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Hier schreibt Frank Klemmer Warum Ostern und die Ferien dieses Mal besonders plötzlich kommen

04.04.2025, 08:45
Frank Klemmer ist Leiter des Regiodesks Salzland, zu dem die MZ-Lokalredaktionen in Aschersleben und Bernburg sowie die der Volksstimme in Staßfurt und Schönebeck gehören.
Frank Klemmer ist Leiter des Regiodesks Salzland, zu dem die MZ-Lokalredaktionen in Aschersleben und Bernburg sowie die der Volksstimme in Staßfurt und Schönebeck gehören. (Grafik: Tobias Büttner)

wissen Sie, was mich nervös macht? Wenn mutmaßliche Experten beunruhigt sind. Und überrascht. Weil sie das, was da auf sie zukommt, nicht kennen und so nicht erwartet haben.

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Und das ist an diesem Wochenende der Fall. Denn, so schreiben Verkehrsexperten in einer „Warnung“, dass auf deutschen Autobahnen zwei Wochen vor Ostern mit Stau zu rechnen sei, dass sei schon ziemlich außergewöhnlich.

Stau? In den Ferien? Jetzt schon?

Ähnlich außergewöhnlich, aber eben außergewöhnlich einfach ist auch die Erklärung dafür: Ab heute sind Osterferien. Und das nicht nur in Sachsen-Anhalt, sondern auch in der Nachbarschaft, in Thüringen und Niedersachsen. Außerdem noch in Bremen und Hessen. Sachsen hingegen muss noch warten – bis ganz zuletzt, bis zum Karfreitag.

Stau? Ferien? Und das zwei Wochen vor Ostern? Wo gibt es denn sowas?
Stau? Ferien? Und das zwei Wochen vor Ostern? Wo gibt es denn sowas?
(Symbolfoto: dpa)

Diese Ferien fühlen sich komisch an – nicht nur auf der Straße. Gerade erst hatte ich es mir abgewöhnt, gewohnt fest davon auszugehen, das Osterfest in die Mitte zu nehmen: eine Woche vorher, eine Woche nachher, passt. Dann eben nur eine Woche.

Jetzt aber also doch wieder zwei – klar, dachte ich, dass das Fest in der Mitte liegt. Und jetzt? Pustekuchen! Stattdessen sind jetzt Ferien, zwei Wochen vor Ostern und mitten in der Fastenzeit. Hm, und was machen wir damit jetzt?

Wohin in den Ferien, wohin an Ostern?

Also, wir hätten da ein paar Tipps für Sie. Zumindest wenn Sie Kinder haben – und mit denen zusammen frei. Tipps aus dem ganzen Land Sachsen-Anhalt, denn für aufregende Ausflüge oder entspannte Veranstaltungen muss man nicht in die Ferne reisen.

Im Elbauenpark in Magdeburg startet die Osterschatzsuche am 12. April. Kleine und große Gäste spazieren dann mit einer Schatzkarte durch den Park, in dem überall Buchstaben versteckt sind.
Im Elbauenpark in Magdeburg startet die Osterschatzsuche am 12. April. Kleine und große Gäste spazieren dann mit einer Schatzkarte durch den Park, in dem überall Buchstaben versteckt sind.
(Foto: Andreas Lander)

Was Sie wo alles unternehmen können in Sachsen-Anhalt in diesen besonderen Ferien „bis Ostern“, das haben unsere Kollegen überall im Land hier für Sie zusammengetragen.

Überall startet jetzt alles auf einmal in die Saison

Denn so viel ist klar: Das Osterfest ist spät genug, um schon früh genug Ferien zu machen. Die Sommerzeit ist da. Das Wetter ist sich angeblich an diesem Wochenende noch nicht ganz sicher, ob es uns nicht noch mal frösteln lassen soll. Doch die vergangenen Wochen haben schon angedeutet, dass die Temperaturen sich ziemlich schnell wieder warmlaufen können.

