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Religion Gesicht der katholischen Kirche: Hans-Jochen Jaschke ist tot

Der emeritierte Weihbischof Hans-Jochen Jaschke ist tot. Jahrelang war er in der Kirche ebenso zuhause wie in Talkshows. Auch die Ökumene lag dem Geistlichen sehr am Herzen.

Von dpa 11.07.2023, 11:36
ARCHIV - Weihbischof Hans-Jochen Jaschke steht im St. Marien-Dom in Hamburg.
ARCHIV - Weihbischof Hans-Jochen Jaschke steht im St. Marien-Dom in Hamburg. picture alliance / dpa/Archivbild

Hamburg - Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke ist am Dienstag im Alter von 81 Jahren gestorben. Das teilte das Erzbistum Hamburg mit. Über viele Jahre galt er als Anwalt der katholischen Kirche im Fernsehen.

Erzbischof Stefan Heße würdigte Jaschke als einen herausragenden Priester, der sich außerordentlich um die katholische Kirche in Norddeutschland verdient gemacht habe. „Meinungsstark, mit einer klaren Haltung und ohne Berührungsängste hat Weihbischof Jaschke der Kirche in der Öffentlichkeit ein Gesicht gegeben, und das weit über Norddeutschland hinaus“, sagte Heße.

Dem Fernsehpublikum war Jaschke aus zahlreichen Sendungen vertraut. In unzähligen Talkshows war der Hamburger Weihbischof jahrelang das Gesicht der katholischen Kirche. Ob Zölibat, homosexuelle Priester oder Prunksucht von Würdenträgern - zu jedem Thema hatte Jaschke eine Antwort parat. Seine Devise dabei: „Man muss offen mit den Dingen umgehen. Es hat ja keinen Sinn, etwas zu verschleiern.“

Mit der ersten Bischöfin der evangelisch-lutherischen Kirche, Maria Jepsen, war er nach eigenen Angaben stets befreundet. In den Medien seien sie oft gemeinsam aufgetreten und als Bischofspaar „J/J“ bekannt gewesen.

Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs würdigte Jaschke als einen leidenschaftlichen Befürworter der Ökumene. „Wir waren einander sehr verbunden und gemeinsam haben wir das Miteinander von Menschen unterschiedlichen Glaubens nicht nur gefordert, sondern auch gelebt“, sagte Fehrs. Jaschke habe sich durch aufmerksame Seelsorge, große Warmherzigkeit, beeindruckende Öffentlichkeitswirkung und ökumenische Weite ausgezeichnet - in seiner Theologie genauso wie in seiner Person.

Im Jahr 2000 gründete er gemeinsam mit der damaligen Bischöfin Jepsen das Interreligiöse Forum Hamburg. „Er konnte unterschiedlichste Menschen mit seiner Herzlichkeit und seinen klugen Gedanken erreichen“, sagte Fehrs. „Dadurch brachte er den interreligiösen Dialog in dieser Stadt voran und gab der katholischen Kirche über die Stadtgrenzen hinaus ein Gesicht. Sein Wirken prägte das Zusammenleben in unserer Stadt.“

Der Hamburger CDU-Chef Dennis Thering würdigte Jaschke als einen „großartigen Katholiken und herausragenden Geistlichen“. Der Weihbischof habe für einen offenen Umgang in kirchlichen sowie weltlichen Diskussionen gestanden. „Dabei stand er fest für den Glauben ein und ist für viele Generationen von Katholiken in Hamburg untrennbar mit ihrer Kirche verbunden“, sagte Thering.

Jaschke setzte sich immer auch mit kritischen Themen in seiner Kirche auseinander. Zu seinem 80. Geburtstag sagte er der „Bild“-Zeitung: „Ich bin dafür, dass auch Frauen Priester werden können, das würde der Katholischen Kirche guttun.“ Den Zölibat komplett abzuschaffen sei jedoch sicher nicht die Lösung. „Aber manche Priester vereinsamen. Das ist nicht gesund. Der Priester gehört mitten ins gesellschaftliche Leben“, meinte der Alt-Weihbischof.

Jaschke wurde 1941 im oberschlesischen Beuthen geboren. Nach dem Theologiestudium in Frankfurt am Main und Münster wurde er 1967 in Osnabrück zum Priester geweiht und arbeitete danach als Seelsorger in Bremen. Jaschke studierte erst bei den Jesuiten in Frankfurt, dann in Münster bei Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI. Ratzinger wurde auch sein Doktorvater. 1989 empfing Jaschke in Osnabrück die Bischofsweihe und war danach Weihbischof des Bistums Osnabrück in Hamburg und Schleswig-Holstein. 1995 wurde er Weihbischof im neuerrichteten Erzbistum Hamburg. 2016 wurde er mit Erreichen der Altersgrenze für Bischöfe emeritiert.