Zentralstadion in Leipzig Zentralstadion in Leipzig: Wanderfalken machen Jagd auf Tauben

Leipzig/dpa. - Seine Mannschaft mit zwei Wanderfalken-Brüdern, demzweijährigen Würgfalken «Emma» und dem 20-jährigen Steppenadler«Cleopatra» hätte die einwöchige Aufwärmphase in neuer Umgebungbereits mit Bravour gemeistert. Schaaf wechselt sie zunächst täglich ein, bis das Tauben-Team, bestehend aus geschätzten 50 Ringeltauben, aufgibt. Der Trainer ist zuversichtlich, dass seine Jagd-Taktik aufgeht. «Die Tauben werden das Stadium als Territorium aufgeben, weil die Jagd meiner Falken für sie zu viel Stress ist.»
Schaaf ist hauptamtlich Falkner im Deutschen Falkenorden, den derStadionbetreiber ZSL im Kampf gegen den sich häufenden Taubenkot umHilfe gebeten hat. «Seit Wiedereröffnung des umgebautenZentralstadions im Jahr 2004 gibt es Probleme mit Taubenkot», sagtZSL-Sprecher Ronny Weber. «Aber in den vergangenen Monaten hat derDreck gravierend zugenommen. Vielleicht zieht die Tauben hier etwasmagisch an.»
Mit ihrem aggressiven Kot verschmutzen die ungeliebten Vögel dieGänge, die Stahlkonstruktion und Stühle, derzeit rund 600Hartschalenstühle. Für Stadionbesucher besteht außerdem eineGesundheitsgefahr, weil der Vogelkot Infektionskrankheiten übertragenkann. «Das optische und hygienische Problem ist akut geworden», sagtWeber. Auch finanziell dürfte der Kot dem Betreiber unangenehm sein.Pro Reinigungsgang werden 2000 Euro fällig. Nun zahlt er erstmal 2000Euro für die Wanderfalken-Brüder und das Ortungsgerät des Falkners.
Die Idee mit der Verpflichtung von Greifvögeln ist nicht neu. ImMainzer Stadion wurden Flügelschläge und Alarmruf der Falken über dieBeschallungsanlage verbreitet. «Das hat bei uns aber leider nichtfunktioniert», sagt Weber. Deshalb kopierten die Leipziger das Kölner«Konzept der Taubenvergrämung», das dort erfolgreich lief.
Der Leipziger Falkner will das Zentralstadion als Trainingsstättefür seine Greifvögel nutzen, was aber Nebenwirkungen hat. «Das sindTiere, die in Gefangenschaft leben, die sollen auch in Gefangenschaftbleiben. Die Gefahr besteht, dass sie nicht zurückkommen.» Würgfalkenund Steppenadler kommen in den Steppen Osteuropas und Asiens vor.Auch in der Flora und Fauna im benachbarten Auenwald könnten sieBeute entdecken. «Die Greifvögel können das Stadion kurzfristigverlassen, wenn sie da was finden.» Schließlich hinterlassen auch sieselbst Kot im Stadion: Einer von ihnen verspeiste allein in derStunde, in der Schaaf seine Jäger vorstellte, sieben Küken.