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Forschung Kooperation soll Hochlauf von „grünem Wasserstoff“ befeuern

Die Produktion von „grünem Wasserstoff“ muss laut Experten deutlich hochgefahren werden. Ein Forschungsinstitut will nun einen effizienten Weg gefunden haben - und setzt auf eine Kooperation.

Von dpa Aktualisiert: 13.03.2024, 13:44
Alexander Michaelis, Institutsleiter des Fraunhofer IKTS, spricht zur Eröffnung des Batterie-Innovations- und Technologie-Center.
Alexander Michaelis, Institutsleiter des Fraunhofer IKTS, spricht zur Eröffnung des Batterie-Innovations- und Technologie-Center. Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

Arnstadt - Zur Herstellung von „grünem Wasserstoff“ wollen das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme (IKTS) und der Dortmunder Anlagenbauer Thyssenkrupp Nucera künftig zusammenarbeiten. Dabei geht es um eine am Fraunhofer-Institut entwickelte Technologie, die besonders effizient und kostengünstig für die Massenfertigung sein soll, wie beide Seiten am Mittwoch in Arnstadt mitteilten. Eine Pilotanlage mit mehreren hundert Megawatt Fertigungskapazität soll Anfang 2025 in Arnstadt in Betrieb gehen. Parallel sollen Anlagen im Gigawatt-Bereich aufgebaut werden.

„Wir können jetzt schon 1000 Stacks im Jahr herstellen. Aber wir müssen das jetzt in Millionenstückzahl bringen“, sagte der Leiter des Fraunhofer IKTS, Alexander Michaelis. Das sei nur mit einer solchen Partnerschaft machbar. Stacks sind übereinander gestapelte Brennstoffzellen und bilden so etwas wie den Motor eines Elektrolyse-Systems. Der Chef von Nucera, das sich selbst als weltgrößter Elektrolyse-Hersteller bezeichnet, sprach von einem „unglaublich großen Potenzial“ der Technologie. „Das steckt zugegebenermaßen noch recht in den Anfängen“, schränkte Werner Ponikwar ein.

30 Prozent weniger Stromverbrauch

Konkret geht es dabei um die sogenannte Hochtemperatur-Elektrolyse. Dabei wird bei Temperaturen von 850 Grad Celsius Wasserdampf mittels Strom in Wasserstoff und Sauerstoff aufgeteilt, wie Michaelis erklärte. Um das Wasser zu verdampfen, könne Abwärme etwa aus Industrieanlagen genutzt werden. Profitieren könnten etwa Stahl- oder Düngemittelhersteller. Am Ende brauche der Prozess etwa 30 Prozent weniger Strom als herkömmliche Elektrolyse-Verfahren. Außerdem könne man auch CO2 aus Abgasen ziehen und mithilfe des Wasserstoffs zu Folgeprodukten wie E-Fuels umwandeln. Michaelis sagte, aus seiner Sicht gebe es keine technischen Risiken für die Fertigung in großem Maßstab. „Das System funktioniert. Wir müssen es einfach nur machen.“

Zur Höhe der Investitionen für die Pilotanlage machten beide Seiten keine Angaben. Es werde ein „signifikanter Investitionsaufwand sein, den wir gemeinsam stemmen werden“, sagte Nucera-Chef Ponikwar. Sein Unternehmen sicherte sich im Rahmen der strategischen Partnerschaft auch eine Lizenz für die Nutzung der Technologie. „Am Schluss muss das Ganze wettbewerbsfähig und kosteneffizient werden.“ Er rechnete vor, dass laut internationaler Energieagentur bis zum Jahr 2050 jährlich etwa 300 Millionen Tonnen „grüner Wasserstoff“ benötigt würden. Aktuell würden weltweit aber nur 100.000 Tonnen produziert - es müsse also 3000 mal mehr hergestellt werden.

Aus der Landes- und Bundespolitik kamen am Dienstag anerkennende und hoffnungsvolle Worte in Richtung der Projektpartner. Die Zusammenarbeit sei aus Bundessicht wichtig, sagte etwa ein Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sagte: „Wir sind in einem gesellschaftlichen Prozess, in dem wir tatsächlich positiv besetzte Lösungsansätze brauchen.“ Auch die nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) lobte die Initiative.