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Straßensicherheit Besser gedreht? Initiative für Zebrastreifen-Design

Ein Bürgermeister, ein Dozent und Studierende in Erfurt wollen Zebrastreifen um 90 Grad drehen. Dafür sprechen aus deren Sicht gute Gründe.

Von dpa 04.03.2025, 04:30
Der Erfurter Ortsteilbürgermeister Robert Bednarsky und der Dozent der Fachhochschule Erfurt, Stefan Peter Andres, sprechen über die Vorteile eines Zebrastreifens mit um 90 Grad gedrehten Streifen.
Der Erfurter Ortsteilbürgermeister Robert Bednarsky und der Dozent der Fachhochschule Erfurt, Stefan Peter Andres, sprechen über die Vorteile eines Zebrastreifens mit um 90 Grad gedrehten Streifen. Tobias Junghannß/dpa

Erfurt - Sie wollen Zebrastreifen quasi auf den Kopf stellen: In Erfurt setzt sich eine Initiative dafür ein, die weißen Markierungen von Fußgängerüberwegen um 90 Grad zu drehen. Den Fußgängern sollen sie als Längsstreifen dann den Weg über die Straße ebnen, Autofahrern dagegen als Querstreifen eher als Barriere erscheinen, so das Argument. „Es ist auch ein psychologischer Effekt“, sagt der Dozent für Stadt- und Raumplanung der Fachhochschule Erfurt, Stefan Peter Andres.

In seinem Seminar „Spaziergangwissenschaften“ haben Studierende die Idee erarbeitet, Zebrastreifen zu überdenken und die Ausrichtung zu ändern. Als die Studis dann versuchsweise auf nicht öffentlichem Gelände einen gedrehten Zebrastreifen aufbrachten und Passanten nach deren Meinung dazu befragten, war auch Robert Bednarsky dabei. „Mir leuchtete der Ansatz ein, gedreht ist die Führung des Zebrastreifens doch intuitiver“, so der Ortsteilbürgermeister. Für sein Stadtviertel wolle er neue Zebrastreifen beantragen. Er hofft, dass zumindest einer davon versuchsweise längs aufgebracht werden dürfe.

Ortsteilbürgermeister möchte Testversuch erreichen

Der Ortsteilbürgermeister und der Dozent versprechen sich von der Drehung Verbesserungen für Fußgänger im Straßenverkehr. „Ich denke, dass ein um 90 Grad gedrehter Fußgängerüberwege sicherer ist als die bekannte Form“, sagt Andres. Daten, um das zu untermauern, gibt es allerdings nicht. Mehr Forschung sei nötig. Dass die Zebrastreifen zeitnah generell gedreht werden, halten Andres und Bednarsky ohnehin für unwahrscheinlich. Denn dafür müsste auch die Straßenverkehrsordnung überarbeitet werden.

Effektiv nicht nachgewiesen

Ob die Drehung Zebrastreifen tatsächlich effektiver machen würde, vermag auch die Deutsche Verkehrswacht nicht einzuschätzen. Der Verkehrserziehungsverein lobt aber, dass überhaupt über Fußgängerüberwege diskutiert wird. „Wir haben Handlungsbedarf beim Fußverkehr, dieser ist viel zu lange stiefmütterlich behandelt worden“, sagt Verkehrswacht-Sprecher Heiner Sothmann.

Skeptisch reagiert die Unfallforschung der Versicherer (UDV) im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Die Änderung des eigentlich gewohnten Zebrastreifens könne möglicherweise auch zu Missverständnissen und somit zu mehr Unfällen führen, gibt die UDV-Leiterin Kirstin Zeidler zu bedenken. Als sicherste Möglichkeit für Fußgänger, die Straße zu queren, gelten laut UHR-Erkenntnissen Querungen mit Mittelinseln. Das sei vor allem für jüngere und ältere Fußgänger gut, um sich auf den Verkehr zu konzentrieren.

Mehr Querungshilfen gefordert

Einig sind sich Andres, Sothmann und Zeidler aber dabei, dass in Deutschland mehr Fußgängerüberwege nötig wären. Wichtig sei, dass egal, um welche Querungshilfe es geht, die Sicht dort nicht von parkenden Autos versperrt werde, betonte Zeidler.

Die Idee der Studis ist übrigens nicht das erste Zebrastreifenprojekt aus Thüringen, das es in die Schlagzeilen schaffte. Vor einigen Jahren hatte die Stadt Schmalkalden mit einem Zebrastreifen in 3D-Optik Aufsehen erregt. Die Markierungen mussten allerdings nach Aufforderung des Landesverwaltungsamts entfernt werden - das Amt sah im Design einen Verstoß gegen die strikten Vorgaben zum Aussehen des Zebrastreifens nach Straßenverkehrsordnung.