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MZ-Wirtschaftsnewsletter vom 10. Oktober 2024 Wohnungsmarkt in der Krise: Was tun gegen Leerstand im Osten?

Weitere Themen: Ausländer retten Azubi-Bilanz / Kleiderrecycler insolvent / Bau von Flugzeugwerft startet / Traditionsdruckerei gefährdet / Meissen macht Verluste

Aktualisiert: 10.10.2024, 10:41
Newsletter Wohnungsmarkt
Newsletter Wohnungsmarkt Thomas Schmidt

Heiko Gerdes steht auf dem Balkon seiner Dessauer Neubauwohnung und sagt: „Ist der Blick nicht fantastisch.“ Der freiberufliche Architekt schaut auf die Innenstadt mit Marienkirche, Parks und den drei markanten Y-Wohnblöcken ­­- 14 Geschosse hoch. Wo andere DDR-Plattenbauten und Leerstand sehen, sieht Gerdes Freiraum und Möglichkeiten zur Gestaltung. Seit einigen Monaten wohnt der Berliner nun in Dessau-Roßlau. Er ist einer der Teilnehmer des Projekts „Summer of Pioneers“.

15 junge Menschen aus deutschen Großstädten sind für sechs Monate in die Bauhaus-Stadt gezogen, um hier zu arbeiten und neue Projekte zu entwickeln. Dafür wird ihnen sehr günstig Wohnraum zur Verfügung gestellt. Gerdes wohnt in einer Zwei-Zimmer-Wohnung in der sechsten Etage eines Plattenbaus. „Ich fühle mich wohl hier“, sagt er.

Heiko Gerdes steht auf seinem Balkon in Dessau-Roßlau. Er nimmt an dem Projekt "Summer of  Pioneers" teil.
Heiko Gerdes steht auf seinem Balkon in Dessau-Roßlau. Er nimmt an dem Projekt "Summer of Pioneers" teil.
Foto: Höhne

Die „Pioniere“ sollen vor allem zwei Dinge erreichen: Großstädter aus Berlin und Leipzig, die sich dort kaum mehr Wohnungen leisten können, sollen auf Dessau aufmerksam gemacht werden. Die „Neu-Dessauer“ sollen jedoch auch der Stadt neue Impulse geben. „Ja, der Leerstand ist hoch, doch ich halte es für falsch, Blöcke abzureißen“, sagt Gerdes. In den nächsten Tagen werde ich in der MZ über das Projekt „Summer of Pioneers“ berichten.

Die Frage: Abriss, Modernisierung oder Neubau beschäftigt die Wohnungswirtschaft in Sachsen-Anhalt aktuell sehr intensiv. Vor allem die großen kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungsunternehmen schlagen Alarm. Von den mehr als 300.000 Wohnungen stehen den Angaben zehn Prozent leer. Während in den Großstädten Halle und Magdeburg der Leerstand niedrig ist, steigt er in den ländlichen Regionen. Betroffen sind vor allem die Landkreise Jerichower Land, Mansfeld-Südharz und Dessau-Roßlau. „Ein Viertel der kommunalen Mitgliedsunternehmen hat bereits Leerstandsquoten von mehr als 15 Prozent“, sagt Jens Zillmann, Direktor des Verbandes der Wohnungswirtschaft, der die kommunalen Gesellschaften vertritt (siehe Grafik).

Vor allem in den ländlichen Regionen ist der Leerstand bei den kommunalen Wohnungsgesellschaften hoch.
Vor allem in den ländlichen Regionen ist der Leerstand bei den kommunalen Wohnungsgesellschaften hoch.
VdW

Dieser Wert gelte als kritisch, da dann die Rentabilität der Firmen verloren ginge. Das sieht auch Sachsen-Anhalts Bauministerin Lydia Hüskens (FDP) so: „Aufgrund der mit dem Leerstand verbundenen Mieteinbußen verfügen die Unternehmen über eine derart geringe Liquidität, dass ihnen die notwendigen Investitionen in ihre Bestände nicht oder kaum möglich sind.“

Die kommunale Wohnungsgesellschaft in Dessau-Roßlau hat einen Leerstand von knapp 30 Prozent – das sind knapp 2.000 Wohnungen. Doch einige der Probleme sind offensichtlich auch hausgemacht. Die Wohnungsgenossenschaft Dessau verzeichnet einen Leerstand von unter drei Prozent. Sie hat seit den 90er Jahren konsequent abgerissen, modernisiert und auch neu gebaut. Beim Projekt „Summer of Pioneers" haben die Genossen die Wohnungen bereitgestellt – nicht das städtische Unternehmen.

