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Internationales Skatgericht Altenburg Internationales Skatgericht Altenburg: Richter ohne Roben

23.11.2001, 10:33

Altenburg/dpa. - Sie sind Richter ohne Roben, entscheiden inkniffligen Zwistfragen und wachen darüber, dass an den Stammtischendieser Welt beim Skat alles mit rechten Dingen zugeht: Vor demInternationalen Skatgericht gibt es keine Anklage, keine Verurteilungund keine Berufung - und doch gilt es künftig bei Streitigkeitenzwischen Skatbrüdern als höchste Instanz in allen Regelfragen. Am 1.Dezember wird das Internationale Skatgericht gegründet und im Januarnächsten Jahres seine Arbeit aufnehmen. Seinen Sitz wird es in derthüringischen Kleinstadt Altenburg haben, die damit beimNationalspiel der Deutschen weiterhin alle Trümpfe fest in der Handhält.

Das Internationale Skatgericht setzt sich aus acht Männern undeiner Frau zusammen. Das Gremium wird vom Deutschen Skatverband(Bielefeld) und der Weltskatverband International Skat PlayersAssociation (Berlin) aus der Taufe gehoben. Beide Verbände hattennach Jahren gegenseitiger Ignoranz schließlich ihre Regelwerkeaufeinander abgestimmt. Seit Januar 1999 ist daher für alle Spielerdie Internationale Skatordnung verbindlich, über deren Einhaltungnunmehr künftig das Internationale Skatgericht wacht.

«Die Skatrichter werden etwa vier Mal im Jahr zusammenkommen»,sagt der Präsident des Deutschen Skatgerichtes, Peter Luczak.Streitigkeiten zwischen Spielern gibt es solange wie das Skatspielselbst, und die Regeln sind nicht einfach. Bislang schlichtet dasDeutsche Skatgericht auch in Fällen, die die internationaleSpielgemeinschaft entzweit. Luczak zufolge kommen jährlich rund 350Anfragen aus aller Welt, darunter auch aus Brasilien, Chile, den USAund Kanada. Weltweit hätten sich rund 30 Millionen Menschen demSkatspiel verschrieben, dessen Wiege in Ostthüringen steht.

Seit jeher ist die Stadt Altenburg untrennbar mit dem liebstenKartenspiel der Deutschen verbunden. Einige spielfreudige Herrenhatten Anfang des 19. Jahrhunderts unter anderem das italienischeTarock- und das spanische Hombre-Spiel mit dem wendischen Schafskopf-Spiel gemischt und so den «Scat» geschaffen.

Schon zuvor - seit dem 16. Jahrhundert - hatte die StadtGenerationen von Spielkartenherstellern hervorgebracht. Lebendiggehalten wird die Tradition des Skats unter anderem vom AltenburgerSpielkartenmuseum. Es wurde 1923 als weltweit erstesSpielkartenmuseum gegründet. Auch Skatbrunnen und -schule sowieSpielkartenfabrik zeugen von der Verbindung und Liebe der Altenburgerzum Skatspiel.

1990 knüpfte die Stadt zudem wieder an seine glorreicheVergangenheit als oberster Schiedsrichter in Sachen Skat an. Das 1927in Altenburg gegründete Skatgericht zog nach der Wende wieder inseine angestammte Heimat. In der alten Bundesrepublik war das Gremiumzuvor in Bielefeld angesiedelt. So ist es nicht verwunderlich, dassauch die Richter des neuen Internationalen Skatgerichts ihreEntscheidungen von Altenburg aus in die weite Welt verkünden.