Grand Prix Grand Prix: Sänger wird wegen Skandalsong ausgeschlossen

Hamburg/Köln/dpa. - Der Grand Prix 2003 hat seinen ersten Skandal: Kurz nach der Ankündigung, die deutsche Eurovisions-Qualifikation diesmal ohne Krawall und Klamauk über die Bühne zu bringen, griffen die Macher der Show bereits hart durch. Der Musiker Joachim Deutschland (22), der schon bei der Vorstellung der diesjährigen Bewerber mit seinem entblößten Hinterteil provozierte, wurde wegen eines bereits zuvor veröffentlichten, «in keiner Weise akzeptablen Titels» vom verantwortlichen Norddeutschen Rundfunk ausgeschlossen. Ob nun ein anderer Teilnehmer gemeinsam mit den 14 weiteren Kandidaten bei der Vorentscheidung am 7. März in Kiel ins Rennen geschickt wird, sollte voraussichtlich noch am Mittwoch entschieden werden.
«Noch wird zwischen allen Beteiligten darüber verhandelt, ob ein anderer Künstler antreten wird», sagte NDR-Unterhaltungschef Jürgen Meier-Beer, am Mittwoch in Hamburg. Das Problem liege bei den Fristen, die bis zum Vorentscheid eingehalten werden müssten. «Sollte es eine Nachnominierung geben, hoffen wir natürlich, einen Titel zu finden, der nicht nur Ersatz ist.»
Prominentester Bewerber um das Ticket zum Eurovision Song Contest am 24. Mai im lettischen Riga ist Kanzlerimitator Elmar Brandt (31). Daneben setzen die Plattenfirmen vor allem auf junge Trendsetter, die mit moderner Popmusik ein erneutes Debakel im internationalen Finale verhindern sollen. Im vergangenen Jahr hatte Corinna May - Schützling von Grand-Prix-Veteran Ralph Siegel - lediglich den 21. Platz erreicht. Diesmal geht Siegel mit Sängerin Lou (39) an den Start.
Auslöser der Schlagzeilen über Joachim Deutschland war ein Bericht des Kölner «Express» über den Skandal-Song. In dem Stück unter dem Titel «Die Stoibers» beleidige der Musiker die Ehefrau und die Töchter des bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber mit sexuellen Anzüglichkeiten. Der Musiker hatte den Song als «Proberaum- Produkt» auf seiner Homepage im Internet veröffentlicht. Ein Grand- Prix- Auftritt Joachim Deutschlands hätte dem Lied zu unangemessener Aufmerksamkeit verholfen, teilte der NDR mit. Weder der Sender noch die Plattenfirma hätten davon gewusst. Außerdem wäre der Wettbewerb in unvertretbarem Maße beeinträchtigt worden. Der in Stuttgart geborene Sohn einer afroamerikanischen Sängerin und eines Schwabinger Jazzmusikers sollte für die Firma Sony mit dem Lied «Marie» antreten.
Insgesamt beteiligen sich in diesem Jahr weitgehend junge Künstler, von denen sich die meisten aber in Musikerkreisen schon einen Namen gemacht haben. Zu den Bewerbern gehören etwa «Der Junge mit der Gitarre» und die Sängerin Senait, die jeweils von der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» und der «taz» ins Rennen geschickt werden. Klassische Schlager fehlen diesmal völlig.
Heftige Kritik gab es nach Bekanntwerden des Skandals von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlager (ADS): «Wie kann die ARD zulassen, dass so ein Durchgeknallter beim Grand Prix antritt? Es ist eine Schande, dass Typen wie er ein Forum kriegen, während seriöse Schlagersänger nicht in die Sendung dürfen», zitierte die «Bild»- Zeitung am Mittwoch die ADS. In einem offenen Brief seien alle Schlager-Fans zum Boykott der ARD-Show aufgerufen worden.

