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Kölner Stadtarchiv Kölner Stadtarchiv: Mühsame Suche nach Dokumenten

25.03.2009, 16:47
Täglich sind mehr als 100 Helfer im Einsatz, um in den Trümmern des Kölner Stadtarchivs nach Dokumenten zu suchen. (FOTO: DPA)
Täglich sind mehr als 100 Helfer im Einsatz, um in den Trümmern des Kölner Stadtarchivs nach Dokumenten zu suchen. (FOTO: DPA) dpa

Köln/dpa. - «Die Dokumente sind ganzunterschiedlich gut erhalten. Vieles ist sehr stark zerstört, nurnoch ein Fetzen - anderes ist bewundernswert gut erhalten», sagte dieLeiterin des Archivs, Bettina Schmidt-Czaia, am Mittwoch in Köln. «Eshängt zum Beispiel ganz davon ab, was auf die Dokumente draufgefallen ist oder ob sie nass geworden sind.»

Bislang seien etwa sechs der 30 Regalkilometer an Beständengeborgen worden. Nach Angaben der Stadt wurden an der Unglücksstelleinsgesamt rund 4700 Tonnen Schutt abtransportiert, das entsprecheetwa 330 Lastwagenladungen. «Fast alles, was geborgen wird, mussirgendwie behandelt werden, zumindest muss es gesäubert werden»,sagte Schmidt-Czaia. «Das ist kein Sprint, das ist ein Marathon.»

Die Helfer bargen unter anderem mittelalterliche Schreinsbücher,Ratsprotokolle aus dem 15. Jahrhundert und Teile von Nachlässen. «Wirkönnen aber noch gar nicht abschätzen, was wir letztlich noch findenwerden und was nicht», betonte Schmidt-Czaia. So sei zum Beispiel einGroßteil des erst jüngst übergebenen Nachlasses des SchriftstellersHeinrich Böll (1917-1985) noch immer verschwunden. Drei Wochen vordem Einsturz hatte der Sohn René Böll Fotos, Manuskripte und Briefeseines Vaters dem Archiv anvertraut. Von den etwa 12 bis 15 Kisten,in denen sich dieser Restnachlass befand, konnte bisher nur einKarton gesichert werden, weil er in einem anderen Raum stand.

Bei den meisten Erben, die dem Archiv Nachlässe überlassen hatten,herrsche ein Gefühl der Verzweiflung und Trauer, sagte Schmidt-Czaia.Auch für die 38 Archiv-Mitarbeiter sei die ganze Situation sehrbelastend, einige von ihnen seien durch das Unglück regelrechttraumatisiert. Das Stadtarchiv und zwei Nebengebäude waren am 3. Märzeingestürzt, wahrscheinlich wegen Grundwasserproblemen infolge des U-Bahn-Baus. Zwei Menschen kamen ums Leben. Die Archivsammlung galt alseine der bedeutendsten in Europa.

Mit der Digitalisierung der Archivbestände sei erst 2007 begonnenworden, weil zuvor das Personal und die technischen Mittel gefehlthätten, sagte Schmidt-Czaia. Die Digitalisierung solle nungleichzeitig mit der Erfassung wiedergefundener Dokumente zügigvorangetrieben werden: «Ich brauche ein Restaurierungs- undDigitalisierungszentrum bis Mitte des Jahres.»

[Unglücksstelle]: Severinstraße, Kölndpa pa yynwk z2 sm 251422 Mrz 09