Sicherheit Debatte über Zivilschutz an Schulen
Angesichts der sicherheitspolitischen Lage in der Welt hält das Bundesinnenministerium einen stärkeren Fokus auf Zivilschutz auch an Schulen für nötig. In Thüringen sehen das BSW und Linke anders.

Erfurt - Überlegungen zu stärkeren Vorbereitungen für Kinder und Jugendliche in den Schulen auf einen möglichen Krisen- oder Kriegsfall stoßen in Thüringen teilweise auf Skepsis und Ablehnung. „Krisenvorsorge ist wichtig – aber sie braucht Augenmaß, Verantwortung und eine Kommunikation, die beruhigt statt verunsichert“, sagte der innenpolitische Sprecher der Thüringer BSW-Fraktion, Sven Küntzel der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt.
„Familien in Jena, Arnstadt oder dem Eichsfeld fragen sich nicht, wann der nächste Krieg ausbricht – sie fragen sich, ob ihr Kind morgen wieder Unterricht hat, ob der Bus fährt oder ob die Pflege ihrer Angehörigen gesichert ist“, sagte Küntzel.
Notfallordner an den Schulen
Zuvor hatte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums dem „Handelsblatt“ gesagt, dass angesichts der Entwicklung der sicherheitspolitischen Lage in jüngerer Zeit „ein stärkerer Fokus auf den Zivilschutz gesetzt werden“ sollte, „auch schon in der Schulbildung“.
Der CDU-Sicherheitspolitiker Roderich Kiesewetter schlug im „Handelsblatt“ ein Krisentraining für Schüler vor. „Es ist zwingend nötig, dass der Ernstfall geübt wird, denn die Schülerinnen und Schüler sind besonders verletzlich und im Ernstfall besonders betroffen“, sagte er.
Thüringens Bildungsstaatssekretär Bernd Uwe Althaus (CDU) sagte, es sei wichtig, mit Kindern und Jugendlichen altersangemessen über Kriege und Katastrophen zu sprechen. „Handlungskompetenz im Krisenfall entsteht durch eine strukturierte Beschäftigung mit der Thematik im Vorfeld.“ Nach Angaben des Thüringer Bildungsministeriums gibt es in den Schulen einen Notfallordner, der Regelungen, Verhaltensweisen und Kontakte für auftretende Notlagen enthält.
Linke: Mehr über Frieden reden
Auch seien Übungen an den Schulen etwa beim Probe-Feueralarm möglich. „Solche Übungen sollten aber in jedem Fall pädagogisch mit den Schülerinnen und Schülern vorbereitet und durch die Hausordnung gedeckt sein.“
Thüringens Bildungsminister Christian Tischner (CDU) hatte vor einem Jahr gesagt, statt Diskussionen „über Wehrübungen und kriegstaugliche Schüler“ sei eine sachliche, altersangemessene Aufklärung auf seriöser pädagogischer Grundlage gefragt. Damals war Tischner noch bildungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Eine Sprecherin des Bildungsministeriums sagte, seine Position dazu habe sich nicht verändert.
Die Linke-Bildungspolitikerin Ulrike Grosse-Röthig sagte, es solle mehr über Frieden als über Krieg gesprochen werden. „Statt kriegstüchtig werden zu wollen, sollten wir erstmal alltagstauglich werden – und davon sind unsere Schulen noch weit entfernt.“