Missbrauch Gericht gibt Epstein-Papiere mit Namen frei
Nein, es handelt sich um keine Liste prominenter Kunden von Sexualstraftäter Jeffrey Epstein. Trotzdem dürften die nun veröffentlichten Gerichtsdokumente vor allem in einem Land für Aufsehen sorgen.
New York - Im Missbrauchsskandal um den US-Multimillionär Jeffrey Epstein hat ein Gericht die Klarnamen von mutmaßlich mehr als 150 zuvor meist anonym behandelten Personen veröffentlicht. Sie wurden in einem Zivilstreit zwischen der geschädigten US-Amerikanerin Virginia Giuffre und Epsteins langjähriger Partnerin Ghislaine Maxwell genannt. Eine Nennung bedeutet dabei nicht, dass die Person aktiver Teil des Missbrauchsnetzwerks um Epstein war, sondern zunächst nur, dass der Name in dem Zivilprozess fiel.
In den über 900 Seiten Gerichtsunterlagen finden sich unter anderem die zuvor in diesem Kontext bereits bekannten Namen des früheren US-Präsidenten Bill Clinton und des britischen Prinzen Andrew, die einst als Vertraute von Epstein galten. Manche Personen der Liste sind beispielsweise auch Verwandte von Missbrauchsopfern Epsteins. Clinton, bisher im Prozess als „John Doe 36“ (etwa „Max Mustermann 36“) bezeichnet, hatte Medien zufolge gegen die Nennung seines Namens keinen Einspruch erhoben. Epstein ist seit knapp viereinhalb Jahren tot.
Clintons Name taucht Dutzende Male auf
Die nun veröffentlichten Unterlagen enthalten Clintons Namen Dutzende Male, unter anderem in Zeugenaussagen, die ihn in die Nähe der Taten Epsteins rücken. Wie unter anderem das US-Medium „Axios“ beschreibt, enthalten diese Passagen aber keine Beweise zu illegalem Verhalten des ehemaligen Präsidenten.
Ebenso häufig und in teils ähnlichem Kontext taucht Prinz Andrew namentlich auf. Der Adelsspross konnte 2022 einen Zivilprozess im Zusammenhang mit Epsteins Missbrauchsring abwenden. Er gab öffentlich trotz der Vorwürfe der US-Klägerin Virginia Giuffre gegen ihn nie zu, Sex mit der damals Minderjährigen gehabt zu haben. Es ist unklar, wie viel er für den Vergleich mit der Amerikanerin zahlte.
Schwere Vorwürfe gegen Prinz Andrew nicht neu
Die in den Unterlagen beschriebenen schweren Vorwürfe gegen Andrew sind dabei zum großen Teil nicht neu, sondern vorher bereits von Medien aus eigenen Recherchen berichtet worden. Trotzdem dürften sie gerade in Großbritannien das Thema erneut anheizen. Eine Anfrage beim Palast blieb zunächst unbeantwortet. Nach Angaben der britischen Nachrichtenagentur PA hatte Andrew jegliche Vorwürfe bestritten.
Epstein war im Juli 2019 festgenommen worden. Der Geschäftsmann soll zahlreiche auch minderjährige Mädchen sexuell missbraucht und sie anderen Männern zugeführt haben. Rund einen Monat nach der Festnahme wurde Epstein im Alter von 66 Jahren tot in seiner Zelle gefunden. Offiziellen Angaben zufolge nahm er sich das Leben.
Jahrzehntelanger Missbrauch auf Epsteins Anwesen
Jahrzehntelang soll der Missbrauch zahlreicher Minderjähriger auf Epsteins Anwesen in New York, Florida, Santa Fe und auf den Virgin Islands stattgefunden haben. Eine frühere Anklage gegen Epstein mündete in einen für den Unternehmer sehr vorteilhaften Deal, der ihn zum Symbol einer gesellschaftlichen Elite machte, die selbst mit Verbrechen durchkommt.
Der Fall hatte auch deshalb weltweit für Aufsehen gesorgt, weil der Unternehmer bis in die höchsten Kreise vernetzt war. Seine Beziehungen zu Prominenten und sein Tod führten zu zahlreichen Gerüchten und Verschwörungstheorien.
Viele Spekulationen um Prominente
Auch die Veröffentlichung der nun freigegebenen Dokumente hatte im Vorhinein für viele Spekulationen um Prominente geführt. In den vorliegenden Schriften wird auch der ehemalige Präsident Donald Trump genannt - jedoch lediglich im Kontext der Befragung einer Zeugin, die angab, zu Trump niemals sexuellen Kontakt gehabt zu haben.
Neu scheinen dagegen die Namensnennungen des „King of Pop“ Michael Jackson, des Astrophysikers Stephen Hawking und des Magiers David Copperfield zu sein. Aus ihnen scheint sich zumindest die einmalige Anwesenheit der Prominenten bei einer Veranstaltung Epsteins abzuleiten. Da mindestens zwei Personen beim US-Gericht Einspruch gegen die Veröffentlichung ihrer Namen eingelegt hatten, ist es möglich, dass in den kommenden Wochen noch weitere Dokumente veröffentlicht werden.