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Hintergrund Hintergrund: Zwitter und Intersexualität

06.02.2008, 10:50

Köln/dpa. - In Deutschland leben nach Schätzungen bis zu100 000 Menschen mit uneindeutigem Geschlecht oder abweichenderGeschlechtsidentität. Bei diesen intersexuellen Menschen sind nichtalle geschlechtsbestimmenden Merkmale - wie etwa Zell-Chromosomen,Hormone, Keimdrüsen oder äußere Geschlechtsorgane - zweifelsfrei demmännlichen oder weiblichen Geschlecht zuzuordnen.

Mediziner und Selbsthilfegruppen sprechen von einem sehr komplexenPhänomen und einer Vielzahl von Erscheinungsformen. So kann einIntersexueller zwar über einen männlichen Chromosomensatz verfügen,zugleich aber ein weibliches Aussehen haben und sich als Frau fühlen.Ebenso gibt es Betroffene, die eindeutig weibliche Chromosomen haben,gleichzeitig aber männliche Eigenschaften wie Bartwuchs oder starkeKörperbehaarung aufweisen sowie eine erheblich vergrößerte Klitoris,die einem Penis ähnelt. Extrem selten sind Fälle, bei denen Mädchenim Laufe ihrer biologischen Entwicklung zu Männern werden.

Vor der Einführung des Begriffs «Intersexuelle» war zumeist von«Zwittern» die Rede. Viele Betroffene nennen sich noch immer Zwitter,weil «Intersexualität» bisher kaum bekannt ist. Selbsthilfegruppensprechen auch von «zwischengeschlechtlichen Personen», die nicht indas gängige Mann/Frau-Schema passen. Viele Intersexuelle haben mitsozialer Isolation, persönlicher Unsicherheit und Scham zu kämpfen,unterziehen sich schmerzhaften Eingriffen und aufreibendenHormontherapien. Die sogenannte geschlechtszuweisende Behandlungschon im Baby-Alter ist als Standardtherapie zunehmend in die Kritikgeraten.