In der Magdeburger Innenstadt plant AOC einen architektonisch markanten Büro- und Wohnkomplex. So soll in dem Komplex ein 17-geschossiges Hochhaus in Dreiecksform entstehen.
In der Magdeburger Innenstadt plant AOC einen architektonisch markanten Büro- und Wohnkomplex. So soll in dem Komplex ein 17-geschossiges Hochhaus in Dreiecksform entstehen.
Foto: aoc

Die Situation wird auf absehbare Zeit wohl nicht besser. Aufgrund hoher Zinsen und Baupreise kommen nun auch private Immobilienentwickler in finanzielle Nöte. Einer der größten Immobilienentwickler Ostdeutschlands, AOC aus Magdeburg, ist vergangene Woche insolvent gegangen. In Magdeburg, Halle, Leipzig, Erfurt und Dresden hat das Unternehmen mehrere große Wohn- und Büroprojekte geplant. Firmenchef Till Schwerdtfeger will nun in einer Insolvenz in Eigenverwaltung die Projekte retten. Ob das gelingt, ist offen.

Die Investitionszurückhaltung wird in den kommenden Monaten auch spürbare Auswirkungen auf die Bauwirtschaft haben. Die Zahl der Baugenehmigungen ist deutlich gesunken. Viele Aufträge werden noch abgearbeitet. Doch etliche Baufirmen wissen aktuell nicht, wie es dann weitergeht.

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Bis kommende Woche, herzlich Steffen Höhne

Wichtige Wirtschaftsthemen der Woche aus Mitteldeutschland

Ausländer retten Azubi-Bilanz

In Sachsen-Anhalt steigt die Zahl der nicht-deutschen Lehrlinge. Das Land will jetzt auch junge Menschen anwerben. Welche großen Hürden es bei der Integration noch gibt. (MZ)

Seit 2016 hat sich die Zahl der ausländischen Azubis in Sachsen-Anhalt verdreifacht.
Seit 2016 hat sich die Zahl der ausländischen Azubis in Sachsen-Anhalt verdreifacht.
Grafik: Büttner

Altkleiderrecycling lohnt nicht mehr

Das Textilrecyclingunternehmen Soex hat Insolvenz angemeldet. Betroffen ist auch das Werk in Bitterfeld-Wolfen mit mehr als 300 Mitarbeitern - größter Standort im Verbund. Der Grund: harte Konkurrenz mit Osteuropa und Asien (MZ)

Im Werk in Wolfen werden Altkleider gesammelt und verwertet.
Im Werk in Wolfen werden Altkleider gesammelt und verwertet.
Foto: Kehrer

Baubeginn für Flugzeugwerk

Am Flughafen Leipzig/Halle will der Flugzeughersteller Deutsche Aircraft moderne Flugzeuge fertigen. Nach längerem Warten steht nun der Baubeginn bevor. Was das für die Region und die Luftfahrt bedeutet. (LVZ)

So soll die Montagehalle für den neuen Flieger D328eco am Flugahfen Leipzig/Halle aussehen.
So soll die Montagehalle für den neuen Flieger D328eco am Flugahfen Leipzig/Halle aussehen.
Foto: Deutsche Aircraft

Fusion der Luxus-Online-Händler

Der Münchner Luxus-Online-Händler Mytheresa übernimmt einen Wettbewerber. Damit entsteht ein neuer Luxus-Champion im Online-Modehandel. Der weltweite Versand läuft inzwischen über Leipzig/Halle. (MZ)

Eine Mitarbeiterin des Unternehmens Mytheresa bereitet ein Kleid als Geschenk für den Versand vor.
Eine Mitarbeiterin des Unternehmens Mytheresa bereitet ein Kleid als Geschenk für den Versand vor.
Foto: Jan Woitas/dpa

Mäc-Geiz setzt auch auf online

Die Geschichte von Mäc-Geiz hat 1994 in Halle begonnen. Der Discounter zählt inzwischen bundesweit 260 Filialen. Welche Pläne das Unternehmen digital verfolgt. (MZ)

Traditionsdruckerei gefährdet

Der Traditionsbetrieb Union Druckerei Dresden steckt in finanziellen Nöten. Beim Amtsgericht Dresden ist ein Insolvenzverfahren beantragt worden - gegen das allerdings Beschwerde eingelegt wurde. (SZ)

Meissen macht Verluste

Betuchte Kunden aus Russland und China fehlen der Porzellan-Manufaktur Meissen derzeit. Auch steigende Kosten machen dem Unternehmen zu schaffen. Das alles schlägt sich im Ergebnis nieder. (MZ)

Die gekreuzten Schwerter sind das Markenzeichen der Porzelan Manufaktur.
Die gekreuzten Schwerter sind das Markenzeichen der Porzelan Manufaktur.
Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Weiter viele Zugausfälle

Laut Prognosen hat die Bahn frühestens in einem Jahr genügend Personal für Stellwerke. Bis dahin fallen in Sachsen-Anhalt weiter Züge aus. Der Bund droht mit Zwangsgeld – der falsche Weg, sagen Kritiker. (MZ)

Was wird aus Mercury-Werk?

Die Nähe zu Intel war einer der Gründe, warum Mercury sich für den neuen Standort in Schönebeck entschieden hat. Wie das Unternehmen auf die Verschiebung des Chipherstellers reagiert. (VS)

460.000 Besucher bei Erfurter Oktoberfest

In diesem Jahr sind mindestens 460.000 Besucherinnen und Besucher zum Erfurter Oktoberfest gekommen.Die Geisterbahn "Daemonium" war ein Highlight. (MDR)