Hier in Halle, Newsletter vom 10. Oktober Tag des Erinnerns an den Terror in Halle vor fünf Jahren
Viel Würde, viel Gefühl: Halle gedachte der Opfer des Anschlags von 2019 - und der Bundespräsident ist mittendrin.
Vor fünf Jahren stand in Halle und Wiedersdorf plötzlich die Welt still. Nichts ist mehr gewesen, wie es war. Der Terroranschlag, der zunächst der Synagoge galt, dann aber eine blutige Spur durch die Stadt bis in den Saalekreis zog, hat Halle bis ins Mark erschüttert. Am Mittwoch hielt die Stadt deshalb inne.
Dass die Opfer mit ihrer Trauer und dem Trauma nicht alleine sind, ist wichtig. Und so sendete Halle am Mittwoch ein bemerkenswertes Signal aus. Dass auch der Bundespräsident sich dem nicht entzogen hat und sich auf dem Markt unters Volk mischte, hat der Seele dieser Stadt gut getan. In der Trauer waren dieses Mal wirklich alle vereint.
Auch in Merseburg wurde an Kevin Schwarze gedacht. So kommt etwa ein Fußballfan seit fünf Jahren extra aus Erfurt angereist, um an den in Merseburg lebenden Kevin zu denken.
Die für mich eindringlichsten Worte fand Conrad Rößler, der 2019 im Kiez-Döner überlebte. Er habe Wut nicht nur auf den Täter und darauf, dass Menschen ihren Glauben nicht frei ausleben können. Er sei wütend auch auf sich selbst, weil er Angst habe, Zivilcourage zu zeigen - in der Straßenbahn etwa, wenn dort ein Neonazi seine Parolen grölt. Viele von uns werden sich in diesen Worten wiederfinden. Es gehört Mut dazu, sich das einzugestehen.
Herzlichst, Ihr Dirk Skrzypczak