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Zuwanderung Bischöfe kritisieren Zustände in Flüchtlingsunterkunft Tegel

Auf dem früheren Flughafengelände in Berlin-Tegel leben Tausende Geflüchtete in einer Großunterkunft. Nach einem Besuch schlagen Berlins Bischöfe Alarm.

Von dpa 12.02.2025, 13:32
In der Flüchtlingsunterkunft Tegel leben rund 4.000 Menschen (Archivbild)
In der Flüchtlingsunterkunft Tegel leben rund 4.000 Menschen (Archivbild) Christophe Gateau/dpa

Berlin - Die beiden Berliner Bischöfe fordern deutliche Verbesserungen der Lebensbedingungen und mehr Integrationsangebote in dem großen Flüchtlingszentrum am früheren Flughafen Berlin-Tegel. „Neben der körperlichen Gesundheit ist vor allem die seelische Verfassung der Menschen besorgniserregend“, sagte der evangelische Landesbischof Christian Stäblein nach einem Besuch in der Einrichtung. „Traumatisierte Kinder und Erwachsene benötigen dringend mehr Unterstützung, damit sie nach Flucht und Entwurzelung wieder Hoffnung und Stabilität finden können.“

Ähnlich äußerte sich Stäbleins katholischer Kollege, Berlins Erzbischof Heiner Koch. „Besonders bedrückend empfinde ich die Berichte von Eltern, deren Kinder seit Monaten in diesen beengten Verhältnissen leben müssen“, sagte er nach dem Besuch. „Ein strukturierter Zugang zu Bildungs- und Betreuungsangeboten ist nur erschwert möglich. Hier sehe ich den größten Bedarf an Verbesserung, wir dürfen den Kindern nicht ihre Zukunft verbauen.“

Gut 4.000 Bewohner

In Tegel war im März 2022 ein Ankunftszentrum für ukrainische Kriegsflüchtlinge entstanden, das als Provisorium gedacht war. Mittlerweile leben hier geflüchtete Menschen aus vielen Ländern praktisch ohne Privatsphäre in Leichtbauhallen - und das zum Teil viele Monate. Im Januar gab die Integrationsverwaltung die Zahl der Bewohner mit gut 4.100 Menschen an, bei zuletzt rückläufiger Tendenz. 2.500 weitere Plätze stehen zur Verfügung. 

Kritik auch von Diakonie und Caritas

Diakonie-Direktorin Ursula Schoen forderte unter anderem einen Zugang der dort lebenden Kinder und Jugendlichen zu regulären Schulen, mehr Beratung für Bewohner durch das Jobcenter und umfängliche psychosoziale Begleitung. Die Direktorin des Caritasverbands für das Erzbistum Berlin, Ulrike Kostka, sagte, die Zustände in dem „Dauerprovisorium“ seien nicht länger haltbar. Trotz aller Bemühungen des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten und der Hilfsorganisationen seien die Menschen von Teilhabe ausgeschlossen. „Hier muss die Politik dringend handeln und diesen Zustand beenden.“