten Streifendienst in der Nähe von Schulen aufrecht.
Die Angst vor einem Amoklauf an einer Schule sitzt tief: Erst vorknapp drei Wochen hatte ein 18-Jähriger an seiner Ex-Schule imwestfälischen Emsdetten ein Blutbad angerichtet. 37 Menschen wurdendabei verletzt, der Täter tötete sich selbst.
Die Polizei hatte bereits in der vergangenen Woche angekündigt,mit hohem Fahndungsdruck gegen Trittbrettfahrer vorzugehen. Wer einemMenschen mit einem Verbrechen drohe oder eine Straftat vortäusche,mache sich strafbar. Es drohten Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren.Zudem müssten Täter die Kosten für die Polizeieinsätze bezahlen.
Auch die absichtlich falsche Warnung vor einem Amoklauf an einerFrankfurter Realschule wird für die jungen Verursachervoraussichtlich sehr teuer. Vier Schüler der Anne-Frank-Realschulemüssten sich auf Forderungen von mehreren zehntausend Euro für denPolizeieinsatz einstellen, erklärte ein Frankfurter Polizeisprecheram Montag. Die drei Jungen und ein Mädchen im Alter von 14 bis 16Jahren werden beschuldigt, sie hätten mit erfundenen Hinweisen aufeinen angeblichen Amoklauf an ihrer Schule den öffentlichen Friedengestört. Die Schule mit 530 Kindern und Jugendlichen war amvergangenen Donnerstag geräumt worden. Auch die Kasseler Polizei willin einem ähnlichen Fall die Kosten an einen 18-Jährigen weitergeben.