Konflikte Chebli: Palästinenser erfahren mehr Hass und Ausgrenzung
Berlin - Die Berliner SPD-Politikerin Sawsan Chebli sieht in Deutschland häufig eine einseitige und verzerrte Darstellung des Nahost-Konflikts - und kritisiert einen zunehmenden Rassismus gegen Palästinenserinnen und Palästinenser. „Von der deutschen Öffentlichkeit erfahren wir kaum Empathie und Solidarität, sondern Ausgrenzung, Misstrauen und immer öfter puren Hass“, sagte sie der „taz“ (Samstag). „Es tut auch weh zu sehen, dass so viele Menschen, die sonst laut sind, wenn es um Menschenrechte geht und darum, Grundrechte zu verteidigen, zu Gaza schweigen.“
Über den Krieg im Gazastreifen informiere sie sich vor allem über US-amerikanische, britische und arabische Medien. „Ich denke mir oft: In welcher Parallelwelt leben wir in Deutschland eigentlich? Viele Nachrichten kommen hier schlicht nicht vor, vieles ist einseitig und verzerrt.“
Die Tochter palästinensischer Geflüchteter sagte, sie habe Verständnis gehabt für jüdische Freunde, die nicht in der Lage gewesen seien, Empathie für das Leid in Gaza zu empfinden. „Trotz meines eigenen Schmerzes konnte ich immer auch ihren Schmerz sehen“, betonte Chebli mit Blick auf den Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober und den anschließenden Krieg im Gazastreifen. „Bei einigen Leuten offenbart sich aber ein antipalästinensischer Rassismus, der mich wirklich erschüttert.“
Die Verbrechen der Hamas habe sie „sofort klar verurteilt und deutlich gemacht, dass sie durch nichts zu rechtfertigen sind“. „Wer aber heute, nach über 35.000 Toten, die meisten davon Kinder und Frauen, und all dem, was wir über die Kriegsführung und die Politiker in der israelischen Regierung wissen, immer noch blind Israel verteidigt und lediglich "aber Hamas" sagt, mit dem teile ich keine gemeinsamen Werte.“
Chebli war von 2014 bis 2016 stellvertretende Sprecherin des Auswärtigen Amtes und anschließend bis 2021 in der Berliner Senatskanzlei Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales.