Brandenburg Brandenburg: Gunther von Hagens kann sich in Guben ansiedeln

Guben/dpa. - Der 61-jährige Erfinder der Ausstellung«Körperwelten» äußerte am Donnerstag seine Freude über dieEntscheidung der Stadtverordneten vom Abend zuvor. Landrat DieterFriese (SPD) sprach von einem «Glücksumstand für Guben». Dagegenkritisierte die Cottbuser Generalsuperintendentin der EvangelischenKirche, Heilgard Asmus, den Beschluss «aufs Schärfste». Das BistumGörlitz bedauerte die Entscheidung.
Von Hagens bedankte sich für das Vertrauen der Bürger zurAnsiedlung einer Plastinationswerkstatt im Rathaus, ein ehemaligesFabrikgebäude der Gubener Wolle. Der Anatom will in den Komplex, ausdem die Stadtverwaltung im Sommer auszieht, 3,5 Millionen Euroinvestieren und zunächst 30 Mitarbeiter beschäftigen. Sie sollendünne plastinierte Körperscheiben von Menschen und sowie Plastinatevon großen Tieren herstellen. Er werde sich bemühen, durch perfektePlastinate das Vertrauen der Einwohner zu erlangen «und so dazubeitragen, die entstandenen Meinungsgräben einzuebnen», erklärte vonHagens in einer Mitteilung.
Die Spaltung der 21 000-Einwohner-Stadt in Befürworter und Gegnerdes Plastinators war am Mittwoch auch in einer kontroversenFragestunde der Stadtverordnetenversammlung zum Ausdruck gekommen.Die Befürworter überreichten dem Stadtratschef Listen mit rund 500Unterschriften. Bei der geheimen Abstimmung am späten Abend gab esdann dem Vernehmen nach eine hauchdünne Mehrheit von einer Stimme fürdie Ansiedlung bei zwei Enthaltungen.
Friese bemerkte, er könne zwar ethische und moralische Bedenkender Gegner des Plastinators nachvollziehen. «Doch was von Hagens hiermacht, ist durch deutsches Recht und Gesetz gedeckt, sonst wäre eslängst verboten.» Das früher durch seine Tuche und Hüte bekanntgewordene Guben könne glücklich sein, für den etwa 300 Meter langen,denkmalgeschützten Gebäudekomplex einen Investor gefunden zu haben.Viele alte Fabriken stünden noch leer in der Stadt, wo jeder Fünfteohne Arbeit ist.
Dagegen sagte die Generalsuperintendentin: «Ich halte denBeschluss aus tiefster Überzeugung für falsch.» Die Stadtverordnetenhätten «der Debatte um die Werte menschlichen Zusammenlebens schwerenSchaden zugefügt und einen Tabubruch befördert», kritisierte Asmus.«Die Achtung vor dem Leben und der Würde des Menschen gebietet einenrespektvollen Umgang mit den Verstorbenen. Diesem widersprechen dieZur-Schau-Stellung von ausgeweideten Leichen und deren kommerzielleVermarktung.» Der Generalvikar des Bistums Görlitz, Hubertus Zomack,warnte davor, die Schaffung von Arbeitsplätzen vor die Achtung vordem Tod und der Menschenwürde zu stellen.
Von Hagens hatte Ende Januar die Gubener über sein Vorhaben einerPlastinationswerkstatt persönlich informiert. Er will auch den an dasRathausgebäude angrenzenden Gebäudeteil kaufen, der seit 1990 leersteht. Er gehört der Treuhandnachfolgerin MärkischeGrundstückssanierungsgesellschaft. Diese will das Gebäude nach einemBericht der «Berliner Zeitung» (Donnerstag) an den Plastinator für72 000 Euro verkaufen.
