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Akutes Atemnotsydrom Akutes Atemnotsydrom: Erstmals Viren bei Deutschem nachgewiesen

01.04.2003, 11:27
Petra Emmerich (l) und Angela Parczany-Hartmann, Virologinnen des Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg, untersuchen im Hochsicherheitslabor des Institutes Viren-Kulturen. (Foto: dpa)
Petra Emmerich (l) und Angela Parczany-Hartmann, Virologinnen des Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg, untersuchen im Hochsicherheitslabor des Institutes Viren-Kulturen. (Foto: dpa) dpa

Hemer/Hongkong/dpa. - Der 72-jährige deutsche Patient ist nach Angaben des OberarztesOlaf Kestermann von der behandelnden Lungenfachklinik imsauerländischen Hemer fieber- und beschwerdefrei, liegt aber nach wievor auf der Isolierstation. Der Mann war vor zwei Wochen von einerAsien-Reise nach Deutschland zurückgekehrt und hatte wenige Tagespäter über hohes Fieber und starken Husten geklagt. Am 21. März warer daraufhin in die Fachklinik gebracht worden.

Damals seien 8 Verdachtspersonen unter häusliche Quarantänegestellt worden, sagte der Leiter des Gesundheitsamtes des Ennepe-Ruhr-Kreises, Hans-Joachim Boschek. Diese sei am vergangenenDonnerstag jedoch bereits wieder aufgehoben worden, nachdem dieInkubationszeit von sieben Tagen abgelaufen war. «Für Ängste derBevölkerung besteht kein Grund. Der Fall ist unter Kontrolle.»

Insgesamt verzeichnete die WHO in Deutschland bis Montagabend fünfSARS-Fälle: neben Hemer in Frankfurt am Main, München, Warendorf undMannheim. Coronaviren waren bislang nur in Frankfurt nachgewiesenworden, wo ein Arzt aus Singapur und seine Famile wegen SARSbehandelt worden waren. Der Verdacht bei einem 18 Monate alten Kindin der Universitätsklinik Freiburg hat sich nicht bestätigt.

Bei allen fünf Fällen handelt es sich nach Angaben des BerlinerRobert Koch-Instituts (RKI) um importierte Infektionen. EineAnsteckung in Deutschland habe es bislang nicht gegeben.

Wenn Reisende nun aus Südostasien zurückkämen, müssten selbstFamilienangehörige keine Angst haben, sagte die Sprecherin desBernhard-Nocht-Instituts, Barbara Ebert. Ohne Symptome wie Husten undFieber seien selbst Erkrankte nicht ansteckend. «Das geht nur beivielen Viren im Körper, und dann haben die Menschen auch Symptome.»Die Übertragungsgefahr in Deutschland sei weiterhin sehr gering.«Bislang muss man sich eher vor einer Grippe schützen.» Derzeit werdegeprüft, ob bekannte Medikamente gegen SARS wirken. Ein neuenWirkstoff zu entwickeln und zu testen, dauert gewöhnlich mehrereJahre.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte bis Montagabend weltweit1622 SARS-Fälle und 58 Tote registriert. Aus Angst vor derasiatischen Lungenerkrankung sagte das Weltwirtschaftsforum den«China Business Summit 2003» mit 500 Spitzenleuten aus Politik undWirtschaft in Peking ab, um «unnötige Risiken zu vermeiden», wie FonMathuros vom Organisationsteam mitteilte. In Hongkong gab esPanikkäufe, nachdem über das Internet das Gerücht verbreitet wurde,dass auch Supermärkte, der Flughafen und Seeverkehr gesperrt würden.Die Regierung widersprach dem Gerücht.

Die WHO glaubt, SARS bald zurückdrängen zu können. «Die Krankheitist in Vietnam, in Singapur und in Toronto mit Hilfe von Quarantäneunter Kontrolle», sagte WHO-Experte David Heyman. Man sei sich auchsicher, dass das Coronavirus wesentlich an der Krankheit beteiligtsei, sagte SARS-Koordinator Klaus Stöhr. Man wisse nur nicht, welcheRolle das Virus, das auch für etwa 30 Prozent aller normalenSchnupfen- und Atemwegserkrankungen verantwortlich ist, bei derSchwere der Krankheit spiele.

Fest scheine zu stehen, dass sich die Krankheit weder überKlimaanlagen noch über das Luftaustauschsystem etwa eines Flugzeugsverbreite. «Man muss schon engen Kontakt mit einer infizierten Personhaben, um SARS zu bekommen», sagte Heyman.

Nach wie vor vermutet die WHO den Ursprung der Infektion in derchinesischen Provinz Guandong, weil dort bereits im November 2002 dieersten Fälle aufgetreten sind. Das Virus könnte von seltenen wildenTieren stammen, die in Südchina gerne als Delikatesse verzehrtwerden. Nach einem Bericht der chinesischen Zeitung «Lianhe Wanbao»in Singapur, könnte die Epidemie von einem kranken Koch einesSpezialitätenrestaurants für wilde Tiere in Shenzhen in Südchinaausgegangen sein.

Zu den Absagen zahlreicher Veranstaltungen in den gefährdetenGebieten erklärten die WHO-Experten lediglich, sie gäben keineEmpfehlungen gegen das Reisen.

Ein kleiner Junge trägt ebenso wie die Krankenschwestern im Prince of Wales-Hospital in Hongkong einen Mundschutz, um sich nicht mit der mysteriösen Lungenentzündung anzustecken. Der Erreger des Schweren Akuten Atemwegssyndroms (SARS) gehört zur großen Familie der Paramyxoviren. (Foto: dpa)
Ein kleiner Junge trägt ebenso wie die Krankenschwestern im Prince of Wales-Hospital in Hongkong einen Mundschutz, um sich nicht mit der mysteriösen Lungenentzündung anzustecken. Der Erreger des Schweren Akuten Atemwegssyndroms (SARS) gehört zur großen Familie der Paramyxoviren. (Foto: dpa)
dpa
Atemwegssyndrom SARS (Grafik: dpa)
Atemwegssyndrom SARS (Grafik: dpa)
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Ausbreitung von SARS (Grafik: dpa)
Ausbreitung von SARS (Grafik: dpa)
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Infografik zu der gefährlichen Lungenentzündung SARS aus Asien (Grafik: dpa)
Infografik zu der gefährlichen Lungenentzündung SARS aus Asien (Grafik: dpa)
dpa