Wirtschaftspolitik Commerzbank-Studie: Mittelstand fühlt sich krisenfest
Dresden - Der ostdeutsche Mittelstand fühlt sich laut einer Studie der Commerzbank trotz hoher Energiepreise und anderer Belastungen krisenfest. Sabrina Kensy, Bereichsvorständin Firmenkunden für die Region Mitte/Ost, attestierte den mittelständischen Unternehmen am Donnerstag Widerstandsfähigkeit. „Der ostdeutsche Mittelstand ist resilient. Er sieht sich gut gerüstet für künftige Krisen, hat sich fit gemacht in der Pandemie“. Allerdings sei auch die Politik gefordert, die Attraktivität der Standorte herzustellen und mit guten Rahmenbedingungen für Investitionssicherheit zu sorgen. Es gehe darum, den Unternehmern das Leben ein Stück weit leichter zu machen.
In der Befragung hatten sich 78 Prozent der Mittelstandsfirmen als resilient eingeschätzt. Knapp drei Viertel gaben aber auch zu Protokoll, negative Auswirkungen der aktuellen Krisenlage zu spüren. Kensy führte das nicht zuletzt auf eine Mentalitätsfrage zurück. Im Osten sei man in jüngster Zeit stärker mit Veränderungen konfrontiert gewesen. „Daraus leitet sich dann natürlich ab, wie man auf künftige Krisen reagiert.“
Für die Studie mit dem Titel „Wirtschaft nach der Zeitenwende: Wie resilient ist der Mittelstand?“ hatte das Marktforschungsunternehmen Forsa im Auftrag der Bank von Mitte Januar bis Mitte März dieses Jahres 1500 Unternehmen mit einem Jahresumsatz ab zwei Millionen Euro befragt, darunter 229 aus dem Osten. Energiepreise und Fachkräftemangel werden hier als größte Herausforderungen empfunden. Bei den ostdeutschen Firmen wurden die hohen Energiepreise von 77 Prozent der Befragten als Problem genannt, dahinter rangieren Fachkräftemangel (72 Prozent), gestiegene Rohstoffpreise (63 Prozent) und gestörte Lieferketten (50 Prozent).
76 Prozent der ostdeutschen Mittelständler sehen in einer guten Eigenkapitaldecke die wichtigste Voraussetzung, um krisenfest zu bleiben. Zudem macht Flexibilität die Firmen nach eigenem Bekunden widerstandsfähiger gegen krisenhafte Unwägbarkeiten. Etwas „softere“ Faktoren würden ebenfalls eine große Rolle spielen: „Wer die Krise als Chance begreift und gut vernetzt ist, ist auch resilient - das sagen rund 60 Prozent der Befragten“, hieß es.
Bei der Frage nach dem besten Führungsstil zur Krisenbewältigung gaben 55 Prozent der Firmen an, auf Kooperation zu setzen und die Belegschaft in Maßnahmen einzubinden. Auch Optimierung und Weiterentwicklung werden großgeschrieben. Mehr als die Hälfte der Unternehmen hat bereits einiges auf den Weg gebracht, um sich anzupassen. Hier stehen die Optimierung des Energiebedarfs (57 Prozent), aber auch die Kostensenkungen (43 Prozent) und die Diversifizierung in der Beschaffung (42 Prozent) im Fokus.