Haft- und Bewährungsstrafen Haft- und Bewährungsstrafen: Weniger kriminelle Jugendliche
Wiesbaden - Deutsche Gerichte haben erneut weniger Menschen rechtskräftig verurteilt. Rund 773 900 Jugendliche, Heranwachsende und Erwachsene mussten 2012 eine Haft- oder Bewährungsstrafe antreten, eine Geldstrafe bezahlen oder eine Arbeitsauflage erfüllen. Das waren 4 Prozent weniger als im Vorjahr und 14 Prozent weniger als 2007 - dem ersten Jahr der flächendeckenden Erhebung. Die größte Gruppe der Straftaten waren Delikte im Straßenverkehr (22 Prozent), wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch mitteilte.
Im Jahr 2012 wurden in Deutschland rund 773 900 Personen rechtskräftig verurteilt, vier Prozent weniger als im Jahr 2011 (807 800).
Mit 22 Prozent stellen Straftaten im Straßenverkehr die größte Gruppe an allen Straftaten dar. Im Jahr 2012 wurden knapp 166 700 Personen wegen Straftaten im Straßenverkehr belangt. Das entspricht einem Rückgang um drei Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Die häufigste Strafe war und ist die Geldstrafe. 2012 wurden 560 400 Verurteilte mit einer Geldstrafe belegt, das waren 72 Prozent aller Verurteilten. Deutsche Gerichte verurteilten rund 136 600 Personen (18 Prozent) zu einer Freiheits- oder Jugendstrafe.
Bei 94 300 Personen wurde die Strafe zur Bewährung ausgesetzt. Damit erhielten sieben von zehn der zu Freiheits- oder Jugendstrafe verurteilten Personen die Gelegenheit, einen Gefängnisaufenthalt durch eine erfolgreiche Bewährungszeit zu vermeiden. Rund 42 300 Verurteilte bekamen eine Freiheits- oder Jugendstrafe ohne Bewährung.
2012 waren 81 Prozent der Verurteilten Männer (625 600). Junge Menschen wurden im Jahr 2012, bezogen auf ihren Anteil in der Bevölkerung, weitaus häufiger verurteilt als Ältere: Jugendliche (14 bis 17 Jahre) eineinhalb mal so oft, Heranwachsende (18 bis 20 Jahre) knapp dreimal so oft wie Erwachsene ab 21 Jahren.
Die Geldstrafe ist nach wie vor mit Abstand die häufigste strafrechtliche Sanktion (72 Prozent). Nur knapp jeder Fünfte (18 Prozent) wurde zu einer Freiheits- oder Jugendstrafe verurteilt. Bei sieben von zehn der Verurteilten wurde diese zur Bewährung ausgesetzt. Zehn Prozent der Verurteilten wurden mit sogenannten Zuchtmitteln und Erziehungsmaßregeln nach dem Jugendstrafrecht sanktioniert. Dazu gehören etwa Jugendarrest, Arbeitsauflagen und Straftaten.
Die Jugendkriminalität geht nach der Statistik ebenfalls weiter zurück. Fast 114 800 Jugendliche und Heranwachsende wurden verurteilt, 26 Prozent weniger als 2007. Dennoch werden junge Menschen - gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil - weitaus häufiger verurteilt als Ältere: Jugendliche etwa eineinhalb mal so oft wie Erwachsene, und Heranwachsende (18 bis 20 Jahre) fast dreimal so häufig.
„Generell gilt, dass die Wahrscheinlichkeit einer Verurteilung im Alter von Anfang bis Mitte 20 am höchsten ist“, berichten die Statistiker. „Danach geht sie kontinuierlich zurück.“ Die meisten verurteilten Angeklagten (81 Prozent) sind nach wie vor Männer. (dpa)