13 Tipps 13 Tipps für den Umgang mit Bettlern Armut in Deutschland

Köln - Eigentlich geht es der Wirtschaft in Deutschland gut. Dennoch gehören Obdachlose und Bettler zum Alltag in vielen Städten. Gerade in der Zeit vor Weihnachten fühlen sich viele unwohl, empfinden Mitleid und wissen nicht, wie sie den bettelnden Menschen begegnen sollen. Die Caritas hat deshalb einen Leitfaden veröffentlicht.
1. Soll ich Bettlern Geld geben?
„Der nimmt das Geld sowieso nur für Alkohol oder Drogen“ - das ist eine beliebte Erklärung für alle, die Obdachlosen kein Geld geben möchten. Dem widerspricht auch die Caritas nicht - viele Menschen, die auf der Straße leben, haben Suchtprobleme. Dennoch sollte man ihnen Geld geben - denn sie brauchen auch den Alkohol, um zu überleben. Ein kalter Entzug auf der Straße könne lebensgefährlich sein. Zudem sei es jedem selbst überlassen, ob und wie viel Geld er spende - dafür sei es dem bettelnden Menschen überlassen, wofür er es verwendet.
Die Caritas rät aber auch, die Menschen zu fragen, was sie brauchen könnten, wenn man sich unwohl dabei fühlt, Geld zu geben. Man könne sich auch ehrenamtlich engagieren oder Vereine, Verbände und Einrichtungen finanziell unterstützen, die sich um Obdachlose kümmern.
2. Wie viel Geld soll ich geben?
Dafür gibt es keine Richtlinie. Man sollte sich immer fragen, was man sich selbst leisten kann und was man mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Die meisten geben so viel, dass es ihnen nicht weh tut. Dabei sollte man darüber nachdenken, ob man nicht viel mehr Geld für viel sinnlosere Dinge ausgibt.
3. Ist ein Essen nicht besser als Geld?
Ein belegtes Brötchen, dazu ein Becher Kaffee: Das scheint doch viel besser als ein zwei Euro? Viele übersehen dabei aber laut Caritas, dass es vielleicht der zehnte Kaffee oder das sechste Brötchen an diesem Tag sind. Hinzu komme, dass viele Obdachlose dann nicht dankbar reagieren und der Spender sich vor den Kopf gestoßen fühlt.
4. Muss man in Deutschland überhaupt obdachlos sein?
Viele Menschen sind der Überzeugung, dass man in Deutschland nicht obdachlos sein muss und selbst Schuld an seiner Situation ist. In der Realität sei es aber oft so, dass die Betroffenen psychische Erkrankungen haben oder an einer Sucht leiden. Und Kommunen seien zwar verpflichtet, Schlafnotstellen zur Verfügung zu stellen und soziale Leistungen zu zahlen: Aber ohne Ausweis oder Geburtsurkunde geht bei den Ämtern häufig gar nichts.
5. Warum fühlen wir uns unwohl bei der Begegnung mit Bettlern?
Viele Menschen haben Angst, auch einmal ein solches Schicksal zu erleiden. Ein Obdachloser macht deutlich, wie schnell ein Abstieg in der Gesellschaft möglich ist. Deshalb schauen sie lieber weg und tabuisieren das Thema.
6. Gibt es immer mehr Obdachlose?
Mittlerweile scheint es, als gebe es an jeder Bahnhaltestelle, vor jedem Supermarkt und auf jeder Parkbank Menschen, die auf der Straße leben, Pfand sammeln, Musik machen oder eine Obdachlosen-Zeitung verkaufen. Es ist aber auch tatsächlich so, dass die Armut und Obdachlosigkeit in Deutschland zugenommen haben.
7. Was kann ich tun, wenn ich mich belästigt fühle?
Natürlich muss man sich nicht beschimpfen oder anpöbeln lassen. Man kann das Gespräch beenden und Nein sagen - letztlich kann man auch Hilfe bei anderen Menschen suchen.
8. Ist Betteln überhaupt erlaubt?
„Stilles Betteln“ ist in Deutschland seit 1974 nicht mehr strafbar. „Aggressives Betteln“ hingegen kann beispielsweise als Nötigung geahndet werden. Und wer sich Geld mit Lügen erschleicht, kann für Betrug bestraft werden. Auch bandenmäßiges Betteln kann von einer Kommune verboten werden.
9. Gibt es die „Bettelmafia“?
Dass es organisierte Bettlerbanden gibt, die vorrangig aus Südosteuropa kommen, ist eine weit verbreitete Vermutung. Dafür gebe es laut Caritas aber keine polizeilichen Belege. Es wirke allerdings so, weil die Menschen aus Südosteuropa nach Deutschland kommen, um Geld für ihre Familien zu bekommen. In ihren Ländern herrscht ein starker Familienzusammenhalt, sodass sie sich gemeinsam auf Reisen begeben und das Betteln auch gemeinsam organisieren. Das sei jedoch nicht kriminell.
10. Spielen Obdachlose ihre Not nur?
Für jeden gilt: Keiner lebt ohne Grund auf der Straße und keiner bettelt freiwillig. Viele seien zudem krank oder würden von Passanten beschimpft und hätten sicher kein leichtes Leben, betont die Caritas.
11. Kann man Betteln nicht verbieten, um das Problem zu lösen?
In unserer Gesellschaft ist heute kaum noch Platz für diejenigen, die nicht mehr dazu gehören. Deshalb liegt die Idee des Verbots nahe. Doch das würde das Problem nicht lösen: Die Obdachlosen suchen sich dann einen anderen Ort. Das Problem müsste viel mehr in der Mitte der Gesellschaft gelöst werden.
12. Wie kann es sein, dass unsere Wirtschaft brummt und trotzdem Menschen arm sind?
9,6 Prozent der Menschen in Deutschland leben trotz Arbeit unter der Armutsgrenze. Das bedeutet weniger als 869 Euro im Monat für Alleinstehende. Denn trotz Wirtschaftswachstum müssen immer mehr Menschen mehrere Jobs annehmen.
13. Wer arbeiten will, findet auch einen Job?
Aussagen wie diese verursachen eine Stimmung, die dem Arbeitslosen selbst die Schuld für seine Situation zuschiebt. Viele Menschen, die länger als ein Jahr arbeitslos sind, haben aber viele verschiedene Probleme, vermittelt zu werden.
Die Tipps stammen aus dem Leitfaden: „Arm in Köln: Caritas-Leitfaden für einen Umgang mit Betteln und Armut“ vom Caritas-Verband Köln. (mz)