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MZ-Wirtschaftsnewsletter vom 11. Juli 2024 Steigende Pflegeheimkosten: Wann Ersparnisse und Eigenheim gefährdet sind

Weitere Themen: Saalesparkasse muss zahlen / Günstige Ferienwohnungen / Nice Pack schließt Werk / Süße Viba-Expansion / Domo investiert in Leuna / Bonus bei Tesla

Aktualisiert: 11.07.2024, 10:25
Wirtschaftsnewsletter Pflege
Wirtschaftsnewsletter Pflege DPA/Stedtler

auf der Lohnabrechnung schlägt die Pflegeversicherung jeden Monat mit 3,4 Prozent zu Buche, die sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber je zur Hälfte teilen. Doch wer später eine Heimpflege benötigt, der muss inzwischen eine hohe Eigenbeteiligung leisten, die Ruheständler am Ende des Lebens ihre gesamten Ersparnisse und Eigenheim kosten kann.

Für den Platz im Pflegeheim müssen Bewohner in Sachsen-Anhalt aktuell im ersten Jahr im Schnitt 2.373 Euro im Monat zahlen und damit 292 Euro mehr als ein Jahr zuvor. Das ergab eine Erhebung des Verbandes der Ersatzkassen (VDEK). In Sachsen sind es 2.667 Euro und in Thüringen 2.649. Die Eigenbeteiligung ist anschließend durch steigende staatliche Zuschüsse gestaffelt. Nach 36 Monaten sind es in Sachsen-Anhalt aber immerhin noch 1.457 Euro im Monat.

„Seit Jahren steigen die Beiträge massiv an“, sagt Klaus Holst, Leiter der VDEK-Landesvertretung, meiner Kollegin Lisa Garn. „Ging es früher um niedrigere Beträge, sind es jetzt jährlich mehrere hundert Euro mehr. Für die Bewohner ist das nicht oder immer schwieriger zu stemmen.“

In den mitteldeutschen Ländern sind die Eigenanteile noch deutliche geringer als in vielen westdeutschen Bundesländern.
In den mitteldeutschen Ländern sind die Eigenanteile noch deutliche geringer als in vielen westdeutschen Bundesländern.
Grafik: Büttner

Grund für die extremen Steigerungen sind neben gestiegenen Kosten für Energie und Lebensmittel vor allem höhere Löhne. Pflegekräfte müssen seit Ende 2022 mindestens nach Tarif bezahlt werden. „Der Fachkräftemangel führt dazu, dass Einrichtungen auch Prämien zahlen, um Personal zu gewinnen oder zu halten“, so Scholz. In den westdeutschen Bundesländern liegen die Pflegekosten zu Beginn bei mehr als 3.000 Euro. Zum Vergleich: Bei den Männern lag die Rente in Deutschland zuletzt im Schnitt bei 1.728 Euro, bei den Frauen bei 1.316 Euro.

Immer mehr Menschen sind daher auf Sozialhilfe angewiesen, um den Heimplatz bezahlen zu können. In Sachsen-Anhalt zahlte das Sozialministerium im vergangenen Jahr rund 80 Millionen Euro an „Hilfe zur Pflege“ – seit 2017 hat sich die Summe damit verdoppelt.

Viele Heimbewohner benötigen Hilfe auch bei einfachen Tätigkeiten wie dem Aufstehen.
Viele Heimbewohner benötigen Hilfe auch bei einfachen Tätigkeiten wie dem Aufstehen.
Foto: Tom Weller/dpa

Pflegebedürftige Personen sind in erster Linie aber verpflichtet, die Kosten des Heimaufenthalts selbst zu tragen. Dazu muss auch das Gesparte herangezogen werden. Reichen Rente und eigenes Vermögen nicht aus, um die Heim- oder Pflegekosten selbst zu bezahlen, springen entweder der Ehepartner, die Kinder oder zuletzt der Sozialstaat ein. Das „Schonvermögen“ liegt laut Württembergischer Versicherung bei etwa 10.000 Euro. Das reicht gerade, um eine ordentliche Beerdigung zu bezahlen.

Über das Thema Kosten der Pflege, und wie Immobilienvermögen durch Schenkungen an Kinder vielleicht erhalten werden kann, machen sich viele Menschen auch mit Renteneintritt aber noch keine Gedanken. Die eigene Gebrechlichkeit wird aus nachvollziehbaren Gründen verdrängt. Doch Verdrängung ist in finanziellen Angelegenheiten nie eine gute Strategie – auch bei den Pflegekosten nicht.

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Bis kommende Woche, herzlich Steffen Höhne

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In Sachsen-Anhalt sind Ferienwohungen günstig.
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Grafik: Tobias Büttner

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Das Chemie-Unternehmem Domo hat in Leuna die Produktion wieder nach oben gefahren.
Das Chemie-Unternehmem Domo hat in Leuna die Produktion wieder nach oben gefahren.
Foto: Briest

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