Eisenbahn Eisenbahn: Zwei Passagierzüge fahren in Indien frontal aufeinander

Neu Delhi/dpa. - Ein wütender Bahnminister LaluPrasad Yadav sagte am Unglücksort, zwei Bahnhofsvorsteher seienanscheinend dafür verantwortlich, dass die Züge auf demselben Gleisfuhren. «Ich würde das nicht Nachlässigkeit, sondern brutalen Mordnennen.» Die Männer seien vom Dienst suspendiert worden und würdensich vor Gericht für die Katastrophe verantworten müssen.
Ein Bahn-Sprecher sagte, Nebel habe in der Region geherrscht - diebeiden Lokführer, die unter den Toten sind, sind also möglicherweisesozusagen blind ins Unglück gerast. Anwohner und Rettungskräfteversuchten nach dem Zusammenprall fieberhaft, eingeschlossenePassagiere aus den zerfetzten Waggons zu bergen. Oft fanden sie nurnoch Tote.
In Fernsehbildern vom Unglücksort waren Blutlachen in den vorderenEisenbahnwagen zu sehen. Ein Sender zeigte verzweifelte Helfer, dieeine gerade geborgene Baby-Leiche neben die der Mutter legten. AufBahnhöfen und in Krankenhäusern in der Region spielten sichherzzerreißende Szenen ab: Weinende Angehörige warteten dort aufNachricht von ihren Liebsten. Zunächst blieb unklar, wie vieleReisende überhaupt in den beiden Zügen saßen. Ein weiterer Anstiegder Opferzahlen wurde befürchtet.
Die Katastrophe vom Dienstag ist die bislang letzte in einerlangen Reihe. Wieder wird sich die indische Regierung fragen lassenmüssen, warum es ihr nicht gelingt, Bahnfahren sicherer zu machen.Erst im Juni waren 20 Menschen getötet und mehr als 100 verletztworden, als ein Expresszug entgleiste. Bahnminister Yadav sagtedamals: «Sicherheit ist eine unserer Prioritäten.»
Doch das Thema Sicherheit, das jedes Unglück sofort wieder auf dieTagesordnung bringt, wird ebenso schnell wieder vergessen. Im August1999 musste der damalige Bahnminister Nitish Kumar nach einemZusammenstoß zweier Züge mit knapp 300 Toten zurücktreten. Dieindische Regierung setzte danach eine Kommission ein, um dieSicherheit auf der Schiene zu verbessern. Die meisten Empfehlungender Experten wurden jedoch bis heute nicht umgesetzt.
Und so passieren auf dem indischen Schienennetz - mit 100 000Schienenkilometern das größte Asiens - im Schnitt immer noch rund 300Zugunglücke im Jahr. Die indische Bahn ist 150 Jahre alt, das Netzist marode, Technik funktioniert oft nicht - oder es gibt sieschlicht nicht: Weichen etwa werden meist immer noch von Handumgestellt. Die rund 13 Millionen Menschen, die die indische Bahnjeden Tag benutzen, schweben immer wieder in Gefahr.
