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Gesundheit Gesundheit: Allergiker leiden wieder unter Pollenflug

Von Lars Reinefeld und Michael Biermann 13.04.2007, 05:47
Der fast schon sommerhafte Frühling beglücktnicht jeden. Pollenallergiker verbinden im Frühjahr strahlende Sonne,warme Luft und blühende Pflanzen mit tränenden Augen, laufenden Nasenund pfeifendem Atem. (Foto: dpa)
Der fast schon sommerhafte Frühling beglücktnicht jeden. Pollenallergiker verbinden im Frühjahr strahlende Sonne,warme Luft und blühende Pflanzen mit tränenden Augen, laufenden Nasenund pfeifendem Atem. (Foto: dpa) dpa

Wiesbaden/dpa. - Bewegung im Freien oder der Besuch einesStraßencafés sind da nicht immer die reine Freude. In diesem Jahrmachen es der sehr milde Winter und der warme Frühling denAllergikern besonders schwer. «Sie leiden derzeit wie die Hunde. DieSituation ist in diesem Jahr schon besonders extrem», sagt HansNagel, Leiter des Fachbereichs Dermatologie und Allergologie an derDeutschen Klinik für Diagnostik in Wiesbaden.

Haselnuss, Erle, Birke und Co. haben in diesem Jahr weitaus frühergeblüht als üblich. Sie stoßen ganze Wolken gelber Pollen aus, diedie Immunabwehr der Allergiker in Alarmzustand versetzen. Mehr als 50Prozent aller Allergien gehen laut Nagel auf ihr Konto. Insgesamtplagen sich rund 20 Prozent der Deutschen mit Allergien herum. «Unddie Tendenz ist steigend», sagt der Mediziner.

Die Haselnusssträucher haben schon im Januar gestäubt, und zuOstern machten sich Birkenpollen breit, berichtete dieAgrarmeteorologin vom Deutschen Wetterdienst, Brigitte Klante.Insgesamt sei die Natur der üblichen Entwicklung um zwei bis dreiWochen voraus. Dennoch findet sie das Wetter prachtvoll. AuchObstbäume wie Kirschen, Birnen und Zwetschen blühten längst. DieGefahr dabei: «Da vergisst man mal die Pollen und geht raus, undabends rächt sich das», sagte sie.

Seit den 80er Jahren beobachtet die Agrarmeteorologin, dass dieNatur früher als sonst blüht und grünt. Ausnahmen habe es nur in denJahren 1996 und 2006 gegeben. Nagel verweist darauf, dass zu dentraditionell in Deutschland auftretenden Leitpollen von Birke, Erleund Hasel auch neue Pollen wie die der Ambrosia kommen. Die Pollender eigentlich im Osten der USA beheimateten Pflanze seien besondersaggressiv. Als Ursache für die Ausbreitung der Ambrosia werde unteranderem preiswertes Vogelfutter aus Osteuropa vermutet. Darin seienoftmals Ambrosia-Samen enthalten.

Auch erste, harmlos wirkende Anzeichen für eine Allergie solltendie Betroffenen ernst nehmen. «Die Gefahr besteht darin, dass auseiner Allergie schnell eine Asthmaerkrankung werden kann», sagtNagel. Er rät den unter Allergien leidenden Menschen daher zu einerBeratung bei einem Spezialisten, um eine Verschlimmerung derBeschwerden zu verhindern. «Jetzt einfach nur ein Antiallergiesprayzu nehmen und darauf zu hoffen, dass es im nächsten Jahr schon nichtso schlimm sein wird, wäre naiv», sagt der 51-Jährige. Vielmehr könneeine gezielte Behandlung im Frühstadium einer Allergie dafür sorgen,dass diese gestoppt wird.

Dass Allergiger im Zuge der Erwärmung in Zukunft dauerhaft mitstärkerem Pollenflug zu kämpfen haben werden, glaubt der Allergologenicht. «Es werden auch wieder kältere Zeiten kommen», ist sich Nagelsicher. Für die nächsten Tage wünscht sich der selbst an einerGräserallergie leidende Mediziner nur eins. Einen kräftigen Regen,der die Luft von Pollen reinigt und auch den Allergikern wiederangenehme Tage beschert.