Kapitän Uwe Neumann bei den letzten Korossionsarbeiten an der Saalefee in Bernburg vor dem Saisonstart.
Kapitän Uwe Neumann bei den letzten Korossionsarbeiten an der Saalefee in Bernburg vor dem Saisonstart.
(Foto: Engelbert Pülicher)

Auch bei uns im Salzlandkreis geht es deshalb gerade los. Saalefee, Parkeisenbahn, Märchengarten: Bernburgs Freizeiteinrichtungen starten jetzt mit ihren Angeboten in die neue Saison.

Und auch Aschersleben ist bereit: Herrenbreite, Bestehornpark, Stadtpark, Rosarium und Eine-Terrasse sind in der Sommerzeit angekommen, auch der Ascherslebener Zoo.

Gepflanzt wurde schon genug auf der Herrenbreite in Aschersleben. Der Frühling und die Ferien sind bereit zum Genießen.
Gepflanzt wurde schon genug auf der Herrenbreite in Aschersleben. Der Frühling und die Ferien sind bereit zum Genießen.
(Foto: Frank Gehrmann)

So geht es landauf und landab. Irgendwie scheint jetzt, nach der Zeitumstellung, doch irgendwie genau der richtige Zeitpunkt für Ferien zu sein.

Merke ich selbst nicht, wie ich ein Hotel aussuche?

Aber wie verbringen wir die eigentlich? Wie suchen wir aus, wo und wie wir Urlaub machen? Da scheint sich im Internet-Zeitalter so einiges verändert zu haben.

Früher, das weiß ich noch gut, ging es immer nur um die Sterne. Und – wenn es ins Ausland ging – dann ging es auch noch darum, wieviel diese Sterne in eben jenem Land „übersetzt“ in deutsche Sterne so wert sein könnten. Im Ernst: Da gab es mal einen Zahlenschlüssel …

Wer sagt mir, wie gut ein Hotel ist? Und ab wann glaube ich es dem Internet und buche?
Wer sagt mir, wie gut ein Hotel ist? Und ab wann glaube ich es dem Internet und buche?
(Symbolfoto: Imago/BildFunkMV)

So kompliziert macht sich das heute keiner mehr. Stattdessen sind die Internet-Bewertungen heute das Maß der Dinge. Das führt nicht überall nur zu Begeisterung, wie mein Kollege Robert Horvath im Wirtschaftsausschuss der Stadt Dessau zu hören bekam.

Die Bauhaus-Stadt nämlich, die sich schon aufs Jubiläum 2026 freut, hat ja eigentlich genug Sterne – manchmal sogar vier und zwar deutsche. Sollte doch reichen, findet mein alter Zahlenschlüssel. Unbezahlbar reichen sogar, sagten wir meine früheren Maßstäbe.

Wie wichtig sind so viele Sterne eigentlich überhaupt noch für Hotels?
Wie wichtig sind so viele Sterne eigentlich überhaupt noch für Hotels?
(Symbolfoto: dpa)

Nö, meint das Internet – beziehungsweise die Kundenrezensionen dort, die immer wichtiger werden. Und beurteilt brutalst möglich: 7,5 oder 7,7 zum Beispiel, aber eben nicht die 8, die es mindestens braucht, um es in unseren Entscheidungshorizont zu schaffen.

Erstaunlich, wie sich unbemerkt unsere Zahlenschlüssel verändert haben, oder? Und es sind noch nicht mal die Zimmerschlüssel.

Was passiert an den Schulen nach den Ferien?

Auch andere Zahlen verändern sich – und zwar ständig. Die haben zwar nichts mit Ferien, aber mit den Schulen zu tun. Sachsen-Anhalts Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) wollte größere Schulen durchsetzen – zuerst überall im Land. Weil Grundschulzentren, wie gerade bei uns im Salzlandkreis eines in Seeland gebaut werden soll, doch ein echtes Vorbild seien.

