80. Jahrestag der Zerstörung Friedliches Gedenken in Dresden und Mahnung zu Wachsamkeit
Am Jahrestag der Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg gedenkt die Stadt der Toten der Luftangriffe. Erinnert wird aber auch, wie es dazu kam – in angespannter gesellschaftlicher Situation.
![Vor 80 Jahren wurde Dresden zerstört.](https://bmg-images.forward-publishing.io/2025/02/13/49645d4f-b894-4d9c-a96c-cabf6c25bdf8.jpeg?w=1024&auto=format)
Dresden - Dresden erinnert am 80. Jahrestag der Zerstörung der Stadt 1945 an die Toten, aber auch an die Vorgeschichte und mahnt mit Blick auf die Gegenwart zu Frieden und Versöhnung. Das sächsische Parlament gedachte zu Beginn des Plenums aller Opfer des Zweiten Weltkrieges mit einer Schweigeminute, Prinz Edward Herzog von Kent verwies bei einer Veranstaltung mit Jugendlichen auf die gelungene Versöhnungsarbeit.
„Nicht vergessen sollten wir allerdings, dass die Nationalsozialisten das Inferno, das diese Stadt am 13. und 14. Februar erlebte, mit Worten und Taten selbst entfacht hatten“, sagte Landtagspräsident Alexander Dierks (CDU). Sie führten seit dem 1. September 1939 „einen apokalyptischen Vernichtungskrieg“ mit Millionen von Toten. „Spätestens im Jahr 1945 kehrte dieser Krieg vollends dann nach Deutschland zurück.“
Oberbürgermeister: Dresden eine zerstörte Stadt von vielen
„Dresden darf sich an einem Tag wie heute auch nie nur mit sich selbst beschäftigen“, sagte Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP). Es sei eine unter vielen von Kriegen verwüsteten Städten. „Dass keine weiteren mehr hinzukommen, muss unser gemeinsames Streben sein.“ Dresden stehe „für eine klare Positionierung zu einer offenen und toleranten Gesellschaft, für Demokratie, Respekt, Frieden und Menschlichkeit“.
Die weniger werdenden Zeitzeugen nachfolgenden Generationen trügen die Verantwortung, „diese Erinnerung als Mahnung wachzuhalten“, einmal mehr angesichts eines neuen Krieges in Europa, sagte Hilbert.
Weiße Rosen und Kerzen an vielen Orten
In stiller Erinnerung verharrten auf dem Nordfriedhof Vertreter von Parlament und Regierung des Freistaates, der Polizei und des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Am Gedenkstein für die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr legten sie Kränze nieder und gedachten Kriegs- und Einsatztoten generell.
Auch auf dem Heidefriedhof, letzte Ruhestätte der meisten Toten der Luftangriffe, legten Menschen am Vormittag weiße Rosen und Kränze am Ehrenmal nieder.
Dierks und Herzog: Versöhnung und Freundschaft ist Auftrag
Die Geschichte werde sich nicht umschreiben lassen, Narben würden bleiben, sagte Dierks im Plenum. Auch der Landtag trage Verantwortung für die Gegenwart. Dazu gehöre, weiter Versöhnung und Freundschaft mit anderen Ländern zu pflegen. „80 Jahre Kriegsende bedeuten für uns 80 Jahre währender Friede mit unseren europäischen Nachbarn. Dieser Friede ist kostbar.“
„Neben der Trauer, die wir in unseren Herzen verspüren, blicken wir auch zurück auf 30 Jahre Versöhnung und wachsender Freundschaft zwischen Großbritannien und den Menschen von Dresden“, sagte der Herzog von Kent als königlicher Schirmherr des britischen Dresden Trust zur Eröffnung des Dresdner Lernwegs. „Es ist mein fester Wunsch, die Wunden des Krieges zu heilen und den Frieden zu fördern“.
Die kostenfreie interaktive Tour durch die Geschichte der Elbestadt im 20. Jahrhundert wurde zusammen mit der Fördergesellschaft Frauenkirche Dresden entwickelt. Damit können Schüler höherer Jahrgänge aus dem In- und Ausland die Bedeutung der Stadt für die europäische Geschichte erkunden, ebenso wie historische Ereignisse in Dresdens Partnerstädten.
Hilbert an die Jugend: Erinnerung lebendig halten
Dresdens Oberbürgermeister Hilbert forderte die Jugendlichen auf, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und daraus Lehren für die Zukunft zu ziehen. Er appellierte an die jungen Gäste auch aus Dresdens Partnerstädten: „Bleibt wachsam, hinterfragt kritisch, mischt euch ein, übernehmt Verantwortung, aber vor allem, haltet die Erinnerungen derer, die die Zeit erlebt haben, lebendig!“ Kanäle und Formen, „um die Vergangenheit in die Zukunft zu tragen“, wählten sie selbst – Social Media, Podcast, Dialog oder etwas anderes.
Neben Andachten und Gottesdiensten gibt es mehrere Versammlungen und Gegenproteste. Mit der traditionellen Menschenkette am Abend soll diesmal ein besonders starkes Zeichen für Versöhnung und Miteinander gegen Rechtsextremismus ausgehen.
Die Sächsische Staatskapelle und die Dresdner Philharmonie spielen danach Requiems, nach einem Friedensgottesdienst läuten die Glocken aller Kirchen der Innenstadt – genau zum Zeitpunkt des ersten Luftangriffs knapp drei Monate vor Kriegsende.
Polizei im Einsatz – erste Vorfälle bereits am Vorabend
Angesichts rechter Versammlungen und linken Gegenprotests ist die Polizei mit größerem Aufgebot im Stadtgebiet unterwegs. Bis zum Nachmittag blieb es überraschend friedlich in der Innenstadt, bei ungemütlichem Wetter mit Schneefall. „Keine Störungen bisher“, sagte ein Sprecher der Polizeidirektion Dresden.
Am Vortag indes kontrollierten Beamte elf teils Vermummte, die auf dem Heidefriedhof Kränze niederlegten und sich filmten. Gegen die beiden Frauen und neun Männer zwischen 16 und 34 Jahren wird wegen Verdachts des Landfriedensbruchs ermittelt. Durchs Szeneviertel Neustadt zogen etwa 20 Personen „aus dem linken Spektrum“, warfen Farbbeutel an eine Hauswand sowie Steine gegen ein Schaufenster und brannten Pyrotechnik ab.
Die ehemalige Residenzstadt war am 13. Februar 1945 und in den Tagen danach durch britische und amerikanische Bomber zerstört worden. Nach Recherchen von Historikern verloren bis zu 25.000 Menschen ihr Leben, ein Großteil des historischen Zentrums und angrenzender Wohnviertel war eine Ruinenlandschaft. Rechtsextreme sehen darin ein Kriegsverbrechen der Alliierten und relativieren damit die deutsche Schuld am Ausbruch des Krieges.