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Hier schreibt Anna Petersen Der Mensch und ich

Aktualisiert: 25.10.2024, 11:52
Seit anderthalb Jahren bei der MZ: Anna Petersen, Mitglied der Chefredaktion.
Seit anderthalb Jahren bei der MZ: Anna Petersen, Mitglied der Chefredaktion. (Gestaltung: Tobias Büttner/Andreas Stedtler)

mögen Sie Menschen? Ich meine, so ganz grundsätzlich? Menschen können ja mitunter schon… nun, herausfordernd sein, um nicht zu sagen: anstrengend. Das betrifft natürlich weder Sie noch mich, aber die Anderen. Ja, die Anderen…

Aber zurück zur Frage: Ich für meinen Teil kann behaupten, dass ich Menschen mag. Auch oder gerade die, die anders ticken als ich. Die Mutigen, die gern den Finger in die Wunde legen. Die Idealisten, die mir meine Inkonsequenz vor Augen führen. Die Andersdenkenden, die meine Haltung auf die Probe stellen. Die Satiriker, die mich grübeln lassen, wie viel Wahrheit wohl in ihren markigen Sprüchen steckt. Die Querulanten, die erst einmal gegen alles sind, bloß um mich herauszufordern.

Dafür muss man nicht Mutter Teresa sein. Dafür muss man bloß ein wenig Wohlwollen an den Tag legen und sich auf die positiven, liebenswerten Seiten seines Gegenübers konzentrieren. Was zum Teufel ist daran so schwer? Oft frage ich mich, warum sich so schnell an den Gegensätzen aufgerieben wird, den vermeintlichen Fehlern des Anderen.

Seit ein paar Wochen lebe ich mit zehn fremden Menschen unter einem Dach – in einem Wohnprojekt, auf einem alten Bauernhof. „Wollt ihr jetzt noch einmal Studenten sein“, haben Freunde gefragt. Oder direkt Zweifel angemeldet: „Ja, früher oder später gibt es bei sowas immer Knatsch.“

Die Wahrheit aber ist, dass (bei allen Unterschieden) das Zusammenleben ganz wunderbar funktioniert. Streit gab es in den drei Wochen seit unserem Einzug nie. Und kaum zu glauben, aber wahr: Sogar die Küche weist ein für alle Beteiligten erträgliches Maß an Sauberkeit auf. Das Ganze läuft sogar so gut, dass wir noch einen weiteren Mitbewohner aufnehmen würden. Vielleicht einen idealistischen Andersdenker mit Hang zu schwarzem Humor? Wir werden sehen…

Bis dahin erfreue ich mich an all den spannenden Menschen, die wir in dieser Woche wieder in unseren gedruckten und digitalen MZ-Ausgaben kennenlernen durften. Menschen, die Dinge anders machen.

Der Nostalgiker

Wenn der Benndorfer Dominik Kunze morgens aufsteht, dreht er am Rad. Und zwar an jenem seines Drehkalenders, der im Wohnzimmer an der Wand hängt. „Mansfeld-Buntmetallzentrum“ steht darauf und er ist, wie so vieles in der Wohnung „original aus der DDR“, wie es der Hausherr selbst beschreibt.

Dominik Kunze hat fast seine gesamte Wohnung mit Alltagsgegenständen und Erinnerungen aus der DDR-Zeit gepflastert. Warum macht er das und was sagt seine Freundin dazu? Das hat mein Kollege Joel Stubert für Sie recherchiert – und obendrein noch ein Video von seinem Hausbesuch mitgebracht.

In der Wohnung von Dominik Kunze scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.
In der Wohnung von Dominik Kunze scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.
(Foto: Maik Schumann)

Der Visionär

Christian Glüse, Geschäftsführer in Zscherben, hat keine Angst vor neuen Entwicklungen. Seit rund zwei Jahren haben seine Mitarbeiter jeden ersten Freitag im Monat einen freien Tag – voll bezahlt und ohne Verrechnung von Überstunden.

Und das sollte noch nicht alles sein: Glüse will Angestellten, die seinem Unternehmen treu bleiben, künftig eine sechsstellige Prämie auszahlen. Die Reaktion auf dieses Angebot hat ihn allerdings überrascht…

Geschäftsführer Christian Glüse (rechts) will Angestellten, die seinem Unternehmen treu bleiben, künftig eine sechsstellige Prämie auszahlen.
Geschäftsführer Christian Glüse (rechts) will Angestellten, die seinem Unternehmen treu bleiben, künftig eine sechsstellige Prämie auszahlen.
(Foto: Denny Kleindienst)

Die Verliebten

In Aschersleben hat sich eine ganz besondere Liebesgeschichte zugetragen: Dort, im Seniorenheim, haben sich Margret Heinze und Roland Hagenow kennen- und lieben gelernt. In dieser Woche haben sich die beiden das Ja-Wort gegeben – und damit die ganze Einrichtung in helle Aufregung versetzt. Im positivsten Sinne.

Warum das Paar im Alter nicht nur zusammenleben, sondern sogar heiraten möchte, begründet Roland Hagenow mit wenigen Worten. „Weil ich mich in die Frau verliebt hab.“ Meinen herzlichen Glückwunsch die frischgebackenen Eheleute aus Aschersleben!

Margret Heine und Roland Hagenow haben sich im Ascherslebener Seniorenheim Stemmler kennen- und lieben gelernt.
Margret Heine und Roland Hagenow haben sich im Ascherslebener Seniorenheim Stemmler kennen- und lieben gelernt.
(Foto: Regine Lotzmann)

Der Kreative

Einer, der seine Heimatstadt wirklich liebt, ist Moritz Götze. Eine neue Schau im Stadtmuseum zeigt seit Donnerstag, wie der Künstler auf Halle und die Umgebung blickt.

„Einmal um Halle“ heißt die erste von vier Ausstellungen, die das Wirken von Götze zum Thema haben. Dabei stehen im Christian-Wolff-Haus nicht Malerei, Grafik oder Objektkunst im Vordergrund, sondern Moritz Götzes enge Bindung zu seiner Stadt und der Region.

Mehr über diesen außergewöhnlichen Charakter und seine Werke lesen Sie hier. Kleiner Spoiler: Halles Herz schlägt für den 60-Jährigen nicht in der Innenstadt.

Eine neue Schau im Stadtmuseum zeigt, wie der Künstler Moritz Götze auf Halle und die Umgebung blickt.
Eine neue Schau im Stadtmuseum zeigt, wie der Künstler Moritz Götze auf Halle und die Umgebung blickt.
(Foto: Thomas Ziegler/Stadt Halle)

So, und mit diesem Lese- und Kulturtipp verabschiede ich mich nun und wünsche Ihnen viele spannende Begegnungen am bevorstehenden Wochenende. Nicht vergessen: Wir alle sind nur Menschen…

Sonnige Grüße

Anna Petersen, Mitglied der Chefredaktion