Ihre Schulpläne noch mal ändern musste Bildungsministerin Eva Feußner (CDU).
Ihre Schulpläne noch mal ändern musste Bildungsministerin Eva Feußner (CDU).
(Foto: dpa)

Das sahen viele aber anders – auch und gerade in der eigenen Partei. Gerade draußen auf dem Land. Also beschränkten sich Feußner und ihr Ministerium mit ihrer guten Idee, als die sie sie immer noch sahen, auf die größeren Städte: Magdeburg, Halle und Dessau. Wenn auf dem Land die langen Wege zu den Zentren noch ein Argument sein konnten, dann in den drei Städten doch nicht mehr, oder?

Doch, auch da tastet Sachsen-Anhalt die Mini-Schulen jetzt nicht mehr an, wie mein Kollege Hagen Eichler in dieser Woche berichten konnte.

Allerdings macht das neue Schulgesetz, wo jetzt auch Zahlen verankert werden, die vorher in irgendwelchen Verordnungen verschüttet waren, den Schulträgern trotzdem striktere Vorgaben. Zumindest aber will erstmal niemand mehr kleine Schulen durch höhere Mindestschülerzahlen zur Schließung oder Fusion zwingen.

Als vorbildlich galt der Plan der Stadt Seeland im Salzlandkreis, ein Grundschulzentrum für seine Orte zu errichten. Wie vorbildlich ist das aber angesichts der neuen Planung für das Schulgesetz noch?
Als vorbildlich galt der Plan der Stadt Seeland im Salzlandkreis, ein Grundschulzentrum für seine Orte zu errichten. Wie vorbildlich ist das aber angesichts der neuen Planung für das Schulgesetz noch?
(Repro: Regine Lotzmann)

Und das Grundschulzentrum im Seeland? Tja, das ist offenbar auch nicht mehr so vorbildlich. Zumindest haben sich inzwischen, wie meine Kollegin Regine Lotzmann berichten musste, die Hoffnungen der Stadt zerschlagen, über die bereits zugesagten elf Millionen Euro Fördergeld vom Land für den Bau weitere Millionen zu erhalten. Daraus wird nun nichts.

Warum das Ganze, fragen Sie mich? Fragen Sie mich bitte nicht! Nichts macht mich mehr reif für Ferien als Bildungspolitik – egal in welchem Bundesland ich gerade lebe.

Eier, wir brauchen Eier! Aber wo sind sie?

Also gut, dann gewöhne ich mich mal an den Gedanken: Ab heute sind Ferien. Bis Ostern. Und obwohl das noch zwei Wochen hin ist. Hauptsache, wir haben genug Eier.

Aber Moment! Habe ich da nicht diese Woche was anderes gelesen? Dass genau das jetzt die große Sorge ist? Dass Eier nun das werden könnten, was Toilettenpapier zu Corona-Zeiten war?

Antje Brandt leitet mit ihrem Mann Braune’s Geflügelhof in Altenweddingen, Egeln und Schwaneberg in der Magdeburger Börde.
Antje Brandt leitet mit ihrem Mann Braune’s Geflügelhof in Altenweddingen, Egeln und Schwaneberg in der Magdeburger Börde.
(Foto: Isabell Sparfeld)

Wie angespannt die Lage in Sachsen-Anhalt ist und was das mit der Vogelgrippe und der Nachfrage in den USA zu tun hat, haben meine Kollegen Isabell Sparfeld, Steffen Höhne und Paul Damm hier mal für Sie aufgeschrieben.

Na, dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig als Restoptimismus. Aber den können wir – besser als Restverteidigung. Im Fußball, meine ich.

Egal ob mit oder ohne Eier, mit oder ohne Sterne – ob alt mit 1, 2, 3, 4 oder 5 mit Superior oder neu wie im Internet –, egal ob in Sachsen-Anhalt oder dann doch irgendwo ganz anders: Ein schönes Wochenende und danach herrliche Bis-Ostern-Ferien wünscht Ihnen

Ihr Frank Klemmer